Zweibrücken Der magische Elefant

Was verbirgt sich hinter einer Ankündigung wie „Musik-Matinee für den Weltfrieden“? Gestern Mittag im Zweibrücker Mannlichhaus jedenfalls das Konzert einer extrem vielseitigen Sängerin. Keine Frage: Eva Weis verdient es, in großen Hallen aufzutreten. Doch das will sie offenbar nicht. Oder nicht mit diesen Liedern.

„Pray for Peace“ sind die erste Worte, die sie den etwa 30 Zuschauern in dem kleinen dicht besetzten Galerieräumen entgegen singt. A cappella, mit dunkler Stimme, mit fester Stimme, mit etwas kalter Stimme. Sie variiert den Rhythmus, die Tonlage und schaut die Zuschauer direkt an. Nach wenigen Sekunden ist bereits klar, dass sich der Förderpreis Park-Galerie mit Eva Weis aus Baden-Baden eine großartige Sängerin eingeladen hat. In der mittellblauen Bluse und dem langen hellblauen Rock sieht die Frau mit dem mit strengen Dutt, die aus der Westpfalz (Merzalben) stammt, alles andere als glamourös aus, eher wie die Nachbarin aus der folkbewegten WG., die aus den 80ern übriggeblieben ist. So spricht sie auch: Sie duzt jeden, und wird gleich vertraulich, wenn sie sagt: „Bitte öffnet eure Herzen!“ Doch gekünstelt wirkt es nicht. Sie will einfach, dass die Zuhörer lockerer werden und bereit für die Ausflüge in die Folkmusik von Indien, Nigeria, Tibet, und wo auch immer sie ihre vorwiegend selbstkomponierten Songs mit den extrem kargen Texten ansiedelt. Dazu spielt sie fremde Instrumente wie eine tibetanische Tempeltrommel – mit einem Bogen, der wie ein Schürhaken aussieht, nur orange angemalt. Doch es funktioniert. Weil Eva Weis’ Stimme alles kann. Das Gurren und Glucksen, das sich bei den rituellen liturgischen Gesängen der tibetanischen Mönche einstellt, schafft sie genauso leicht wie den Wechsel von extrem Laut- und Leise-Stellen und das operntypische Knödeln bei einem der wenigen Coversongs, dem als Popsong bekannten, ursprünglichen Spiritual „Motherless Child“. Den afrikanischen Song, der das Wasser herbeirufen soll, intoniert sie nicht wie die anderen Songs auf Englisch, sondern in der Originalsprache. Und wenn man die Augen schließt, klingt ihre Stimme so energisch und wohltönend wie die einer Farbigen. Wie in Afrika, wiegt sie sich nicht nur zur Melodie, sondern steht unvermittelt auf und führt dazu einen rhythmischen Stampf-Tanz auf – quer durch den Saal, hautnah an den Zuhörern vorbei. Wahrscheinlich gibt es keine Kultur, in der sie sich nicht zu Hause fühlt. Das Faszinierende ist, dass diese mentale Weltenbummlerin – sie ist Buddhistin – so sehr darin aufgeht, dass sie es auch Anderen vermitteln kann. „Der magische Elefant“, von dem sie singt, ist sie im Grunde selbst. Sparsam von Hellmut Ruder an der Gitarre und manchmal an der Trommel begleitet, steht Evas Gesang immer im Vordergrund. Gelegentlich spricht sie vom Frieden, dass man Fair-Trade-Kaffee kaufen soll und erinnert an Syrien und andere Kriegsherde. Aber vor allem geht es ihr wohl um den inneren Frieden, den jeder finden soll. „I am, you are“ lässt sie jeden Zuhörer mitsingen. Und gibt gleich drauf ein wenig von dem preis, was sie auch ist: die begnadete Jazzsängerin von „Eve on Earth“. Bei „Got a Little or a Lot“ phrasiert und exprimentiert sie fast schon freejazzmäßig und tanzt schwebend durch den Saal.

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