Zweibrücken Wirtschaftswundermann

Unternehmer, Finanzier und Bürgermeister: Johann Baptist Wolff entwickelte Zweibrücken durch seine unternehmerische und politisc
Unternehmer, Finanzier und Bürgermeister: Johann Baptist Wolff entwickelte Zweibrücken durch seine unternehmerische und politische Karriere zu einem bemerkenswerten Wirtschaftsstandort. Die nach ihm benannte kleine Straße befindet sich am Fasanerieberg.

Als der 1828 in Landau geborene Johann Baptist Wolff im Jahre 1857 als 29-jähriger Ingenieur in die Firma Dingler in Zweibrücken eintrat, begann seine steile Karriere als Unternehmer und Förderer der lokalen Wirtschaft. Nach einem Jahr in der Firma heiratete er Johanna Luise, die 18-jährige Tochter des Fabrikanten Christian Dingler.

Da sein Schwiegervater 1858 starb, musste Wolff schneller als erwartet unternehmerische Verantwortung für das Unternehmen und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt übernehmen. Ein Jahr später, 1859, erreichte Wolff die Umwandlung der Einzelfirma Dingler in die Dingler’sche Maschinenfabrik OHG. Dies war ein geschickter strategischer Schachzug: Die Mitgift seiner Frau, ein Drittel der Maschinenfabrik, gehörte gemäß Ehevertrag ausschließlich ihr. Mit der Umwandlung war auch das Erbteil von Johanna Luise abgegolten. Wolff und sein Schwager Julius Dingler waren nach der Umwandlung der Firma gleichberechtigte Gesellschafter und zur Einzelvertretung berechtigt. Gegen Wolff war keine Entscheidung im Unternehmen mehr möglich. Zwei Jahre nach dem Eintritt hatte er sein Ziel erreicht: Wolff war der Herr auf dem Schönhof. Wolff und Julius Dingler gehörten 1860 zu den Hauptinitiatoren zur Gründung einer Aktiengesellschaft, um Zweibrücken mit einer Gasbeleuchtung auszustatten. Als Vorsitzender des Zweibrücker Gewerbevereins ergriff Wolff 1865 mit Gleichgesinnten die Initiative zur Gründung eines Vorschussvereins, dessen Ziel es war, Mittelstandsunternehmen, die sich keine Finanzmittel über den Aktienmarkt beschaffen konnten, mit dem notwendigen Kapital zu versorgen. Damit konnten Zweibrücker Unternehmer wichtige Investitionen vornehmen und zum Wirtschaftswachstum der Stadt einen bedeutenden Beitrag leisten. 1868 war Wolff federführend bei der Gründung der Leinenzwirnerei als Aktiengesellschaft beteiligt. Er selbst zeichnete ein Drittel des Aktienkapitals und stellte sich als stellvertretender Aufsichtsrat zur Verfügung. Unter Mitwirkung seiner visionären Unternehmertätigkeit entwickelte sich Zweibrücken zu einem bemerkenswerten Wirtschaftsstandort. Erfolgreich und zielstrebig wie Wolff war, verknüpfte er im Jahr 1895 seine unternehmerische Karriere mit einer politischen. Er wurde zum Bürgermeister der Stadt gewählt und stand damit nicht nur an der Spitze der größten Zweibrücker Fabrik, sondern auch an der Spitze der ganzen Stadt. In seiner Eigenschaft als Stadtoberhaupt engagierte er sich im Zweibrücker Pferdesport und war von 1895 bis 1898 Mitglied im Rennkomitee. Aus gesundheitlichen Gründen trat er 1904 als Bürgermeister zurück. Der königliche Kommerzienrat und Ehrenbürger der Stadt Zweibrücken verstarb im Alter von 79 Jahren am 5. März 1907. Es besteht die berechtigte Annahme, dass er selbst seinen beeindruckenden Leichenzug noch zu Lebzeiten festgelegt hat. Am Fasanerieberg erinnert eine kleine Straße an den Mann, der wie kein anderer die Zweibrücker Wirtschaftsgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beeinflusst hat.

x