Jubiläum Als das Internet in der Pfalz laufen lernte

Jochem Kranz (Mitte) und Wolfgang Hübner (r.) gehörten zu den Internetpionieren der RHEINPFALZ. Sie sorgten dafür, dass die RHEI
Jochem Kranz (Mitte) und Wolfgang Hübner (r.) gehörten zu den Internetpionieren der RHEINPFALZ. Sie sorgten dafür, dass die RHEINPFALZ ins Internet kam. Mit dem heutigen Angebot hatte das aber nur wenig zu tun.

25 Jahre RHEINPFALZ digital: Die erste Online-Ausgabe der RHEINPFALZ ging am 15. Januar 1998 auf Sendung. Heute besuchen monatlich mehr als eine Million Menschen die RHEINPFALZ auf digitalem Weg.

Liebe auf den zweiten, vielleicht auch erst auf den dritten Blick. So lässt sich die Beziehung der RHEINPFALZ zum Internet beschreiben. Heute unerlässlich, um die Pfälzer mit Nachrichten zu versorgen, waren die Anfangsjahre und ersten Gehversuche im Internet auch bei der RHEINPFALZ von Skepsis und Unsicherheit geprägt.

Im Jahr 1990 hatte der Computer-Experte Tim Bernners-Lee die Idee für das World Wide Web, kurz www. Damit konnten nicht mehr nur Nachrichten verschickt werden, sondern es entstand auch eine Art Speicher, an den jeder Informationen senden und auf dem eigenen PC oder mit dem Smartphone empfangen kann. Seit dem 30. April 1993 kann theoretisch jeder das World Wide Web nutzen.

Viele Verlage nahmen damals das Internet nicht als Herausforderung wahr und waren damit nicht allein: „Das Internet ist nur ein Hype.“ Bill Gates, der Gründer von Microsoft, sagte diesen Satz im Jahr 1993. 27 Jahre später ist klar: Weder Bill Gates noch die Tageszeitungen lagen damit richtig. Bei der RHEINPFALZ war Wolfgang Hübner einer jener Visionäre, die es braucht, um solche Entwicklungen nach vorne zu bringen.

Zeitungslayout im Internet

1996 sprach er erstmals das Thema beim Verleger Thomas Schaub an, der sich nach vielen Diskussionen überzeugen ließ, mit einer eigenen Website an den Start zu gehen. Ein Zeitungsgrafiker erstellte damals das Layout für die ersten Gehversuche der RHEINPFALZ im Netz. Nicht überzeugt war damals die Redaktion. „Da wurden wir immer auf Abstand gehalten“, erinnert sich Jochem Kranz, der damals maßgeblich am Webauftritt beteiligt war.

1997 wurde die Website programmiert. 30 Prozent der Pfälzer, so ergab damals eine Untersuchung, hatten einen Internetanschluss und kamen als Leser infrage. Am 15. Januar 1998, neun Jahre bevor das erste iPhone auf den Markt kam, fiel dann doch der Startschuss für RON (RHEINPFALZ online). So hieß der erste Auftritt der RHEINPFALZ im Netz. „Der war ganz bunt. Jede Navigationsebene hatte eine eigene Farbe. Das waren schon wilde Zeiten“, erinnert sich Jochem Kranz.

Zugang zur Daten-Autobahn

„Dort gibt es ständig aktualisierte Nachrichten aus aller Welt, Neues aus der Pfalz, einen großen Veranstaltungskalender, Immobilien- und Kfz-Anzeigen sowie Diskussionsforen und Gewinnspiele. Über die elektronische Post gibt es die Möglichkeit, der Redaktion Mitteilungen zu einzelnen Beiträgen zu schicken. Außerdem können sich die Nutzer in sogenannten Chat-Rooms miteinander unterhalten. Weitere Schwerpunkte im Angebot sind jede Woche rund 2500 Immobilien-, über 1000 Kraftfahrzeug-Anzeigen sowie alle Veranstaltungshinweise aus dem LEO, die über eine Datenbank gezielt ausgesucht werden können. RHEINPFALZ-Leser, die noch keinen Internet-Zugang besitzen, erhalten auf Wunsch einen Zugang zur Daten-Autobahn. Einwahlknoten stehen zum Ortstarif in Ludwigshafen und Kaiserslautern zur Verfügung,“ war am 16. Januar 1998 auf der RHEINPFALZ-Titelseite zu lesen. Verleger Thomas Schaub, Chefredakteur Michael Garthe, Wolfgang Hübner und Jochem Kranz präsentierten dort das neue Angebot.

Die Einwahlknoten, mit denen man sich damals per Modem einwählen konnte, wurden zusammen mit einem Dienstleister ebenfalls von der RHEINPFALZ als Provider angeboten. Rund 50.000 Kunden nutzten damals das „Pfälzer AOL“. Die Homepage strahlte in vielen bunten Farben, und sämtliche Inhalte der gedruckten Zeitung wurden damals automatisiert veröffentlicht.

Eigene Dating-Plattform

Entwickler Bernd Klaffke, der im Jahr 2000 zur RHEINPFALZ kam, kann sich noch gut an die Dating-Plattform erinnern, die ebenfalls angeboten wurde und sehr erfolgreich war. So erfolgreich, dass Klaffke damals seine Frau darüber kennenlernte. Die Ehe hielt, der Internetboom bekam im Jahr 2000 die ersten Risse, und als die sogenannte Internetblase an den Börsen platzte, gab es auch bei der RHEINPFALZ ein Umdenken. Außerdem stand Ärger ins Haus, da RON vom Namen her sehr dem Sportangebot eines großen privaten Fernsehsenders ähnelte. Um diesen zu vermeiden, wurde 2001 aus RON rheinpfalz.de.

2001 kamen auch die ersten Online-Redakteure. Mit der RHEINPFALZ-Redaktion hatten sie aber immer noch nicht viel zu tun, vielmehr kümmerten sie sich um ein Internet-Nachrichtenportal für den BASF-Standort Ludwigshafen und lieferten einige Jahre täglich 20 bis 30 Artikel für die Aniliner.

Harter Schnitt

Für rheinpfalz.de kam 2003 der harte Schnitt. Das Gratis-Angebot wurde radikal zurückgefahren. Als eine der ersten Tageszeitungen führte die RHEINPFALZ eine harte Bezahlschranke ein, was damals für viele Verlage undenkbar war. Im Rückblick setzte der Verlag damit bereits vor allen anderen den richtigen Impuls. Und auch sonst ging man technisch neue Wege. Statt auf Webartikel wurde für die Kunden auf die Artikel im neu eingeführten E-Paper verlinkt. Am 1. März 2003 wurde zudem die RHEINPFALZ-Card eingeführt. Die Inhaber der Card hatten damit Zugriff auf das Online-Angebot.

In den folgenden zehn Jahren wurde rheinpfalz.de dreimal optisch überarbeitet, und durch die Einführung einer neuen App und des heutigen E-Papers kamen auch die Webartikel zurück zu rheinpfalz.de. Einen Meilenstein erreichte das Online-Angebot im August 2014, als die Online-Redaktion in die Redaktion der RHEINPFALZ integriert wurde und erstmals gemeinsam mit der Printredaktion agierte. Mit der Integration der Onliner in die Redaktion kam Tempo auf. Die Entwicklung des Pfalz-Tickers, der heute ein Begriff für aktuelle Nachrichten ist, und eine neue App brachten Schwung in die Digitalisierung.

Zielgerichtet dank Daten

2017 wurde die Chefredaktion um einen Part für das Digitale erweitert, die Reichweite von rheinpfalz.de hat sich in den vergangenen vier Jahren vervielfacht. Rund 1,2 Millionen Menschen erreicht rheinpfalz.de jeden Monat. Mit einer E- Paper-Abendausgabe können Leser mittlerweile am Tag vorher die Zeitung von morgen lesen, zahlreiche Newsletter informieren über das Geschehen in der Pfalz, und für die Pfälzer ist rheinpfalz.de längst keine Unbekannte mehr. Rund 50.000 Kunden nutzen mittlerweile das digitale Angebot des Verlags. Seit dem 1. Januar 2023 hat übrigens eine neue Einheit, das Content-Development-Team, seine Arbeit aufgenommen. Die Redakteure versuchen anhand von Daten und anderen Erkenntnissen die digitalen Kanäle noch zielgerichteter als bisher zu bespielen und die Lokalredaktionen dabei zu unterstützen, die Leser im Netz mit Inhalten zu begeistern.

An die Anfänge im Netz erinnert dabei kaum noch etwas. Außer der Ehering von Bernd Klaffke.

Seit 2018 können die Digitalkunden der RHEINPFALZ schon am Abend die Zeitung vom nächsten Tag lesen. Verleger Thomas Schaub (2.v
Seit 2018 können die Digitalkunden der RHEINPFALZ schon am Abend die Zeitung vom nächsten Tag lesen. Verleger Thomas Schaub (2.v.r), Geschäftsführer Holger Martens (2.v.l.) und Chefredakteur Michael Garthe (r.) gaben damals den Startschuss für die Abendausgabe.
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