Politik Bekennerschreiben geben Rätsel auf

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Karlsruhe. Ein schneller Fahndungserfolg nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund (BVB) ist nicht in Sicht. Die Ermittler bezweifeln, dass die drei Bekennerschreiben tatsächlich von Islamisten verfasst wurden. Eine Sprecherin der Generalbundesanwaltschaft bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“.

Die Medien hatten sich auf eine islamwissenschaftliche Untersuchung bezogen, in der von „erheblichen Zweifeln“ die Rede sein soll. Die drei textgleichen Bekennerschreiben hätten demnach vermutlich nur den Eindruck erwecken sollen, die Tat habe einen islamistischen Hintergrund, hieß es. Auch der Leiter des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, hatte zuvor Zweifel an einer Täterschaft von Islamisten geäußert. Es sei nicht auszuschließen, dass es sich bei den Bekennerschreiben des angeblichen Kommandos „im Namen Allahs“ um eine Täuschung handele, um „Hass gegen Muslime“ zu schüren, erklärte er vor dem Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags. Die Schreiben könnten sowohl aus der rechts-, links- oder islamistischen Szene stammen, womöglich auch aus Hooligan-Kreisen. Der kurz nach dem Attentat festgenommene Iraker hat offenbar mit dem Attentat nichts zu tun. Am Dienstagabend waren in Dortmund drei Sprengsätze in der Nähe des Mannschaftsbusses des Fußball-Bundesligisten explodiert, der auf dem Weg zu der Champions-League-Partie gegen AS Monaco war. Dabei wurden der BVB-Profi Marc Bartra und ein Polizist verletzt. Zwar erließ der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs Haftbefehl gegen Abdul Beset A. wegen des Verdachts der IS-Mitgliedschaft, für eine Tatbeteiligung des 26-jährigen Irakers an dem Anschlag haben die Behörden aber keine Hinweise gefunden. Wie der Generalbundesanwalt in Karlsruhe am Donnerstag mitteilte, soll sich der nach dem Anschlag festgenommene A. spätestens Ende 2014 im Irak dem IS angeschlossen haben. Er sei über die Türkei nach Deutschland gekommen und habe hier weiter Kontakte zu IS-Mitgliedern unterhalten. Neben dem Iraker hatte die Bundesanwaltschaft zeitweise einen zweiten Verdächtigen, einen 28-jährigen Deutschen, im Visier, der aber offenbar mangels Tatverdachts auf freiem Fuß blieb. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat indes Defizite im Kampf gegen den Terror beklagt. Es gebe „leider noch ein sehr unterschiedliches Niveau von Gesetzen in den einzelnen Bundesländern“, sagte sie in einem Interview. Sport |jnx/afp/rtrt/dpa

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