Interview Mon Mari et Moi aus Kaiserslautern
Sie haben seit Kurzem eine eigene Plattenfirma und managen sich selbst. „Das ist echt ein gutes Gefühl, alles selbst in der Hand zu haben“, sagen Shakti und Mathias Paqué alias Mon Mari et Moi. Und das Singer-Songwriter-Paar aus Kaiserslautern kommt mit seinen Liedern, die mal frech gegen den Strich bürsten, mal warmherzig-poetisch bezaubern, bei einem wachsenden Publikum weit über die Grenzen der Pfalz hinaus gut an. Gerade haben sie die CD „Komisch“ mit „Popularmusik vom Allerfeinsten“, im vergangenen Jahr „Lieder für den täglichen Gebrauch“ produziert. Auch Live-Konzerte finden sich wieder mehr und mehr im Terminkalender.
Ihr werbt für euch mit den Worten: „Wer Lust auf einen ungewöhnlichen Abend verspürt, kann sich bei einem Mon Mari et Moi-Konzert wunderbar aufgehoben fühlen.“ Wie löst Ihr dieses Versprechen ein?
Wir haben auf unseren ersten Konzerten immer wieder gehört, dass der Abend ungewöhnlich war. Unsere Lieder und die Geschichten, die wir dazu erzählen, würden die Leute auf andere Gedanken brin¬gen. Das wollen wir. Wir versuchen ein Schlupfloch aus dem Alltag anzubieten.
Die Rezension gibt euch da unumwunden Recht und bescheinigt, dass ihr das Publikum zu verzaubern wissen. Was macht die Magie der Auftritte aus?
Dadurch, dass wir genau das tun, wonach uns gerade ist, was wir lieben und was uns glücklich macht, können wir vielleicht ein bisschen von unserer Stimmung an das Publikum weitergeben. Launen sind ja sehr ansteckend. Gute wie auch schlechte.
Nach langer Bühnen-Abstinenz geht es ja jetzt wieder raus ins Leben. Spürt ihr bei Live-Konzerten irgendeine Veränderung? Wie fühlt sich das für euch an? Hatte die Pandemie spürbare Auswirkungen aufs Verhalten des Publikums?
Es macht uns sehr froh, wieder vor Leuten zu spielen und viele Menschen zu treffen. Wir werden ja sonst alle sehr wunderlich ohne diesen Austausch. Leider gibt es natürlich immer noch viele Menschen, die nicht auf unsere Konzerte kommen können. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Wir hoffen, dass das nicht so bleibt. Wir wollen lieber Menschen im richtigen Leben begegnen statt unsere Facebook-Seite oder unser Instagram-Profil zu pflegen. Das passt besser zu uns.
Die Themen der Songs sind recht ungewöhnlich. Was ist der Quell der Inspiration?
Die sprudeln aus uns raus. Wir stellen ein Aufnahmegerät auf unseren Küchentisch und fangen an. An den interessanten Stellen arbeiten wir weiter, die anderen Ideen bleiben erst mal in unserer Schublade. Dinge, über die wir uns im Alltag wundern, finden oft über Umwege in unsere Lieder. Das können der lange Winterschlaf einer griechischen Landschildkröte, die Beobachtungen in einem Waschsalon, die Baupolitik in der Stadt oder auch nicht eingetroffene Weltuntergangsprognosen sein.
Apropos Weltuntergang: Wie macht sich denn der Ukraine-Krieg in eurem Metier bemerkbar? Wie geht ihr damit um?
Erst im Januar hatten wir den Song „Die Zombie-Apokalypse“ als Neujahrsgruß verschickt. Darin geht es um die nicht eingetroffenen Weltuntergangsprognosen. Eine Zeile darin heißt: „Wir stehen viel besser da als noch im letzten Jahr“. Das können wir seit dem Ukraine-Krieg nun wirklich nicht mehr behaupten. Im Gegenteil. Vieles entwickelt sich ja gerade sehr rückschrittlich. Auf Konzerten spielen wir stattdessen jetzt ein anderes Lied. Aber egal welche Lieder wir spielen, angesichts solcher Katastrophen stehen wir sehr ohnmächtig da.
Shakti, du schreibst, dass du 1979 als Shakti Richter in Hamburg geboren wurdest. Wer zum ersten Mal diesen Namen liest, denkt eher an einen Künstlernamen oder einen spirituellen Hintergrund. Verrätst du uns, was es mit dem Namen auf sich hat?
Das ist ja sehr praktisch, dass ich mir als Künstlerin gar keinen Künstlernamen mehr ausdenken muss. Und ich werde mit meinem Namen ja auch nie verwechselt. Meinen Eltern hat einfach der Klang sehr gut gefallen und sie haben sich auch für die indische Kultur interessiert. Es war damals gar nicht so einfach, mir diesen Namen zu geben. Sie brauchten erst eine Bescheinigung vom indischen Konsulat in Hamburg, dass es sich auch wirklich um einen gebräuchlichen weiblichen indischen Mädchen-Vornamen handelt. Mein Vor- und mein Nachname „Richter“ haben mir jeder für sich immer gefallen, aber nicht wirklich zusammengepasst. Das klingt jetzt eindeutig besser.
Seit 2012 seid ihr beide verheiratet – und ein kongeniales Musikduo. Würdet ihr euch auch ganz allgemein als Traumpaar bezeichnen, und worin liegt das Geheimnis dieses „Erfolgs“?
Wir sind nicht nur verliebt, sondern auch einfach sehr gute Freunde. Außerdem sind die Talente vielleicht gut bei uns verteilt? Wir interessieren uns außerdem für die gleichen Dinge und haben ganz ähnliche Vorstellungen davon, was wir so im Leben vorhaben und wie wir gerne unsere Zeit verbringen möchten. Ein großes Glück!
Bei einem Paar liegt das ja nahe …: Darf ich fragen, wie ihr euch kennengelernt habt?
Ich habe als Studentin gekellnert, und Mathias hat als Gast immer seinen Kaffee bei mir bestellt. So sind wir ins Gespräch gekommen.
Mathias, Du hast ja vorher in Bands Musik gemacht. Fehlt im Duo mit purer akustischer Musik nicht manchmal doch was?
Im Moment nicht. Für mich ist das ja eine ziemlich neue Erfahrung, nur zu zweit aufzutreten. Das hätte ich mir früher gar nicht zugetraut. Je mehr Musiker, desto besser kann man sich ja auch hinter einem anderen verstecken. Man ist ja zu zweit viel mehr gefordert. Auch ein rein akustisches Album abwechslungsreich zu gestalten ist eine echte Herausforderung. Wir schließen aber auch nicht aus, mal mit befreundeten musikalischen Gästen zusammen zu arbeiten und haben da schon ganz viele Angebote.
Warum haben sich Orange 4 aus deiner Sicht heraus eigentlich getrennt? Die Band war doch beliebt und erfolgreich? Und ich darf verraten, dass „Bird’s Eye View“ eines meiner All-Time-Lieblingsalben ist ...
Das freut mich natürlich sehr zu hören, dass du dieses Album so magst! Bei Orange 4 waren wir fünf Musiker mit den unterschiedlichsten Talenten, was eigentlich ne gute Voraussetzung war, aber letzten Endes fehlte uns ein gemeinsames Ziel. War trotzdem ne schöne Zeit und ich habe dort jede Menge gelernt.
Ihr wurdet im vergangenen Jahr vom SWR-Fernsehen für die Sendung „Landesart – Zusammenhalten für die Kultur“ porträtiert. Wie seid ihr zu der Ehre gekommen?
Das müsste man natürlich die verantwortlichen Stellen beim SWR fragen. Es hat uns aber sehr gefreut, und wir hatten einen ganz wundervollen Nachmittag mit dem SWR-Team.
Merkt man das, wenn man im Fernsehen vorgestellt worden ist?
Wir sind mal am Bahnhof und im Schwimmbad erkannt worden. Wir dachten schon, jetzt haben wir's geschafft. Dann kam Corona ...
Auf welcher Stufe seht ihr euch auf der Erfolgsleiter mit Mon Mari et Moi?
Gefühlt haben wir mit diesem Projekt gerade erst richtig angefangen. Wir haben auch erst jetzt während der langen Corona-Pause rausgefunden, wie wir am besten zusammen Lieder schreiben und was unser Weg sein könnte. Man kann uns deshalb ruhig als Nachwuchsband bezeichnen.
Ihr gehört der Künstlerwerkgemeinschaft Kaiserslautern an, und Shakti: Du hast Innenarchitektur und freie Kunst studiert und arbeitest mal im Atelier, mal im Musikstudio. Das sind zwei unterschiedliche Formen des Ausdrucks. Was willst du mit deiner Kunst ausdrücken? Verfolgst du mit den beiden Kunstgenres ähnliche Ziele?
Ja. Es geht mir in meiner Kunst und in der Musik darum, Geschichten zu erzählen und mich mit vielen unterschiedlichen Menschen darüber auszutauschen. Vor ein paar Tagen hat Hans Kraus in der Rheinpfalz in einer Konzertbesprechung geschrieben, unsere Lieder würden Bildern ähneln. Das hat mich sehr gefreut zu lesen!
Gibt es derzeit Projekte oder Pläne für neue Projekte?
Wir arbeiten schon an unserem nächsten Album. Das wird wahrscheinlich „Es geht um alles“ heißen. Außerdem habe ich mich für verschiedene Ausstellungen/Kunstprojekte beworben. In den letzten Wochen habe ich an einem neuen künstlerischen Video gearbeitet, und Mathias war mein Kameramann. Das möchte ich gerne in diesem Jahr noch präsentieren. Ich bin noch auf der Suche nach einer passenden Gelegenheit.
Und wo kann man euch oder deine Kunst in der nahen Zukunft live erleben?
Zum Glück füllt sich unser Tourplan im Moment wieder ganz gut mit neuen Konzertterminen. Eigentlich kommt im Schnitt jede Woche ein Konzert hinzu. Die neuen Termine sind immer auf unserer Homepage www.monmarietmoi.de zu finden und man kann auch unseren Newsletter abonnieren um auf dem Laufenden zu sein. Auf meiner Homepage www.shakti-paque.de kann man sich über meine Ausstellungen informieren.
Mon Mari et Moi: So 10.4., 18 Uhr, Enkenbach-Alsenborn, Klangwerkstatt, percpro@icloud.com, weitere Termine/CDs: www.monmarietmoi.de