Politik Königspalast statt Konzernzentrale

Arbeiten am Saudi-Arabien der Zukunft: Kronprinz Mohammed bin Salman und Ex-Siemenschef Klaus Kleinfeld.
Arbeiten am Saudi-Arabien der Zukunft: Kronprinz Mohammed bin Salman und Ex-Siemenschef Klaus Kleinfeld.

Riesige Felder von Sonnenkollektoren, eine Brücke über das Rote Meer, Hightech-Fabriken, Gewächshäuser und Trinkwassergewinnung in der Wüste – eine Oase der Moderne auf knapp 27.000 Quadratkilometern: Das ist „Neom“, eine geplante Mega-Stadt in Saudi-Arabien, die an der Westküste des Königreichs entstehen soll. Das 500 Milliarden US-Dollar teure Vorhaben ist ein Schlüsselprojekt des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der sein Land in die Zukunft führen will. Jetzt hat der Prinz den bisherigen Neom-Chef zu seinem Berater im Königspalast ernannt: Es ist der ehemalige Siemens-Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld. Der 60-jährige Kleinfeld, der 2007 wegen einer Schmiergeldaffäre bei Siemens zurücktreten musste, arbeitete seit dem vergangenen Oktober als Leiter des Neom-Projekts. In Neom – das Wort ist eine Kombination aus „neo“ und dem arabischen Wort für Zukunft, „mustakbal“ – soll sich vieles um Künstliche Intelligenz und andere Zukunftstechnologien drehen. Damit wird das Projekt zu einem Labor für die Pläne des Kronprinzen. Seine Vorstellung ist die eines modernen Landes, das sich von seiner Abhängigkeit vom Öl gelöst hat. Anders als im Rest des Landes sollen Frauen in Neom gleichberechtigt sein und sich ohne Verschleierung in der Öffentlichkeit bewegen können. Kleinfeld wird sich ab dem 1. August um die „wirtschaftliche, technologische und finanzielle Entwicklung Saudi-Arabiens“ kümmern, wie es in einer Mitteilung der Regierung in Riad hieß. Der 32-jährige Mohammed bin Salman, der häufig nach seinen Initialen nur MBS genannt wird, will mit der Hilfe des fast doppelt so alten Managers den Umbau des Staates vorantreiben. Viel wird davon abhängen, ob sich MBS und sein Team auf Dauer die Unterstützung der Jugend des Landes – zwei von drei Saudis sind jünger als 30 Jahre alt – sichern können, und ob der Prinz die erwarteten Proteste des ultrakonservativen religiösen Establishments sowie Widerstände aus der eigenen Familie abwehren kann. Zwar strebt der Kronprinz keinen demokratischen Umbau an: Mohammed bin Salman will die Monarchie nicht abschaffen, sondern für eine Zukunft ohne Öl festigen. Aber nur eindeutige Erfolge bei seinen Reformbemühungen können die Stellung des Kronprinzen auf Dauer sichern. Der ehemalige Siemens-Chef soll ihm helfen, dieses Ziel zu erreichen.

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