Politik Fragen und Antworten: Welche Gefahr vom Coronavirus ausgeht

Das Flughafenpersonal am südkoreanischen Flughafen Incheon International Airport versprüht als Schutzmaßnahme gegen die Verbreit
Das Flughafenpersonal am südkoreanischen Flughafen Incheon International Airport versprüht als Schutzmaßnahme gegen die Verbreitung des Corona-Virus eine keimtötende Lösung. Foto: dpa

Ausgerechnet während der Reisewelle anlässlich des chinesischen Neujahrsfests breitet sich ein neuartiges Virus in der Volksrepublik sprunghaft aus. Mit dem Coronavirus haben sich dort nach Behördenangaben mittlerweile mindestens 544 Menschen angesteckt, rund 1400 weitere stehen unter Beobachtung. 17 infizierte Menschen starben.

Welche Eigenschaften und welche Wirkung hat das Virus?
Der Erreger mit der Abkürzung 2019-nCoV zählt zur großen Familie der Coronaviren und wurde vor den seit Dezember auftretenden Fällen noch nie beobachtet. Seinen Ursprung hat er wahrscheinlich auf einem Fisch- und Geflügelmarkt in Wuhan, einer Elf-Millionen-Einwohner-Metropole in der ostchinesischen Provinz Hubei. „Man nimmt an, dass die Quelle auf diesem Markt verkaufte Tiere waren“, sagt Arnaud Fontanet, Leiter der Abteilung für die Epidemiologie neu auftretender Krankheiten am Pariser Pasteur-Institut.

Der neue Erreger ähnelt dem Coronavirus, das in den Jahren 2002/2003 eine Epidemie der Atemwegserkrankung Sars verursacht hatte. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten damals weltweit 8096 Menschen. 774 von ihnen starben, die meisten in Festland-China und der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong.

Wird das Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen?
Wochenlang herrschte Unklarheit darüber, ob der Erreger auch von Mensch zu Mensch übertragen wird. Denn das Risiko einer Ausbreitung wäre dadurch höher. Am Montag bestätigte ein Experte der nationalen chinesischen Gesundheitskommission diesen Übertragungsweg. Einen Beleg dafür lieferte ein chinesischer Arzt, der bei der Untersuchung der Infektionen im Auftrag der Nationalen Gesundheitskommission nach eigenen Angaben selbst erkrankte.

Mit welcher Ausdehnung des Virus ist zu rechnen?
„Angesichts der weltweiten Reisegewohnheiten sind neue Fälle in anderen Ländern wahrscheinlich“, urteilt die WHO. Bestätigte Fälle gibt es unter anderem aus den USA, Japan und Thailand. Innerhalb Chinas könnte sich das Virus auch durch den massiven Reiseverkehr anlässlich des Neujahrsfests am Wochenende weiter ausbreiten. Um die Krankheit einzudämmen, muss schnell ihre Quelle gefunden werden, etwa durch die Untersuchung unterschiedlicher Tiere. Außerdem haben die Behörden ein wachsames Auge auf aus Wuhan kommende Reisende, sie werden bei Symptomen von Atemwegserkrankungen isoliert.

Sind die Gefahren mit Sars vergleichbar?
Experte Fontanet schätzt die Gefahren durch das neue Virus zunächst geringer ein als bei dem Sars-Erreger. Wenn das Coronavirus wie damals mutiere und dadurch schneller übertragbar werde, könne sich dies aber ändern, sagt er. Der Viruloge Christian Drosten von der Berliner Charité warnte im Deutschlandfunk: „Das ganze Bild nimmt jetzt doch mehr Ähnlichkeit mit der damaligen Sars-Epidemie im Jahr 2003 an.“ Die Gesundheitsbehörden müssten das neuartige Virus daher „sehr ernst“ nehmen.

Welches Risiko geht von dem Virus für Deutschland aus?
Auch wenn Chinas Nationale Gesundheitskommission mittlerweile die Übertragbarkeit des Virus von Mensch zu Mensch bestätigte, geht das deutsche Robert-Koch-Institut von Einzelfällen aus. Es gebe weiterhin „keine Hinweise auf eine fortgesetzte Übertragung von Mensch zu Mensch“, heißt es. Die Bundesbehörde verweist zudem auf eine aktuelle Risikoeinschätzung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), wonach das Risiko einer weiteren Ausbreitung innerhalb der EU, sollte ein Fall festgestellt werden, „als gering bis sehr gering“ anzusehen ist. Entsprechend schätzt das deutsche Robert-Koch-Institut das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland „zurzeit als sehr gering“ ein. Diese Einschätzung könne sich allerdings aufgrund neuer Erkenntnisse kurzfristig ändern.

Welche Vorsichtsmaßnahmen gibt es?
Das Robert-Koch-Institut beobachtet die Entwicklungen bei dem neuartigen Virus und steht dazu mit der WHO im Kontakt. Die Berliner Charité hat nach Angaben ihres Virulogen Christian Drosten bereits „alle Testsysteme hoch gefahren“, um eine Infektion mit dem neuen Coronavirus bei Bedarf schnell nachweisen zu können.

Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt am Main sieht aktuell keine Notwendigkeit für Schutzmaßnahmen, zumal dort keine Direktflüge aus Wuhan landen. Der Flughafenbetreiber steht laut seiner Sprecherin aber „in einer engen Abstimmung mit den Behörden“ und im Austausch mit anderen Flughäfen. Durch vergangene Epidemien sei der Airport auf ein mögliches Auftreten der neuartigen Infektion sehr gut vorbereitet. Bei einer weiteren Ausbreitung der Lungenkrankheit würden die Rettungskräfte am Flughafen im Erkennen von Symptomen geschult werden.

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