Speyer „Wir hatten uns mehr erhofft“

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Das Interesse am Projekt „Gemeinschaftliches Wohnen am Haus Pannonia“ war anfangs groß, doch das Vorhaben wurde ein Flop. OB Hansjörg Eger (CDU) und Kerstin Trojan, Leiterin der Abteilung Stadtplanung, erklären im Gespräch mit Yvette Wagner warum.

Herr Eger, Frau Trojan, die Auftaktveranstaltungen zogen viele Interessenten an, es herrschte Aufbruchsstimmung. Wann kam das Projekt ins Stocken? Eger:

Beim Auftakt waren viel da, die nicht gemeinschaftliches, sondern günstiges Wohnen gesucht haben. Es gab zu wenig von denen, die sich offen auf potentielle Mitbewohner einlassen, sich vielleicht schon Gedanken gemacht haben, wie sie sich ihr eigenes Wohnen für die Zukunft vorstellen und natürlich den gemeinschaftlichen Aspekt mitprägen. Interessenten hatten die Erwartung, „wir bekommen beigebracht und vermittelt, wie es geht“. Ein Workshop kostet aber Geld. Wir können das mit eigenem Personal nicht stemmen, hätten es einkaufen müssen. Die Interessenten waren aufgefordert, sich an den Tisch zu setzen und sich gegenseitig zu fragen, was sie wollen. Sie haben aber erwartet, dass die Stadt sehr konkrete Planungen vorlegt. Ist das Konzept nicht richtig vermittelt worden? Eger: Ich glaube, die Vermittlung war richtig. Die Teilnehmerzahlen zeigen das. Nach dem Auftakt-Workshop kamen 19 Interessenten zum ersten Stammtisch. Die 50, die ausgestiegen sind, haben festgestellt, es geht nicht darum, ein Grundstück zu finden, sondern um etwas anderes. Das allgemeine Interesse wurde aber nicht in konkretes umgewandelt. Zum zweiten Stammtisch kamen nur noch acht. Trojan: Es fand keine Auseinandersetzung mit dem Projekt im Detail statt. Wir hatten viele Beispiele, wie man mit einer Lärmschutzbebauung arbeiten kann. Es war keine Bereitschaft da, sich damit auseinanderzusetzen. Insgesamt gab es eine sehr abwartende Haltung. Auch die Organisation der Stammtische und der Exkursion hat die Stadtverwaltung in die Hand genommen. Es kam keine Initiative aus der Gruppe heraus ins Rollen. Wie viele Stammtische gab es? Eger: Es gab drei und Ende Juni eine Exkursion nach Karlsruhe zum Besichtigen des gemeinschaftlichen Wohnprojekts, an der vier teilgenommen haben. Trojan: Bei den Stammtischen wurde die Teilnehmerzahl immer geringer. Das ist schade. Wir hatten uns mehr erhofft und, dass die Interessenten ins Planerische einsteigen. Welche Reaktionen gab es zum Grundstück? Eger: Das Erste, was über uns eingebrochen ist, war der Hinweis, das Grundstück sei ungeeignet. Zu laut, zu klein, zu dicht bewachsen, zu weit weg von der Innenstadt – das war der Tenor. Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass Lärmschutz möglich ist, dass ein Lärmgutachten bescheinigt hat, hier kann man schlafen. Wir haben mit dem Pannonia-Gelände ein Grundstück bereitgestellt, das nicht sofort vermarktet werden muss, sondern eine Zeit lang liegen bleiben kann, um den Gruppen Zeit zu geben, sich zu finden, Interessen auszutauschen und einzubringen Die Stadt hat zwei Jahre Vorbereitung und Vorplanung ins gemeinschaftliche Wohnprojekt gesteckt. Herausgeworfenes Geld und vergeudete Zeit? Eger: Nein, die zwei Jahre sind nicht nur auf das Projekt am Haus Pannonia zu sehen. In Speyer werden wir für gemeinschaftliches Wohnen weiterhin Grundstücke anbieten, jedoch stärker die örtlichen Rahmenbedingungen beachten, so zu Versorgungseinrichtungen oder betreffend der Belastung mit Lärm. Die Interessenten wollen die bestmöglichen Umstände. Dies macht es schwierig, solch ein Grundstück zu finden, da die Anzahl der möglichen Baugebiete insgesamt gering ist und verschiedenste Nutzung dicht beieinander liegen. Die CDU-Fraktion hat den Sportplatz auf dem Normand-Gelände für gemeinschaftliches Wohnen ins Spiel gebracht. Die bessere Wahl? Eger: Das Normand-Gelände hatten wir nicht im Blick, weil es im Rahmen der Konversion mindestens bis 2018 als Sportplatz ausgewiesen ist. 2017 hätte dort nicht mit dem Bau begonnen werden können. Zweitens ist das Normand-Gelände deutlich teurer als das Grundstück beim Haus Pannonia. Zum einen wegen höherer Bodenrichtwerte, zum Zweiten, weil es sich in einer Hanglage befindet. Es müsste aufgefüllt oder eine teure Hangbebauung errichtet werden. Auf dem Normand-Gelände besteht eine Altlastenproblematik, weil es militärisches Gebiet war und dort früher Bauschutt abgeladen wurde. Sondierungen, Beseitigungen und Überprüfungen machen es nicht billiger. Generell ist jedes Grundstück für eine Wohngruppe geeignet, wenn sie sich auf die Rahmenbedingungen einlässt. Beim Normand-Gelände werden die Rahmenbedingungen nicht einfacher, auch weil die Kosten steigen. Herr Eger, Sie hatten im Februar gesagt, wenn sich bis Jahresende keine Gruppe findet, die ernsthaft gemeinschaftlichen Wohnen plant, wird eine andere Wohnbebauung auf dem Gelände bei Pannonia errichtet. Bleibt`s dabei? Eger: Wir können nicht auf bebaubare und nachverdichtungsfähige Flächen verzichten. Nachdem Gewo, Baugenossenschaft und andere Projektentwickler sagen, das Pannonia-Gelände ist zum Wohnen geeignet, werden wir es aus dem Vorbehalt für Wohngruppen herausnehmen und ein Nutzungskonzept erstellen. Im Rahmen des Wohnraumkonzeptes werden wir dem Stadtrat vorschlagen, welche Flächen wie bebaut werden können. Trojan: Es bleibt nicht ausgeschlossen, dass sich für das Pannonia-Gelände eine Wohngruppe findet. Der Weg wäre aber sehr vorgefertigt und kein eigenständiges Planen der Gruppen. Eger: Wir sind beim Haus Pannonia nicht davon ausgegangen, dass alles von Wohngruppen belegt wird. Es war aber erst einmal alles für Wohngruppen reserviert, um ihnen möglichst viel Flexibilität zu geben. Wie groß ist das Interesse der Stadt an einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt? Trojan: Unser Wunsch wäre, dass wir ein gemeinschaftliches Wohnprojekt realisieren können. Das übt sich dann ein, verfestigt sich und spricht sich herum. Eger: Wir wollen gerne, dass sich solche Gruppen finden und die Menschen nicht allein zu Hause vereinsamen. Wir wollen das soziale Miteinander unterstützen. |yvw

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