Zweibrücken Ein ungemein vielseitiger Sportsmann

Neue Disziplin: Im Mai machte Nico Fremgen im Fischbacher „Loch“ sein erstes Rennen im Motocross-Südwestcup.
Neue Disziplin: Im Mai machte Nico Fremgen im Fischbacher »Loch« sein erstes Rennen im Motocross-Südwestcup.

Leute aus der Nähe: Zehnkämpfer werden „Könige der Leichtathleten“ genannt. Der aus Petersberg stammende, heute in Fischbach bei Dahn lebende Nico Fremgen war ein solcher König. Dass der Stabhochspringer des LAZ Zweibrücken auch ein Faible fürs Reiten und für Motocross hat, Oldtimerliebhaber ist, in der American-Football-Junioren-Bundesliga gespielt hat, auch das gehört zur Vita des mehrfachen deutschen Meisters.

Nico Fremgens Leichtathletik-Karriere fängt im Schwimmbad, im Pirmasenser Luft- und Badepark (Plub), an. Der damalige Drittklässler aus Petersberg nimmt an den Bundesjugendspielen der Grundschule Thaleischweiler teil. „Die Ehrenurkunde habe ich noch heute“, erinnert sich der heute 26-Jährige. Beim Plub-Besuch sind als Spaßfaktor über die gesamte Länge Matten aufgebaut. „Mein Vater forderte mich auf, über die Matten zu laufen, so weit ich komme“. Gesagt, getan. Nico fällt nicht ins Wasser, er sprintet scheinbar schwerelos über die wackligen Matten“. Das Sprinttalent ist geboren.

2006 wird er aktives Mitglied beim Turnverein Thaleischweiler (TVT). Unter der Anleitung von Leichtathletiktrainer Gerhard Müller wird er Mehrkämpfer. Auf Pfalz- und Rheinland-Pfalz-Ebene ist er überaus erfolgreich. Bei seinen ersten deutschen Meisterschaften beim Turnfest in Frankfurt 2009 macht das Nachwuchstalent die Erfahrung, dass es im Sport immer noch bessere Athleten gibt. „Ich landete im Mehrkampf irgendwo im Mittelfeld“, erzählt Nico Fremgen. Die Erfahrung reift, nicht immer gewinnen zu können. Gleichzeitig ist der Ehrgeiz geweckt.

Dreimal Sportler des Jahres

Eine Leistungssteigerung, nicht zuletzt dank Trainer Udo Hussong, Vater der Speerwurf-Europameisterin von 2018, der aus dem TVT hervorgegangenen Christin Hussong, bescheren Nico Fremgen sieben nationale Meistertitel im leichtathletischen Mehrkampf des Deutschen Turnerbunds von 2012 bis 2021. Dreimal wurde er deshalb von den Lesern der Pirmasenser Rundschau zum RHEINPFALZ-Sportler des Jahres gewählt.

Mit dem Wechsel von Christin Hussong zum LAZ und dem damit verbundenen Weggang von Trainer Udo Hussong beginnt auch die Trainerkarriere von Vater Peter Fremgen, der fortan seinen Sohn Nico sportlich betreut und fördert. Das besondere Verhältnis reflektiert Nico Fremgen als „sportlich gewinnbringend, aber auch im Trainingsalltag mitunter konfliktbelastet“. Die Ursache ist recht einfach. Die Distanz fehlt, das Vater-Sohn-Verhältnis ist enger als das Trainer-Athleten-Verhältnis, und dieser Umstand erfordert viel Toleranz auf beiden Seiten. Der Spagat gelingt beiden.

Dem TVT treu geblieben

Mit dem Schulwechsel nach der neunten Klasse vom Pirmasenser Immanuel-Kant-Gymnasium zum Zweibrücker Hofenfelsgymnasium wechselt Fremgen zum LAZ Zweibrücken, bleibt aber seinem Heimatverein, dem TV Thaleischweiler, treu und das bis heute. Der Zehnkampf erfordert viel Übung. Die kurzen Wege von der Schule zur Trainingshalle sind da wichtig.

Die Affinität zum Stabhochsprung ist bei Nico Fremgen groß. Er trainiert unter professionellen Voraussetzungen. Seine persönliche Bestleistung springt er in Zweibrücken im Jahr 2018 mit 5,31 Meter beim „Sky’s the Limit“. 2015 kehrt sein bisheriger LAZ-Trainer Todd Henson in die USA zurück. „Er hat mich als Zehnkämpfer in allen zehn Disziplinen trainiert, ich habe so viel gelernt“, resümiert er.

Bei Stabhochsprung-DM

Fremgen reduziert sein Leichtathletik-Pensum und widmet sich von 2015 bis 2017 dem American Football. Mit Erfolg. Als Stammkraft bei den Saarland Hurricanes spielt er in der Junioren-Bundesliga. Die Sehnsucht, den Stab in den Händen zu fühlen, lässt ihn jedoch nicht los. Nach dem Abitur und dem Eintritt in die Bundeswehr trainiert Nico Fremgen trotz einiger Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder verstärkt Stabhochsprung. Trotz eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten qualifiziert er sich für die deutschen Hallenmeisterschaften im Stabhochsprung 2021 in Dortmund.

Etwa zeitgleich zieht es den Leichtathleten und Footballspieler in den Wasgau, der Liebe wegen. Im Fischbacher Ortsteil Gebüg wohnt Nico Fremgen als Mieter in der „Longhorn Ranch“ und fühlt sich dort heimisch. Reiten gehört zu seinen Freizeitbeschäftigungen. „Ich bin ja mit Pferden groß geworden, weil meine ältere Schwester Laura schon immer reitet“, sagt er.

Hobby-Schrauber

Das Fischbacher „Loch“, wie die Sandpiste des Motorsportclubs (MSC) Fischbach genannt wird, ist inzwischen auch Trainingsterrain von Nico Fremgen. Seit gut zwei Jahren fährt er für den MSC auch Motocrossrennen. „Ich schraube in meiner Freizeit zusammen mit meinem Vater an Oldtimern herum und eben auch an meiner Motocrossmaschine, einer Honda CRF 250 R“, erzählt er.

Sein erstes Rennen auf heimischer Strecke hat er beim Südwestcup im Mai bestritten. Mit einem beachtlichen 14. Platz trotz Reifenplatzer in einem der beiden Wertungsläufe hat Nico Fremgen sein Talent bewiesen.

Mit Campingbus unterwegs

Mit Freunden wie dem Fischbacher Tom Breininger und dem Dahner Max Zander bereiste er mit seinem selbst umgebauten Campingbus auch schon Motocross-Strecken in Italien. Dann avanciert das Wohnmobil eben auch zur Motorradwerkstatt. Die Platzierungen sind für ihn zweitrangig. Warum er dennoch Rennen bestreitet, begründet er mit dem Wettkampfkitzel, der in ihm steckt. Motocross beschreibt er als eine Symbiose aus Kraft und Ausdauer, die er aus der Leichtathletik mitbringe.

Wohl bald Trainer

Sein Beruf als Soldat fordert den 1,85 Meter großen und 90 Kilo schweren Athleten. „Ich habe im Laufe der vielen Jahre als Wettkampfsportler gelernt, dass eine Profikarriere nicht meine Bestimmung sein sollte. Das habe ich gelernt zu akzeptieren.“ Aus dieser Erkenntnis heraus sehe er heute den Sport etwas gelassener, ohne jemals auf Sport zu verzichten. Den ein oder anderen Wettkampf möchte er für den Heimatverein, TV Thaleischweiler, dennoch bestreiten, und seine Erfahrungen möchte er als Trainer an den Nachwuchs weitergeben.

Nico Fremgen spielte in der Junioren-Football-Bundesliga.
Nico Fremgen spielte in der Junioren-Football-Bundesliga.
Ein Top-Leichtathlet: Nico Fremgen war im Mehrkampf und auch im Steinstoßen schon deutscher Meister.
Ein Top-Leichtathlet: Nico Fremgen war im Mehrkampf und auch im Steinstoßen schon deutscher Meister.
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