Zweibrücken Timo will nicht mehr Torwart sein

91-84772014.jpg

Am Montag bin mit meiner Mama in die Jugendbücherei gegangen. Jetzt ist doch bald die Fußballeuropameisterschaft – und in der Bücherei waren ein Fußballer und seine Freundin. Die sind aus unserer Stadt, nicht aus dem Fernsehen. Andreas Hergert heißt er und ist Trainer beim SV Niederauerbach, und sie heißt Conny Lohr.

Er hat immer wieder erzählt, wie das so ist, wenn man Fußball in einem Verein spielt. Und sie hat Geschichten vorgelesen, aus Büchern über Fußball. Ulli Schubert hat sie geschrieben, sie heißen „Die frechen Fußballfreunde starten durch“ und „Die frechen Fußballfreunde retten das Spiel“, oder so ähnlich jedenfalls. In einer Geschichte geht es um Timo und wie er zum Fußballspielen kommt. Zuerst ist Timo Torwart. Aber das findet er total langweilig, weil er nämlich nichts zu tun hat. Seine Mannschaft ist einfach zu gut in der Verteidigung. Deshalb will Timo aufs Feld und selber Tore schießen. Conny hat dann vorgelesen, wie er das gemacht hat. Ein Spieler von der anderen Mannschaft stellt sich ihm in den Weg, Timo trickst ihn aus und tritt nach dem Ball. Er trifft und der Ball fliegt und fliegt und fliegt – ins Tor hinein. Timos Mannschaft gewinnt eins zu null! Der Trainer lobt die Mannschaft, und er lobt Timo und sagt, dass es ein ganz tolles Spiel war. Aber er sagt auch zu Timo, dass er nicht alles allein machen soll, sondern mit den anderen zusammen. Timo darf dann beim FC Vorwärts mitspielen. Am Sonntag haben sie ein Freundschaftsspiel gegen den Verein Victoria, um 9 Uhr morgens. Ganz schön früh aufstehen muss man da, aber wenn’s Spaß macht, geht auch das. Und so ein Freundschaftsspiel macht Spaß. Da muss man noch keine Punkte sammeln. Timo darf an dem Tag eigentlich nicht mitspielen, weil er noch nicht richtig angemeldet ist. Dann spielt er aber doch. Erst hat Timo aber noch eine Panne. Er rutscht mit seinen neuen Turnschuhen aus. Und Christian, einer der Jungs auf dem Spielfeld, hat einen Unfall. Das Knie tut ihm weh. Der Trainer hat sich das sofort angeguckt. Es war aber nix Schlimmes passiert, hat er dann gemeint. Nur blaue Flecken. Aber weiterspielen konnte der Christian an dem Tag nicht mehr, weil man das Bein nicht belasten darf. Weil der FC Vorwärts jetzt einen Spieler weniger auf dem Feld hatte, durfte Timo mitspielen. Timo läuft. Der Verteidiger von der anderen Mannschaft läuft auch, auf Schritt und Tritt. Timo findet das blöd, er will doch unbedingt an den Ball kommen und ein Tor schießen. Dann denkt er: Wenn der Ball nicht zu mir kommt, muss ich mir den Ball halt holen. Und weil der Trainer gesagt hat, dass Timo nicht alles allein machen soll, spielen er und Thomas, ein anderer Junge aus seiner Mannschaft, sich jetzt die Bälle zu. Es klappt. Timo schießt ein Tor. Das war ganz toll für ihn. Das nächste Spiel hat Timos Mannschaft gegen die Spielgemeinschaft 98 gespielt. Und da haben sie alle gedacht, sie werden bestimmt gewinnen. Der andere Verein hat doch in der letzten Spielzeit fast immer verloren. Am Anfang spielt Timos Mannschaft viel besser, aber bis zur Pause hat sie noch kein Tor geschafft. „Ihr habt sie im Sack, jetzt müsst ihr ihn nur noch zumachen“, sagt der Trainer, Herr Trapp. Aber das war gar nicht so einfach. Paul, ein Junge aus Timos Mannschaft, hat einen riesigen Bock geschossen, äh, also keinen Bock, sondern den Ball ins eigene Tor. Timos Mannschaft hat verloren. Andreas hat dazu gemeint, dass man nie einem allein die Schuld geben darf, wenn man verliert. Dafür ist immer die ganze Mannschaft verantwortlich. Das war das Ende der Fußball-Geschichten. Dann haben wir gemalt und konnten einen Fußball und Trikots gewinnen. Andreas hat uns nach unseren Lieblingsvereinen und Lieblingsspielern gefragt. Dortmund, die Frankfurter Eintracht und Bayern haben da ein paar Jungs gesagt. Viele haben gesagt, der Manuel Neuner ist ein ganz toller Fußballer, der geilste Torwart überhaupt. „Naja, ich will kein Torwart sein. Und selber spielen, als Mädchen? Vielleicht – wenn es ein nicht so großer Verein wär’ und wenn es nicht zu brutal ist“, sagte die siebenjährige Anna. Sie war das einzige Mädchen bei der Fußballlesung.

x