Speyer Wissen mit Pfiff

War Lederstrumpf ein Pfälzer? Diese und andere Rätsel gab Germann Jossé am Samstagnachmittag im Speyerer Adenauerpark seinen Zuhörern auf. Sie erfuhren „Wissenswertes, Erstaunliches, so manches Pfiffige und immer sehr Pfalzspezifisches“ aus seinem zweiten Band „Rätselhafte Pfalz“, ein Buch mit Illustrationen von Gerhard Hofmann.

Der Lederstrumpfbrunnen im Zentrum von Edenkoben erinnert an den von hier stammenden Johann Adam Hartmann, der als eines der Vorbilder für die Romanfigur Lederstrumpf (James Fenimore Cooper) gilt. Er war nach Nordamerika ausgewandert, wurde dort als Trapper bekannt und kämpfte im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Im Brunnen ist er zu sehen als Jäger mit Flinte, Hund und einem erlegten Auerhahn. Die Romanfigur Chingachgook und der bekannte Maler Max Slevogt stehen Lederstrumpf dort zur Seite. Slevogt schuf einige der bekanntesten Illustrationen zum Lederstrumpf-Roman. Der Bildhauer Gernot Rumpf gestaltete den Brunnen. Eine andere Geschichte erzählt, dass vor dem Zweiten Weltkrieg allein in Gommersheim 190 Bauern auf acht Hektar Pfefferminze anpflanzten. Ein Mann namens Konrad aus dem Gäu führte diese Pflanze in die Pfalz ein und baute sie zu medizinischen Zwecken an. Um die Pfefferminzernte abzutransportieren, wurde auf königlichem Erlass nach jahrelangem Ringen eine Bahnlinie zunächst bis Geinsheim (der Ort war zu erraten), später dann bis Neustadt gebaut. Diese fuhr erstmalig ab August 1905 viermal täglich in jede Richtung durchs Gäu. Bekannt ist sie heute noch als Pfefferminzbähnel. Zum neu erbauten Bahnhof in Speyer gelangte man über das Fußgängerviadukt; im Burgfeld stand damals noch kein Haus, nur der Wasserturm. Weil sich Dudenhofen nicht an den Baukosten der Bahn beteiligte, fuhr das Bähnel ohne Halt durch bis Harthausen. Zwischen den Kurzgeschichten versetzte Jossé sein Publikum in Erstaunen mit Fragen nach Erfindern, Rekorden und Superlativen aus seinem Buch „Pfälzer Sammelsurium“. Am meisten beeindruckte sein Wissen über die vielen Erfinder aus der Pfalz, zum Beispiel die Brüder Ullrich aus Maikammer, die den Klapp-Zollstock/Gliedermaßstab entwickelten und bei der ersten Weltausstellung in Paris präsentierten. Mit viel Humor, Witz und Esprit fesselte Jossé in Mundart seine Zuhörerschar. Aus seiner mitgebrachten Stofftasche verteilte er kleine pfälzische Spezialitäten an die, die seine Rätsel erfolgreich gelöst hatten. Jossé, der Professor für Strategisches Controlling an der Fachhochschule in Worms ist, begann seine schriftstellerische Laufbahn als Kind. Mit seinem Bruder schrieb er damals für die Kinderseite einer früheren Speyerer Tageszeitung. Als Belohnung bekamen sie dafür „Schneider-Bücher“. Sein erstes Buch war ein Kinderkrimi, gefolgt von mehreren Fachbüchern. Die Liebe zur Pfalz, „weil es hier so schöne Fleckelsche gibt, wo man Rast machen und die Landschaft in sich aufsaugen kann“, hat ihn inspiriert, Bücher über sie zu schreiben. Die Stadtbibliothek als Organisatorin hat mit der Lesung einen Pfälzer Volltreffer gelandet.

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