Zweibrücken „Misse ihr iwweral eier Nas vorne hann?“

„Mir ware domols ned imme Kinnergaade, mir sinn uffem Exe groß wor“, flüsterte Banknachbar Fritz Andres. Damals in der Pestalozzischule – zu Hause immer „Lud-wichschul“ genannt – und nun in der Christuskirche in Ernstweiler, „drückten“ Fritz Andres und ich die gleiche Bank. Soeben hatten die Konfirmanden von ihrer Kindergartenzeit berichtet. Und wenn – wie nun wieder – „Turnerjohrmarkd“ war, dann ging es in den Tagen, in denen der Rummelplatz aufgebaut wurde, nach der Schule schnurstracks auf den Exe. Der Aufbau dauerte länger – zumindest in der Erinnerung. „Do vorne kommd de Zugger-Groß hin, Mensch is dem Barth sei Audobahn riesisch.“ Ganz so schnell, wie das die moderne Technik heute möglich machte, ging alles nicht. Das war den jugendlichen Beobachtern natürlich gerade recht. Auch wenn hin und wieder die „Schiffschaukelbremser“ schimpften: „Ihr Bangarde, misse ihr iwweral eier Nas vorne hann?“ War eine große Boxbude dabei, galt das besonders. „Ob do es Maurer Lissje un sei Bruder denne mol die Rieb verhaue duun?“, wurde dann schon gefragt. Aber der Jahrmarkt der Vereinigten Turnerschaft war uns halt doch viel zu selten – und der Zirkus Belli oder Althoff, die kamen noch viel weniger. Für den Besuch des großen Zirkus Krone ging’s mit meinem Vater mit dem Zug sogar nach Pirmasens. „Fa die is de Zweebrigger Exe viel ze kleen“, hatte es zuvor geheißen. Beim Zirkus-Aufbau imponierten uns nicht nur die Tiere allein, obwohl wir gleich zum Güterbahnhof gerannt waren, um zu schauen, wenn die Elefanten ausgeladen werden, die dann von dort durch die Stadt zum Exe liefen. „Unn mir sinn newedran midgeloff!“ Zu Hause schauten wir im Sanella-Sammelalbum mit den eingerissenen Seiten nach: Farbige Bilder zeigten die afrikanischen Tiere. Viele dieser Bilder hatte uns „es Itsche“ – Richard Gräbel aus der Wirtschaft „Vier Jahreszeiten“ in der Schillerstraße – besorgt. Von Lieferanten des Hauses hatte er sie bekommen, und der Schulkamerad gab sie großzügigerweise weiter. Eigentlich hatte uns der Exe schon angezogen als dort „im Oltsch sei Weenscher“, wie wir die kleinen Loren nannten, den Trümmerschutt von der Innenstadt auf die freie Fläche fuhren. Für die Helfer, die die Loren beluden, gab es zusätzliche Lebensmittelmarken. Das erfuhren wir so nach und nach „vun de Große“, damals noch Schüler oder Studenten und später oft bekannte Zweibrücker, die hier zum Einsatz kamen. Für uns waren die Loks, welche die Züge herzogen, interessanter. Später kamen wir dann hierher, um die französischen Autos der Saarländer zu betrachten, die dort geparkt wurden, während ihre Besitzer in der Stadt einkauften. Das war für den Wiederaufbau wichtig. Wir aber freuten uns, wenn wir die kleinen „Cremschnittscher“ und die großen Citroen sahen, während wir sonst nur „Ami-Schliede“ zu betrachten hatten. „No de Schul gehma uff de Exe fulle“, hieß es natürlich häufiger. Zwei Ranzen, zu Taschen umgearbeitet, dienten uns als Torpfosten. Und die Debatten, ob die Schüsse vorbei oder zu hoch waren, verliefen lautstark. Ruhiger dagegen ging es bei den Faustballern der VTZ zu, die man sonntags auf dem Exe antraf. Adolf Wahlheimer, Siegfried Grub und ihre Kameraden waren aber dennoch mit großem Einsatz dabei, um den Ball über das Seil zu schlagen. „Dess ware alles guude Schbordler“, erinnert sich Walter Hauck, dem man auf der früheren Spielfläche der Faustballer begegnete.

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