Zweibrücken Manipulation der Gefühle

Gutes zu tun, ist für den Zweibrücker Lions-Club das Gebot der Stunde. Dazu gehört das jährliche Benefizkonzert, dessen Erlös für gute Zwecke eingesetzt wird. Am Freitag hatte der Lions-Club sich der Romantik verschrieben und bei der Stiftung Villa Musica den Abend „Brahms und Franck“ gebucht.
Dabei übten Stipendiaten der Villa Musica mit ihrem Dozenten Antonii Baryshevskyi Stücke der Hochromantik ein. Ein Projekt, das überaus erfolgreiche Ergebnisse zeigte. Das erlebten rund 120 Musikfreunde am Freitagabend im Wintergarten der Zweibrücker Festhalle. Der 30-jährige Baryshevskyi gehört zur Spitze der jungen Pianisten. Geboren in der Ukraine hat er sich im Lauf seiner bemerkenswerten Karriere die Anerkennung von Fachleuten erspielt und die Begeisterung seines Publikums ist ihm stets gewiss. Er spielte in allen Stücken des Abends am Flügel und verband sich kongenial mit dem Spiel der Stipendiaten. Zum Auftakt spielte der 23-jährige Geiger Severin van Schmid die Violinsonate Nr. 1 G-Dur op. 78 von Johannes Brahms. Hierbei erlebten die Zuhörer Brahms als Lyriker und Poeten, der Stimme und Melodie beherrscht wie kaum ein zweiter. Dem trugen die beiden Interpreten mit ihrem ebenso intensiven wie virtuosen Spiel Rechnung. Wer einen Blick ins Publikum warf, in dem nicht nur Kammermusikkenner zu finden waren, entdeckte die intensive Konzentration auf das mitreißende Spiel. Herrliche Dialoge zwischen Klavier und Geige wechselten mit Passagen ab, in denen ein Instrument die Vorherrschaft ausübte. Man konnte sich gut in die Stimmung von Brahms versetzen, der dieses optimistische Stück voller Klangschönheit im Frühling 1879 in Kärnten komponiert hatte. Das lag sicherlich auch daran, dass sich die Solisten keine Zurückhaltung auferlegten. Antonii Baryshevskyis durchweg ebenso kraftvolles wie einfühlsames Spiel animierte Severin van Schmid, den Dialog mit gleicher Intensität fortzusetzen. Im Klaviertrio Nr. 3 c-Moll op. 101 von Brahms standen Elisabeth Gebhardt mit ihrer Violine und Sahra Klein mit ihrem Cello neben Baryshevskyi auf der Bühne. Eines hatte dieses Stück mit dem ersten gemeinsam: Beide waren im Urlaub komponiert worden. Das Klaviertrio am 1886 Thuner See. Welch Potenzial gegensätzlicher Stimmungen in den vier Sätzen enthalten ist, vermochten die Interpreten eindrucksvoll zu vermitteln. Düstere Passagen wechselten mit heiteren und umgekehrt. Stets aber mit einer aufwühlenden Klangschönheit. Die zu vermitteln fiel dem Villa-Musica-Trio nicht schwer. Ganz gleich, ob pathetisch wie im ersten Satz oder dem beinahe gespenstisch dahinhuschende Presto con assai, stets beherrschte das Ensemble seine Instrumente perfekt. Nach der Pause war César Franck (1822-1890) an der Reihe mit einem Quintett für Klavier und Streicher e-Moll. Dazu hatten sich alle Musiker des ersten Teils zusammengefunden, ergänzt durch Sào Soulez Larivière mit seiner Viola. Überraschend, dass die Intensität und Klangschönheit des ersten Programmteils hier sogar noch übertroffen werden konnte. Franck eröffnete mit der monumentalen Komposition ein neues Kapitel in der Musikgeschichte, indem er andere Formen und Strukturen verwendete. Nicht ganz einfach für die Musiker des Zweibrücker Abends. Aber dennoch bravourös gelöst. So gekonnt, dass man sich den beinahe manipulativen Klängen emotional nicht entziehen konnte. Ein seltenes Erlebnis in einem Konzert, das mit nicht enden wollendem Applaus belohnt wurde.