Politik Flüchtlinge: Im Winter droht Chaos auf Ägäisinseln

Die Vereinten Nationen (UN) warnen vor einem Flüchtlingschaos in Griechenland. Die Auffanglager auf den Ägäisinseln sind hoffnungslos überfüllt.

Noch herrschen in der Ägäis spätsommerliche Temperaturen. Aber schon für dieses Wochenende kündigen die Meteorologen die ersten Herbststürme an. Angesichts des bevorstehenden Winters macht jetzt die Flüchtlingsagentur UNHCR auf die zunehmend schwierige Situation der fast 14.000 Flüchtlinge und Migranten aufmerksam, die auf den ostägäischen Inseln ausharren müssen. „Wir appellieren an die Behörden, etwas gegen die Überfüllung in den Lagern zu unternehmen, die Unterbringung zu verbessern und mehr Hilfsgüter bereitzustellen“, sagt UNHCR-Repräsentant Philippe Leclerc. In den meisten Lagern herrschen chaotische Zustände. Auf den Inseln Lesbos und Samos warten in den sogenannten „Hotspots“ 7000 Menschen auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge, viele von ihnen seit über einem Jahr. Ausgelegt sind die Lager nur für die Unterbringung von 2000 Personen. Auch auf den Inseln Chios, Leros und Kos sei die Entwicklung zunehmend kritisch, warnen die UN. Der Druck wächst, weil die Anzahl der Neuankömmlinge zunimmt. Im September kamen 5000 Menschen von der türkischen Küste, darunter viele Familien mit kleinen Kindern. Die Schutzsuchenden stammen überwiegend aus Syrien und Irak. Weil die Unterkünfte überfüllt sind, hausen viele Familien außerhalb der Lager in Zelten, die nicht wetterfest sind. Schon im vorigen Winter versanken die provisorischen Lager im Schlamm, viele Zelte stürzten unter der Last des Schnees ein. Dieses Chaos droht sich nun zu wiederholen, weil die griechischen Behörden mit dem Bau vernünftiger Behausungen nicht nachkommen. Im Lager Vathy auf Samos leben etwa 700 Menschen in Campingzelten. Im Hotspot Moria auf Lesbos sind 1500 Flüchtlinge und Migranten in Zelten ohne Boden, Isolation oder Heizmöglichkeit untergebracht. UNHCR will bis zum Jahresende weitere 3000 Flüchtlinge in Wohnungen auf dem griechischen Festland unterbringen. Die Asylsuchenden auf den Inseln dürfen aber erst aufs Festland weiterreisen, wenn über ihre Anträge entschieden ist – und das kann Monate oder sogar Jahre dauern.

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