Zweibrücken „Das ist keine Opa-Beschäftigung“

Sogar Bundesligisten haben schon ein Auge auf Gina Müller geworfen. Doch die angehende Erzieherin fühlt sich wohl bei der TSG Mi
Sogar Bundesligisten haben schon ein Auge auf Gina Müller geworfen. Doch die angehende Erzieherin fühlt sich wohl bei der TSG Mittelbach.

«ZWEIBRÜCKEN.» Im August 1978 titelte ein großes deutsches Nachrichtenmagazin: „Das Pétanque-Spiel wird jetzt auch im Ausland populär.“ Der dazugehörige Artikel beschrieb den französischen Nationalsport und lieferte einige Anekdoten dazu – etwa die, dass Harry Belafonte bei einem Turnier in den französischen Seealpen mal 40 Franc gewonnen hat. Eines der Aushängebilder der TSG Mittelbach-Hengstbach in dieser Sportart ist Gina Müller.

Der Begriff „Boule“ wird eher im Freizeitbereich verwendet. „Wenn es Sport ist, heißt es Pétanque“ stellt Ginas Vater und Trainer Walter Müller klar. Er war einer der Männer der ersten Stunde in Sachen Boule in Mittelbach. Die Abteilung wurde 2005 gegründet, noch im gleichen Jahr wurde neben dem Sportplatz die erste Boule-Bahn eingeweiht. Mittlerweile sind es zehn Bahnen, darunter sogar eine behindertengerechte. Gina Müller folgte den Fußstapfen des Papas, als sie mit sechs Jahren erstmals die Kugeln in die Hand nahm. Der Funke sei sofort übergesprungen. „Mit acht Jahren habe ich mein erstes Turnier gespielt“, erzählt die 19-Jährige. Die junge Frau unterstreicht ausdrücklich, dass das Spiel mit den 600 bis 800 Gramm schweren Kugeln „keine Opa-Beschäftigung“ ist. Man wisse nach einem Turnier genau, was man geleistet habe. „Es ist sehr anstrengend. Vor allem, weil man die ganze Zeit über konzentriert bleiben muss“, erzählt sie. Nach vier Spielen sei man regelrecht platt. Gina Müller hat Pétanque von Anfang an als Leistungssport begriffen und betrieben, mit zwölf Jahren trat sie erstmals bei einer deutschen Meisterschaft an. Damals aus der TSG-Jugendabteilung ebenfalls im Team: Francesco Daniele, mit dem Gina Müller auch heute noch in der Dreierformation „Triplette“ an Wettkämpfen teilnimmt. Mitte September war sie mit ihm wieder in Ettenheim bei der deutschen Jugend-Meisterschaft. „Wir sind im B-Turnier Dritter geworden“, erzählt sie. Auf solchen Titelkämpfen könne man sich am besten davon überzeugen, dass Pétanque für die Jugend absolut konkurrenzfähig gegenüber anderen Sportarten ist. „Da waren 300 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 23 Jahren“, erzählt Gina Müller. Francesco Daniele, der bei der TSG Mittelbach-Hengstbach auch Fußball spielt, ist übrigens im C-Kader des Deutschen Pétanque-Verbands, und auch auf Gina Müller hat Bundestrainer Daniel Dias ein Auge geworfen. Zum rheinland-pfälzischen Landeskader gehört sie schon, die Bundesliga-Mannschaften aus Wittlich und Herxheim haben bei ihr angeklopft. Aber Gina Müller, die mitten in der Ausbildung zur Erzieherin steckt, stellt fest: „Das wäre ein zu großer Schritt gewesen.“ Die Mitgliedschaft in der Regionalliga-Mannschaft der TSG Mittelbach-Hengstbach, zu der sie nach einem Jahr beim BV Pirmasens zurückgewechselt ist, reicht ihr derzeit vollkommen aus. Hier sei ihre sportliche Heimat und das passende Umfeld, um erfolgreich Pétanque zu spielen. Gina Müller erwähnt, dass die Mittelbacher Boule-Abteilung neben ihr weitere Aushängeschilder hat. Etwa Chalisa Klein, die bei der U15 deutsche Vizemeisterin wurde. Mit ihrer Mutter Janet Müller und mit Chalisa Klein nahm Gina am 22./23. September im niedersächsischen Widensahl an den deutschen Meisterschaften teil, schaffte es dort im A-Turnier bis ins 16tel-Finale. Weil Janet Müller krank wurde, musste abgebrochen werden. Dennoch war die DM-Teilnahme ein weiterer Erfolg für Müller und die TSG-Boule-Abteilung.

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