Speyer Wie Wahlkämpfer verschiedener Parteien zu Freunden wurden

Neuer Politikstil: Sascha Oppinger, Eva Sonntag, Ruben Stritzinger und Christopher Buhl (von links).
Neuer Politikstil: Sascha Oppinger, Eva Sonntag, Ruben Stritzinger und Christopher Buhl (von links).

Im Wahlkampf werben Parteien für ihre Inhalte. Sie alle wollen Speyer mit ihren Ideen voranbringen. Vier Kommunalpolitiker von CDU, SPD und FDP beweisen, dass das auch über die Parteigrenzen hinaus funktioniert. Ihre Idee wollen sie weiter ausbauen.

Zunächst habe manch einer an der Haustür etwas verdutzt geschaut. CDU und SPD-Kandidaten machen gemeinsam Wahlkampf? „Aber dann fanden es die Leute richtig gut“, sagt Sascha Oppinger (40), der für die SPD kandidierte. Genau wie Christopher Buhl (38, CDU), Eva Sonntag (34, parteilos auf der CDU-Liste) und Ruben Stritzinger (32, FDP) hat er einen besonderen Wahlkampf für den Stadtrat hinter sich.

Die vier sind gemeinsam unterwegs gewesen und Freunde geworden. Angefangen hat alles mit Wahlflyern. Christopher Buhl und Sascha Oppinger wohnen beide in Speyer-Nord, beide sollten ihre Wahlwerbung ihrer Partei im Stadtteil an tausende Haushalte verteilen. „Dann hat man 2000 Flyer und muss die verteilen“, erinnert sich Buhl. Zusammen, erkannten beide, gehe das schneller und mache mehr Spaß. Über Buhl kam auch Sonntag, von allen „Ella“ genannt, zur Gruppe hinzu, die wiederum über Instagram auf Stritzinger aufmerksam wurde. Und so begannen die Vier sich gegenseitig zu unterstützen und zogen gemeinsam von Haus zu Haus. Hand in Hand statt Ellenbogen, gewissermaßen. „Das ist ja nicht verboten, sondern eigentlich eher der Grundgedanke der Demokratie“, findet Oppinger.

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Engagement gefällt nicht jedem

In ihren jeweiligen Stadtverbänden gefalle das überparteiliche Engagement nicht jedem, glauben sie. Gemeinsame Bilder auf Social Media stießen nicht unbedingt auf viel Gegenliebe. „Politik muss die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln“, fordert Sonntag. „Es geht um parteiübergreifenden Konsens“, unterstreicht Stritzinger. Was nicht heißt, dass die Vier nicht noch immer die Werte ihrer Parteien vertreten. Oppinger ist Sozialdemokrat, Buhl konservativ und Stritzinger liberal. Bundespolitische Unterschiede zwischen den Parteien treten aber auf kommunaler Ebene in den Hintergrund. „Jeder von uns hat gute Ideen und wir verstehen uns“, betont Sonntag, die parteilos ist, aber zu den Christdemokraten die größte Nähe erkannt hat.

„Am Ende verfolgen wir alle das identische Ziel“, sagt Buhl. Man wolle „gesellschaftliche Probleme gemeinsam und parteiübergreifend“ angehen, erläutert er. Dabei sollten die Interessen der Speyerer Bürger im Fokus stehen, frei von Ideologie. Speyer-Nord als großer Stadtteil sei beispielsweise „im Stadtrat nicht so abgebildet, wenn man die Bürger hier fragt“, sagt er. „Es gibt Themen, bei denen seit Jahren nichts passiert“, ergänzt Oppinger. Ein Beispiel sei der Heinrich-Lang-Platz, dessen Umgestaltung noch immer auf sich warten lässt. Allerdings beschränkt sich das Problem nicht auf den Norden der Stadt: „Es setzt sich kaum jemand ein fürs Nachtleben“, bemängelt Stritzinger. Gastronomen hätten keine richtige Lobby und seien nicht ausreichend repräsentiert. Dieses Thema liege ihm besonders am Herzen. Für Oppinger steht die „hart arbeitende Mitte Speyers“ im Fokus, zudem sei die Pflege der Lebensart und Festkultur essenziell für Identität und Zusammenkommen in der Gesellschaft.

Idee ausbauen

Ihre Idee wollen sie nun auch nach der Wahl weiter ausbauen. „Eine parteiübergreifende Anlaufstelle für politisch Interessierte, die demokratische Werte leben möchten, ist unerlässlich“, sagt Sonntag. Diese niedrigschwellige Anlaufstelle, womöglich auch ein eigener Verein, solle allen offen stehen, die sich einbringen wollen. „Ziel ist es, die Mitte zu stärken“, betont Buhl. Ansonsten gewännen die Ränder an Gewicht, fügt Stritzinger hinzu. „Im Kern“, sagt Oppinger, „lieben wir alle unsere Heimat Speyer.“

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