Speyer Kroate mit Vorliebe für Vokale und Käsekuchen

Der Ludwigshafener Schauspieler und Comedian Boris Stijelja hat eine Rolle in der Komödie „Pension Schöller“ bekommen. Am Sonntag strahlt das Bayerische Fernsehen den Klassiker aus. Der gebürtige Kroate arbeitet auch an einem neuen Comedy-Programm, und mit Alice Hoffmann tritt er im April in Frankenthal auf.

„Alice-Schatz, kann ich Dich zurückrufen?“, sagt Boris, „ich habe gerade einen Pressetermin.“ So trifft man in Stijeljas Wohnung indirekt auch „′s Hilde“ an, die Saarländerin, die gar keine ist, seit ihrem 14. Lebensjahr jedoch in dem kleinen Bundesland lebt und das Saarländische längst verinnerlicht hat. Jene Alice Hoffmann, die in der Serie „Familie Heinz Becker“ neben Gerd Dudenhöffer und Gregor Weber bundesweit bekannt wurde und die auch im „Tatort“ als bisweilen schlaue Frau Braun zunächst dem radelnden Palu, dann den Kommissaren Kappl und Deininger als Sekretärin zur Hand gegangen ist. Nun arbeitet sie mit Stijelja. Einen Namen, den man einige Male buchstabieren muss, um ihn richtig schreiben und noch richtiger aussprechen zu können. Man achtet sehr auf die Vokale. Denn der gebürtige Kroate beklagt in seinem Unterhaltungsprogramm „Kroatien und die EU“, dass seine Muttersprache kaum Vokale enthalte. „E! U!, wie schön, gleich zwei Vokale nebeneinander“, schwärmt der Spaßmacher. „So was kennen wir nicht. Wir haben höchstens einen in der Woche.“ Als Beispiel nennt er die Insel Krk und bittet das Publikum, den Namen zu wiederholen. Dann fragt er in die Runde: „Sind Sie verletzt?“ Der 32-Jährige lebt in der Gartenstadt in einer geschmackvoll eingerichteten Wohnung. Für den Reporter hat er Käsekuchen gekauft, jetzt steht er in der kleinen Küche und macht Kaffee. Dabei erzählt er von seinem Fernsehauftritt in dem Bühnenklassiker „Pension Schöller“, den das Bayerische Fernsehen neu verfilmt hat und am 15. Februar ab 20.15 Uhr zeigt. Stijelja spielt den Neffen des naiven Gutsbesitzers Klapproth, der in der Stadt etwas Ungewöhnliches erleben will. Alfred, der Neffe, führt ihn in eine vermeintliche Irrenanstalt. Es ist jedoch die Pension Schöller. Für Stijelja ist allein die Mitwirkung in der Komödie eine besondere Ehre, sagt er. Schließlich haben in dem 1890 entstandenen Stück Größen wie Harald Juhnke, Günter Pfitzmann und Willy Millowitsch mitgewirkt. „Das Stück haben wir nach der Premiere vor fast einem Jahr in der Comödie Fürth sechs Wochen lang fast jeden Abend gespielt“, erzählt Stijelja. Für die Fernsehfassung sei dann an sechs Abenden das ganze Stück gespielt und jedes Mal komplett aufgezeichnet worden. Daraus sei die jüngste TV-Fassung entstanden. Entdeckt für die „Pension Schöller“ wurde der junge Mann, weil Volker Heißmann (er spielt den Gutsbesitzer) ihn in einem Kabarettprogramm gesehen und zum Vorsprechen eingeladen hatte. Heißmann leitet die Comödie Fürth. „Das ist so verrückt“, freut sich der in der Nähe von Split geborene Stijelja. „Andere müssen sich jahrelang plagen – und ich bekomme so ein tolles Angebot.“ Aber, grinst er, „ich bin auch der Fleißigste!“ Und, etwas ernster, dankbar sei er auch. Die Dankbarkeit, vermutet er, sei der Schlüssel zu seinem Erfolg. Außerdem sei er ehrlich. Auch in seinem Bühnenprogramm, in dem er meist aus seinem Leben erzählt. „Ich spitze manchmal zu und übertreibe auch, damit die Pointe ankommt.“ Und tatsächlich, wenn man ihn erlebt, erfährt man einiges aus seiner Biografie. Sein Vater, ein rechtschaffener Handwerker („kein Dummbabbler wie ich“), kam mit der Mutter 1968 aus Jugoslawien nach Deutschland. Die Eltern wollten ein Jahr hier arbeiten und dann wieder zurück. Als es Zeit wurde, beschlossen sie, noch das Weihnachtsgeld abzuwarten, „dann fahren wir nach Hause“. Im Jahr darauf sollte das Urlaubsgeld abgewartet werden, doch weil auch die Mutter in der Großküche einer Ludwigshafener Arzneimittelfirma etwas dazu verdienen konnte, sind 14 Jahre vergangen, bevor das Ehepaar zurück in die Heimat ging. Die Mutter ist katholisch, der Vater gehört der griechisch-orthodoxen Kirche an. Er selbst, sagt Boris, habe seine eigene Religion. „Von allem ein bisschen.“ Schon als Kind habe er zweimal im Jahr Weihnachten feiern dürfen. Dann bekennt er nach einem Schluck Kaffee: „Ich bete nicht nur, wenn’s mir schlechtgeht.“ Kabarett brauche er, um zu verarbeiten, was ihm auf der Seele liege. „Wenn ich das nicht hätte, müsste ich zum Psychologen gehen.“ Was er denn lieber mache? Er überlegt und meint: „Kann ich nicht sagen.“ Doch ohne Theater kann er sich sein Leben nicht mehr vorstellen. Also arbeitet er an einem neuen Comedy-Programm. Premiere ist am 24. Oktober im Boulevard-Theater Deidesheim, dann geht er mit „Cevapcici to go“ auf Tour. Mit Alice Hoffmann, die er jetzt zurückrufen will, tritt er früher auf: Die Komödie „Liebe deinen Nächsten, denn der Übernächste will dich vielleicht nicht“ wird am 25. April in Frankenthal (20 Uhr, VT-Halle) aufgeführt. Das Stück hat der in Dirmstein lebende Autor Rüdiger Kramer geschrieben, speziell für Boris Stijelja und Alice-Schatz Hoffmann.

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