Rheinland-Pfalz Neuanfang am Flughafen Hahn kommt mit Verspätung

„Ich mache nicht den Cheap-Charlie. Wir kaufen uns Verkehr nicht ein“, sagt Christoph Götzmann, HNA-Bevollmächtigter am Flughafe
»Ich mache nicht den Cheap-Charlie. Wir kaufen uns Verkehr nicht ein«, sagt Christoph Götzmann, HNA-Bevollmächtigter am Flughafen Hahn

Die erste Landung eines Frachtflugzeugs der chinesischen Suparna Airlines nahm der neue Mehrheitseigentümer der Flughafen Frankfurt Hahn GmbH, die HNA Airport Group, gestern zum Anlass, sich erstmals öffentlich vorzustellen. Wegen der siebenstündigen Verspätung fingen die Kameras zunächst aber nur Bilder einer leeren Landebahn ein.

«LAUTZENHAUSEN.»Laut Christoph Götzmann, Bevollmächtigter der HNA Airport Group, ist die Verbindung ein erster Schritt, um das gegebene Versprechen einzuhalten, gleichzeitig bat er um Geduld. Suparna werde den Flughafen Hahn einmal pro Woche mit dem chinesischen Xi’an Xianyang verbinden. Drei wöchentliche Fracht- und drei Passagierflüge nach China sollten kurzfristig realisiert werden, sagte HNA im Frühjahr zu, als der Vertrag zum Kauf der Anteile des Landes Rheinland-Pfalz am Hahn in Höhe von 82,5 Prozent für 15,1 Millionen Euro unterschrieben wurde. Bereits kurz nach dem Vollzug des Kaufs Anfang August musste Götzmann einräumen, dass es mit den Passagierflügen länger dauern werde. Wohl erst nach dem Karl-Marx-Jahr 2018, in dem viele Besucher aus der Volksrepublik erwartet werden, könne eine Direktflugverbindung zwischen dem Flughafen Frankfurt Hahn und China aufgenommen werden. Zu Passagierflügen wollte sich Götzmann, dessen Namensschild ihn als „Chief Operating Officer“ auswies, gestern aber nicht äußern. Über das Frachtgeschäft sagte er: „Es läuft gut. Wir arbeiten handwerklich sauber daran, dass wir wachsen.“ Suparna hieß bis vor kurzem Yangtze River Express und gehört wie die HNA Airport Group zum chinesischen Luftfahrt- und Touristik-Konzern HNA, der durch eine Beteiligung bei der Deutschen Bank und durch andere auf Pump finanzierte Zukäufe jüngst mehrfach von sich reden machte. Yangtze flog den Flughafen Hahn vor einigen Jahres bis zu neunmal pro Woche an, wechselte dann nach München, um im Mai 2017 nach Amsterdam weiterzuziehen. Die Flüge zum Hahn seien eine neue Verbindung, sagte Götzmann und räumte ein, dass die Anwerbung von Suparna etwas damit zu tun haben könne, dass beide Geschäftspartner zum HNA-Konzern gehörten. Auf die Frage, ob der Flughafen Hahn mit besonders günstigen Konditionen geworben habe, sagte Götzmann: „Ich mache hier nicht den Cheap-Charlie. Wir kaufen uns den Verkehr nicht ein. Wir entwickeln ihn nachhaltig und nicht, um der Öffentlichkeit einen Happen hinzuwerfen.“ Von Januar bis Juni sei die Fracht mit 58.000 Tonnen um 56 Prozent gegenüber der Vorjahreszeit gestiegen. Der Flughafen Hahn wachse stärker als der Markt. Die Fluglinie Air Atlanta Icelandic habe neben Flügen auf die arabische Halbinsel zwei zusätzliche Flüge pro Woche nach Bogota aufgenommen, auch Air Bridge Cargo sei Neukunde, sagte Götzmann, der schon einmal als Vertriebsmanager am Hahn gearbeitet hat. Es gab jedoch Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Geschäftsführer Markus Bunk. HNA hatte bereits im Frühjahr die Geschäftsführung des Flughafens übernommen, noch vor einer Entscheidung der EU-Kommission. Mit dem grünen Licht aus Brüssel Ende Juli wurde der Verkauf vollzogen, der Aufsichtsrat mit Wissenschaftsstaatssekretär Salvatore Barbaro (SPD) an der Spitze trat zurück. „Das Land wird sich weiter am Flughafen Hahn engagieren“, sagte Innenstaatssekretär Randolf Stich (SPD) und verwies auf die in Aussicht gestellten Betriebsbeihilfen, Investitionszuschüsse und Sicherheitskosten für Brandschutz und Rettungsdienst in Höhe von bis zu 75 Millionen Euro bis zum Jahr 2024. Der Flughafen wird nach seinen Worten nun ebenso behandelt wie private Beihilfeempfänger. Deshalb werde das Land keinen Vertreter in den neuen Aufsichtsrat schicken. Mit 17,5 Prozent ist das Land Hessen noch stiller Teilhaber. Über die Zusammensetzung des Kontrollgremiums sei laut Götzmann noch nicht entschieden. Ganz zum Schluss sagte der Manager doch noch etwas, was Passagiere des Hunsrückflughafens betreffen könnte. Auf die Frage, ob sich Fluggäste auf höhere Parkgebühren einstellen müssten, antwortete Götzmann: „Wir werden den Flughafen Hahn nicht durch die Parkgebühren sanieren. Diese Möglichkeit haben wir geprüft und sie muss ausgeschlossen werden.“ In einem früheren Sanierungskonzept hatten höhere Parkgebühren eine Rolle gespielt. Er schrieb aber weiter rote Zahlen. Zuletzt lag der Verlust bei 1,5 Millionen Euro – im Monat. Kommentar

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