Zweibrücken Stellen im Rettungsdienst auf der Kippe

Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes Südpfalz, Fred Blaschke, hat berechnet, dass in Zweibrücken ein halber Rettungswagen zu viel im Einsatz ist. Er soll wegfallen. Kritiker wie die FDP-Politiker Thomas Hohn und Walter Hitschler, aber auch der Zweibrücker DRK-Geschäftsführer Mario Sauder sagen, Blaschkes Neuberechnungen fußen auf veralteten Zahlen. Trotz mehrerer Aufforderungen hat dieser die Zahlen nicht offengelegt.

Wenn der bereits vom DRK-Landesverband und der Kreisverwaltung Zweibrücken unterzeichnete neue Vertrag am 1. Juni in Kraft tritt, werden wohl befristete Stellen in Zweibrücken wegfallen. Das bestätigte Bernd Fischer, Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst Südpfalz GmbH. Die für den Rettungsdienst zuständige Kreisverwaltung Südwestpfalz in Pirmasens habe auf Basis von Blaschkes Berechnungen faktisch die Entscheidung getroffen, die Vorhaltestunden von Rettungswagen im Raum Zweibrücken zu reduzieren. „Wir werden deshalb in Zweibrücken keine dauerhaft beschäftigten Mitarbeiter entlassen“, versichert Bernd Fischer. „Aber es könnte sein, dass wir befristete Verträge nicht verlängern.“ Derzeit gebe es drei Personen, die in der Rettungswache Zweibrücken arbeiten und aufgrund längerfristiger Krankheit und Mutterschutz befristete Verträge unterschrieben haben. „Zweibrücken ist von den Einschnitten am stärksten betroffen, wir sorgen uns um Arbeitsplätze“, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Rettungsdienstes Südpfalz, Andreas Wilde, der im Raum Bundenthal/ Hauenstein stationiert ist. Der Betriebsrat sei in der Sache bisher nicht gefragt worden. Für ihn sei wichtig, dass die Stellen erhalten bleiben. Im Bereich Zweibrücken gebe es aber „viele befristete Verträge“, die Wilde in Gefahr sieht. In der Vergangenheit sei es so gewesen, dass Befristete übernommen wurden, jetzt liefen die Verträge aus. Wilde spricht von vier oder fünf gefährdeten Arbeitsplätzen: „Lauter junge Leute, die dachten, sie werden übernommen.“ Die Vorhaltestunden der Rettungsfahrzeuge in Zweibrücken sind laut Fischer um etwa 5000 Stunden gekürzt worden. Da die Fahrzeuge stets mit zwei Personen besetzt sein müssen, bedeute dies für Zweibrücken einen Wegfall von 10 400 Stunden. Nach seinen Angaben entspricht dies ungefähr drei Arbeitsplätzen. Der Rückgang an Arbeitsstunden beim DRK in Zweibrücken werde jedoch an anderer Stelle im Zuständigkeitsbereich des Rettungsdienstes Südpfalz fast wieder wettgemacht. Unterm Strich verliere das DRK aber etwa 3000 Arbeitsstunden. „Wir finden die Verluste in Zweibrücken natürlich nicht toll, zumal wir da eine neue Rettungswache gebaut haben“, sagt Fischer. „Das ist eine Lehr-Rettungswache, wir bilden dort Notfallsanitäter aus.“ Der DRK-Geschäftsführer, der seinen Sitz in Landau hat, versichert, im Vorfeld alles unternommen zu haben, um einen Stundenabbau zu verhindern. „Wir haben alle Mitarbeiter über die Pläne informiert und versucht, noch Änderungen herbeizuführen.“ Die ADD, das zuständige Ministerium in Mainz und die politische Schiene über die Aufsichtsratsvorsitzende des Rettungsdienstes Südpfalz, die Landrätin Theresia Riedmaier, seien kontaktiert worden. Man sei dann aber zur Erkenntnis gekommen, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts zu ändern ist. Man hoffe darauf, dass der neue Dienstplan anhand aktueller Zahlen aus 2013/ 2014 im kommenden Jahr überprüft wird. Auf mehrere Anschreiben, die Berechnungen des neuen Dienstplanes vorzulegen, habe Blaschke nicht reagiert. Er berufe sich auf ein anwendbares Verfahren. „Man müsste dies aber für jede Rettungswache berechnen“, meint Fischer. Weil man Blaschkes Datenbasis aber nicht kenne, habe man keine Möglichkeit, die Veränderungen im Rettungsdienst zu überprüfen. Laut Fischer gibt es eine Anlage 1 aus dem Jahr 2000 und 2005, die die Vorhaltung von Rettungswagen regelt. In Gesprächen mit der Kreisverwaltung Südwestpfalz habe man 2008 die Zeiten ausgedehnt, allerdings sei dies nicht von beiden Seiten unterzeichnet worden. Die FDP verweist nach wie vor darauf, dass die Anzahl der Rettungsdiensteinsätze im Zweibrücker Zuständigkeitsbereich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sei. Erst kürzlich hat der Zweibrücker Oberbürgermeister Kurt Pirmann einen neuerlichen Brief an den Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes geschickt, in dem er darauf verweist, keine Unterlagen erhalten zu haben, die die Reduzierung nachvollziehbar machen. „Da trotz unserer Bedenken, die Vorhaltung geändert wurde, bitte ich Sie, anhand aktueller Zahlen die Vorhaltung für die Stadt Zweibrücken im kommenden Jahr nochmals zu berechnen“, heißt es in Pirmanns Brief an Blaschke. Rettungswagen betreiben im Zuständigkeitsbereich Südpfalz neben dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) noch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und der Malteser Hilfsdienst.

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