Zweibrücken Swingen mit Kate Bush

Verblüffend, wie sich uralte Bauernregeln bewahrheiten. Beispielsweise die sogenannte Schafskälte im Juni, die fast immer auf den Termin der Zweibrücker Rosentage fällt. Meistens verabschiedet sich zu dieser Zeit der Sommer für einige Tage. So war es auch dieses Jahr.

Kein Wunder also, dass sich gestern Morgen nur wenige Menschen mit Picknickkorb und Verpflegung auf den Weg in den Rosengarten machten. Zum Glück kein Regen, dafür aber kühle 15 Grad. Dennoch, vor der Bühne auf dem Schachbrett hatten sich rund 30 Menschen eingefunden, um den unterhaltsamen Melodien der Formation Wild Magnolias zu lauschen. Die hätte bereits im vergangenen Jahr einen Auftritt bei den Rosentagen absolvieren sollen, doch der fiel im wahrsten Sinn des Wortes ins Wasser. Zumindest das feuchte Nass blieb den Musikfreunden 2015 erspart. Wer die Ankündigung des Sonntagskonzerts gelesen hatte, war sicherlich gespannt. Denn die Besetzung der Band ist alles andere als alltäglich. Da sind zunächst die drei Sängerinnen Nina Höh, Jessica Schöfer und Christiane Owen, die den Mittelpunkt der „wilden Magnolien“ bilden. Dazu der männliche Gegenpart: Matthias Stoffel am Piano setzt kreative Akzente. Jo Seibert steuert gefühlvollen Saxofonklang bei, und Sven Sommer spielt Bass. In Zweibrücken hatte man sich wegen des unsicheren Wetters vorsichtshalber unter ein schützendes Zelt zurückgezogen. Dort konnte man ein umfangreiches Instrumentarium entdecken, das im Laufe der nächsten zwei Stunden zum Einsatz kommen sollte. Auf dem Programm standen ausschließlich Cover-Songs. Wer aber eine originalgetreue Wiedergabe der Vorlagen erwartete, wurde überrascht. Denn die „Wild Magnolias“ haben in den zehn Jahren ihres Bestehens durchaus eine eigene musikalische Sprache gefunden. Zugegeben, manche Interpretation irritierte ein wenig: Kate Bushs „Wuthering Heights“ als Swingstück arrangiert. Zwar gingen dabei die exorbitante Stimmakrobatik des Originals verloren, doch auch diese Version entwickelte einen eigenen Reiz, wenngleich ganz anders, als vielleicht erwartet. Überhaupt, Swing im Stil der 30er und 40er Jahre erwies sich als Stärke des Sextetts: „Bei mir bistu shein“, das 1938 die Andrew Sisters zum Hit machten. Andere Stücke führten in die jüngere Vergangenheit: „That’s What Friends Are For“, das vor 30 Jahren von Dionne Warwick vorgestellt wurde. Schön auch Laura Izibors „Shine“, das dem Original verblüffend nahe kam. Insgesamt erwiesen sich die drei Damen als überaus talentierte Sängerinnen mit vielfältigen stimmlichen Möglichkeiten. Sehr engagiert und ausdrucksstark nahmen sie sich ihr Repertoire aus Swing, Pop, Jazz und Soul vor. Dabei hatten sie mit Sicherheit die Technik ihrer Vorbilder aus der Vergangenheit studiert. Etwa die der Chordettes, die in den 50er Jahren Karriere machten und bis heute als Urbild aller Girl-Groups gelten. Von ihnen hörte man zum Abschluss der abwechslungsreichen Matinee „Mr. Sandman“ aus dem Jahr 1954.

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