Speyer „Zubringer muss weg“

Blick aus Richtung Speyer: Um von Geinsheim (links) auf den Radweg nach Neustadt (rechts) zu kommen, müssen zwei Verkehrsinseln
Blick aus Richtung Speyer: Um von Geinsheim (links) auf den Radweg nach Neustadt (rechts) zu kommen, müssen zwei Verkehrsinseln überquert werden.

Nach dem Unfalltod der 82-jährigen Elektro-Bike-Fahrerin am Donnerstag in Geinsheim (wir berichteten) fordern Ortsvorsteher Reinhard Nebel und der städtische Radverkehrsbeauftragte Arnold Merkel sofortige Konsequenzen an dem Radfahrweg über die B 39. An der Unfallstelle sind in den vergangenen zehn Jahren drei Menschen ums Leben gekommen und mehrere schwer verletzt worden.

Ortstermin mit Reinhard Nebel. Der Ortsvorsteher will dem Journalisten zeigen, wie gefährlich der Übergang über die B 39 am östlichen Ausgang von Geinsheim ist. In dem Moment passiert ein Rennradfahrer die Stelle. Gleichzeitig schießt um die Kurve mit überhöhter Geschwindigkeit ein Sattelschlepper. Der Lkw-Fahrer kann nur noch hupen, von einem Bremsmanöver ist nichts zu beobachten. Der offensichtlich austrainierte Radfahrer tritt im letzten Moment in die Pedale und bringt sich so aus der Gefahrenzone. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte es sich zum Beispiel um ein Kind gehandelt. Nebel braucht einen Moment, um den Schreck abzuschütteln und berichtet dann wütend, dass er seit sieben Jahren vergeblich eine andere Lösung fordert, die stets abgelehnt worden sei. Keine 300 Meter westlich führt ein Radweg über eine Landwirtschaftsbrücke in den Ort hinein. Nebel fordert deshalb, dass der asphaltierte Zubringer aus Richtung Geinsheim zu den Verkehrsinseln gesperrt oder aufgerissen wird. Mittelfristig könne die Stadt weiter östlich einen Radweg ausbauen, um die B 39 auf einer besser einsehbaren Stelle überführen zu können. Kurzfristig müsse die Alternativroute über die Brücke als einzige Möglichkeit ausgewiesen werden. Zuspruch bekommt er von Arnold Merkel, dem ehrenamtlichen Radverkehrsbeauftragten von Neustadt, der nach eigener Aussage bereits seit 15 Jahren auf diese Gefahrenstelle hinweist. Das Problem an der Stelle sei die Kurve. Die Radüberquerung in Richtung Haßloch im Westen von Geinsheim verursache zum Beispiel keine Probleme, weil sie von weitem einsehbar sei. Peter Wenz, Sachgebietsleiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Neustadt, kündigt an, das Problem mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) besprechen zu wollen. „Das war früher ein Unfallschwerpunkt. Wir dachten, mit einer besseren Beschilderung haben wir das im Griff. Durch diesen Unfall ist es jetzt wieder ein Unfallschwerpunkt.“ Es gebe bei der Polizei keine Anzeichen dafür, dass generell zu schnell gefahren werden. „Bei 90 Prozent der Unfälle, die wir aufgenommen haben, waren die Radfahrer unaufmerksam“, sagt er. Außerdem seien oft Senioren mit E-Bikes in die Unfälle verwickelt: „Man kann nicht mit 80 anfangen, sich auf ein Elektro-Bike zu setzen. Das betonen wir bei unseren Präventionsveranstaltungen immer.“ Die Darstellung zur Geschwindigkeit der motorisierten Verkehrsteilnehmer auf der B 39 weist Nebel zurück:„Ich lade Herrn Wenz gerne ein, sich persönlich einen Eindruck von der Geschwindigkeit zu machen, die hier gefahren wird.“ Die Stadt teilt mit, dass die Verkehrsabteilung mit dem LBM einen Ortstermin vereinbare. Eine einseitige Entscheidung der Stadt werde es nicht geben. Kurt Ertel, Leiter der LBM-Dienststelle Speyer, sagt, dass es schon mehrere Gespräche darüber gegeben habe, wie man die Stelle verkehrssicherer machen könne. Seine Behörde habe vorgeschlagen, den Übergang zu schließen. Dies habe die Stadt abgelehnt. Die Befürchtung sei gewesen, dass der Mehrweg über die Brücke von der Bevölkerung nicht angenommen werde. „Es ist aber anscheinend für die querenden Radfahrer zu komplex, die auf mehrere Übergangssituationen aufgeteilte Gesamtquerung zu überschauen und zu beherrschen“, so Ertel. Er schlägt nun vor, die Unfallberichte auszuwerten. Bei einigen der aufgeführten Unfälle habe es besondere Umstände gegeben. Reinhard Nebel will jetzt zwei Wochen warten: „Wenn bis dahin nichts passiert ist, übernehme ich die Initiative, bestelle beim Zimmermann Holz und werde Baken aufbauen mit der Aufschrift ,Vorsicht Lebensgefahr’.“ Ihm sei egal, ob er dann gegen Vorschriften verstoße.

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