Speyer MS Teams: Speyerer Protestbrief macht Schule

Beliebt und umstritten: Kommunikationsplattform Teams.
Beliebt und umstritten: Kommunikationsplattform Teams.

Die Petition aus fünf Speyerer Schulen ans Land, Microsoft Teams weiterhin als Konferenzplattform im Unterricht nutzen zu können, wird zum Vorbild. Landauer Schulen schließen sich an. Eine Antwort aus Mainz liegt vor.

„Es ist einfach nicht logisch“, sagt Jochen Dörr. Der stellvertretende Leiter des Gymnasiums am Kaiserdom hat die Initiative gegriffen. Er hält den Kontakt zur EDV-Abteilung der Stadt und er kommuniziert mit dem Land. Dessen Datenschutzbeauftragter hat untersagt, das in der Pandemie für viele Schüler und Lehrer wichtig gewordene Programmpaket rund um Microsoft Teams über dieses Schuljahr hinaus zu nutzen.

Fünf Schulen in Speyer – die drei staatlichen Gymnasien, das Edith-Stein-Gymnasium und die Berufsbildende Schule – haben deshalb einen offenen Brief nach Mainz geschickt. Unterzeichner sind jeweils die Schulleiter und die Schulelternsprecher. Mehr als 5000 Schüler und mehr als 8000 Eltern stünden dahinter, betonen die Initiatoren.

Datenschutz-Bedenken

Das Problem aus Sicht des Landes besteht darin, dass wegen der amerikanischen Herkunft der Software ein Zugriff der US-Behörden auf personenbezogene Daten möglich sein könnte. Die Speyerer Schulverantwortlichen sehen diese als gering an, wie Dörr herausstellt. In der Petition heißt es, sie hätten „nachvollziehbare Schwierigkeiten, diese auf hypothetischen Einzelfällen basierenden Bewertungskriterien gegenüber dem Nutzen für viele Schülerinnen und Schüler zu verstehen“.

Der Nutzen zeige sich nun schon seit mehr als zwei Jahren, berichtet Dörr. MS Teams sei gut eingeführt. Das Land schreibe den Schulen zwar keine bestimmte Software vor, aber alles, was dieses als Datenschutz-konform erlaube, weise Nachteile gegenüber MS Teams auf. Der Mathematik- und Physiklehrer nennt als Beispiel die Chatfunktion bei Teams, die der den Schülern vertrauten Methode bei Whatsapp ähnele und vor allem auch den Versand von Bildern zulasse. So könne er auch in der Familienzeit mal eben schnell auf Anfragen von Schülern antworten, die etwa mit den Hausaufgaben nicht weiterkommen.

Knappe Ressourcen

Auf die Landeslösung einzugehen, hieße hingegen in dem genannten Fall, Bilder per E-Mail zu versenden, was der Lehrkraft den Empfang erschwere und ihr in der Freizeit eher nicht möglich wäre, so Dörr. Die Beantwortung der Fragen würde dann am nächsten Tag Unterrichtszeit kosten. Auch die Systemumstellung würde viele Ressourcen binden.

„Teams ist viel umfassender als die Alternativen, die wir derzeit sehen“, berichtet auch Annika Barth, stellvertretende Leiterin des Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasiums. Die Teams-Räume würden in den einzelnen Klassen rege genutzt, es würden Daten hochgeladen, Präsentationen abgelegt, Hausaufgaben verschickt. Auch am „Schwerd“ spiele die Chat-Funktion eine wichtige Rolle. Digitalunterricht gebe es auch in diesen Wochen mit eher geringen Corona-Fallzahlen weiterhin; zum Beispiel schwangere Lehrkräfte unterrichteten von zu Hause aus.

Deutsche Lösung absehbar

Berufsbildende Schulen hätten bereits eine Duldung der Nutzung von MS Teams über das laufende Schuljahr hinaus erhalten, berichtet Dörr. Das Land könne ihnen diese auch schwerlich verwehren, wenn die Schüler in ihren Lehrbetrieben genau mit diesem Programm arbeiteten. Er verstehe nicht, warum es für die Gymnasien anders gehandhabt werde. Ein wichtiges Argument der bereits mit SAP in Kontakt getretenen Speyerer Schulgemeinschaften: In ein, zwei Jahren werde eine deutsche Cloud-Lösung verfügbar sein, innerhalb derer Microsoft Office 365 samt Teams nach rheinland-pfälzischen Datenschutzregeln eingesetzt werden könnte.

Vorige Woche ist laut Dörr eine Antwort aus Mainz in Speyer eingegangen: Das Bildungsministerium lasse keine Ausnahme zu – „grundsätzlich auf Dauer nicht zulässig“, laute das Urteil in Sachen Teams.

x