Speyer Von der Salzach an den Rhein

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Ein fulminantes Konzert machte am vorletzten Abend der Internationalen Musiktage Dom zu Speyer mit prachtvoller barocker Kirchenmusik aus dem Salzburg des späten 17. Jahrhunderts bekannt. Der Deutsche Kammerchor und die Capella Spirensis instrumentale waren unter Domkapellmeister Markus Melchiori die kongenialen Interpreten.

Der erste Ton gebührte im romanischen Dom allerdings mittelalterlicher Gregorianik mit dem Introitus zum am Sonntag im Dom gefeierten Kirchweihfest im stilkundigen Vortrag der Schola Cantorum Saliensis unter Christoph Keggenhoff. Auch die anderen gregorianischen Propriums-Teile erklangen an den liturgisch zugewiesenen Stellen in der Messe. Damit war die 24-stimmige Missa in labore requies von Georg Muffat an diesem Tag quasi die Festmesse am 955. Weihetag des Domes. Das großartige Werk mit seinem festlichen Glanz, seiner kunstvollen Polyphonie und seinen feinen Soli wurde aller Wahrscheinlichkeit nach für den barocken Salzburger Dom komponiert, für den Heinrich Ignaz Franz Biber, von dem in Speyer ein kurzes 32-stimmiges Magnificat das Konzert beschloss, auch die legendäre 53-stimmige Missa Salisburgiensis schrieb. Salzburg, die Pfalz und der Dom: da gibt es heuer sinnfällige Verbindungen. Vor 200 Jahren kam wie bekannt die Pfalz zu Bayern. Dafür gab das weißblaue Königreich Salzburg an Österreich. Der Bayernkönig Ludwig I. war als Kronprinz einst Statthalter an der Salzach. Er initiierte später die Ausmalung des Speyerer Doms. Die Musik von Muffat und Biber vertrug die Übertragung vom barocken in den romanischen Raum ausgezeichnet und entfaltete auch dort ihre universelle Wirkung. Markus Melchiori gab ihr am Pult viel innere Bewegung, animierende Dynamik und kraftvolles Profil. Er wusste die Vielfalt der Satztypen und Affekte deutlich herauszuarbeiten und auf den Punkt zu bringen. Exemplarisch waren auch die Beredsamkeit der Aufführung und die klare Textdiktion. Die 16 Sängerinnen und Sänger des Deutschen Kammerchors überzeugten durch erlesenen und vollen Gesamtklang, feingliedrig ausgeführte Soli sowie große vokale Beweglichkeit und Flexibilität. Die mit virtuosen Musikern aus der Region besetzte Capella Spirensis instrumentale faszinierte auf den historischen Instrumenten durch ein farbiges Klangspektrum und leuchtenden Glanz. Dafür war nicht nur der fünfköpfige Trompetenchor ein Garant, Auch die beiden Spieler auf dem Zink erklommen mühelos und wohltönend die höchsten Lagen. Viel Beifall des dankbaren Publikums im Dom. Es wäre nach dem Erfolg dieses Konzertes sehr zu wünschen, mit diesen Interpreten bald auch die Missa Salisburgiensis im Speyerer Dom erleben zu können.

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