Speyer Gedränge schon auf der Treppe

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Menschen mit gelben Eintritts-Bändchen ums Gelenk bestimmen um 15 Uhr das Stadtbild. Auch die Sonne hat sich inzwischen hinzu gesellt. Vor dem „Blauen Haus“ warten „Wein am Dom“-Karteninhaber mit Gläsern und Weinführern in den Händen auf Platz und junge Winzer in der „Galerie Kulturraum“. Nebenan feiert der neue „Berzel“ Einstand mit Musik, Sekt und Brezeln. Vor dem Rathaus spielen Straßenmusikanten „Bei mir bist du schön.“ Vor dem Alten Stadtsaal, zum ersten Mal „Wein am Dom“-Austragungsort, telefoniert Schauspieler Götz Valter. Er sorge sich um seinen „Spitz und Stumpf“-Auftritt um 20 Uhr, sagt er. Der Hinweis, dass „Wein am Dom“ eine Stunde zuvor die Flaschen wegräumt, beruhigt ihn. Schon auf der Treppe erwartet den Besucher großes Gedränge. Im Saal ist kaum ein Durchkommen zu den 25 Winzern der Pfälzer Prädikatsweingüter (VDP) und sechs vom Verband ökologischer Weinbau (Ecovin). Ungerührt vom Treiben um sie herum erklärt Weinprinzessin Lisa Momm unterschiedliche Geschmacksergebnisse mit Bodenverhältnissen im Pfälzer Weinbau. Im Theatercafé lassen sich Daniela und Gerd Becker Leberwurst- und Schmalzbrot schmecken. „Etwas stickig“ beschreiben sie die Luft im Raum. Für die Heidelberger ist der „Wein am Dom“-Besuch eine Premiere, die sich gelohnt habe. „Viele Leute, gute Weine“. Für Ernst Müller, Abteilungsleier der städtischen Hauptverwaltung, ist der Weinparcours „anstrengend, aber angenehm.“ Schweiß steht ihm auf der Stirn. Ein Baby weint herzzerreißend. Zwei Wochen alt sei es, berichtet der stolze Vater auf der Suche nach einem Wickeltisch. Die rote Karte statt des gelben Bändchens erhält eine Speyerin, die „nur mal kurz reingucken“ will. Und die Frau, die um 17.30 Uhr den Eintrittpreis (25 Euro) neu verhandeln will. Bei Einlassprüferin Susanne Müller hat sie keine Chance. Jede Menge Tageskarten habe sie heute verkauft, berichtet sie von zahlreichen Kurzentschlossenen. „Kaufen Sie doch eine für morgen“, empfiehlt sie der Frau. Die wendet sich wortlos empört ab. Sekt statt Wein erhält sie auch ohne Karte von Peter Dreisigacker am Pfalzwerbung-Stand vor der Sparkassen-Filiale. Hier weht der Wind. „Unser luftiger Platz ist heute der beste“, betont Kollegin Martina Lay.“ Eine Gruppe junger Männer singt lauter erste Strophen bekannter Weinlieder. Nicht schön, aber laut. Andere folgen Elke Königs reich geschmücktem Handwagen und Ausführungen zur Stadt- und Wein-Geschichte. „Das Gros der Leute ist schon etwas angeheitert“, beschreibt ein Mann seinen Eindruck von der Lage der Weinproben-Dinge. „Schön“, fasst Roger Munding aus Speyer seinen ersten Wein-am-Dom-Besuch nüchtern zusammen. (kya) Südwest

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