Speyer Zielgruppe verfehlt

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Frühschoppen waren gestern, heute ist Beachparty mit Live-Musik angesagt: Das hat sich die Römerberger CDU gedacht und in die Sunseebar an den Mechtersheimer Badeseen eingeladen. Die Veranstaltung sollte vor allem jüngere Menschen anlocken, doch diese Rechnung ist nicht ganz aufgegangen.

„Ein bisschen enttäuscht“ ist Mathias Müller über die Gästezahlen. Rund 180 bis 200 Besucher hat der Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat gezählt. Mit doppelt so vielen hatten seine Parteikollegen und er gerechnet. Denn so viele strömen sonst zur Sunseebar, wenn Live-Musik spielt. Freitagabend: Die Stimmung ist entspannt, die Fans der Rockkapelle aus der Pfalz umringen die kleine Bühne, an den Tischen wird geplaudert. „Wir haben uns fest vorgenommen, heute keine Politik zu machen“, begrüßt Wilfried Röder, der Vorsitzende der Römerberger CDU, die Gäste der Sunseebar, weist auf die Band hin, auf Bratwurst und Käsebrot und Getränke aus den Händen des Bar-Chefs und seinen hübschen Girls. Mit der Beachparty will die Partei zeigen, dass ihre Mitglieder nicht alle 70 Jahre und älter sind und sie sich für alle Altersklassen und Bevölkerungsschichten interessiert, erklären Röder und Müller. Die Römerberger Christdemokraten möchten die Barriere gegenüber politischen Parteien aufbrechen und gegen Politikverdrossenheit vorgehen. Sie wollen zeigen, wie schön es hier an den Badeseen ist. Vor allem aber wollen sie beweisen, dass man mit der CDU Spaß haben kann. Nebenbei zeigt die Partei Flagge: Zwei Aufsteller am Rande des Geschehens markieren die „Info-Bar“ – für den Fall, dass sich doch jemand für politische Themen interessiert. „Früh- und Dämmerschoppen werden von jungen Leuten nicht angenommen“, stellt Wilfried Röder fest. „Jetzt müssen sie nur noch kommen“, sagt Müller gegen 20.30 Uhr. Die Veranstalter hoffen, dass am späteren Abend noch Fußball-Fans dazustoßen, wenn die Spiele vorbei sind. Der Termin sei bewusst gewählt worden, erklären beide. Er sollte außerhalb der Sommerferien und nicht an einem Festwochenende in der Verbandsgemeinde liegen. Dass in Speyer Altstadtfest ist, sieht der Fraktionschef nicht als Ursache für den weniger starken Zustrom. Schuld ist seiner Meinung nach die Abneigung gegen Politik – auch wenn es nur ums Feiern geht. Die Band zieht zwar, allerdings nicht ganz das gewünschte Publikum. Zu „Honky Tonk Women“ schwingt ein Paar das Tanzbein, das die U-40-Altergrenze offensichtlich um ein paar Jahre überschritten hat. Auch das 60 Jahre alte „Blue Suede Shoes“ fährt nur älteren Zuhörern ins Bein. Anna und Lea sind 24 Jahre alt und gehören an diesem Abend zu den jüngsten Gästen der Sunseebar. Beide interessieren sich für kommunalpolitische Themen – die perfekte Zielgruppe. Dass die CDU die Beachparty auf die Beine gestellt hat, interessiert die jungen Frauen aber nicht. Sie sind wegen der Musik hier, kennen ein Bandmitglied, erklären sie. „Wir wären auch gekommen, wenn es die SPD gemacht hätte.“ (yvw)

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