Speyer Friedhof: CDU möchte lieber warten

Friedhof erweitern oder nicht erweitern? Über diese Frage hat es in der Vergangenheit hitzige Diskussionen im Ortsgemeinderat Otterstadt gegeben. Bei einer Mitgliederversammlung, zu der auch interessierte Bürger eingeladen waren, hat die CDU eine Alternative zu einer Erweiterung vorgestellt.

Hintergrund: Seit Jahren wird im Gemeinderat diskutiert, ob und in welcher Form der Friedhof erweitert werden soll. Im September 2013 hatte der Rat dann mit einer Gegenstimme von Theo Böhm (CDU) eine Erweiterung beschlossen, um auch alternative Bestattungsformen anbieten zu können. In diesem Jahr ist die Diskussion noch einmal aufgeflammt: die CDU möchte keine Friedhofserweiterung mehr, weil sich die Voraussetzungen geändert haben. Darüber ist ein heftiger Streit im Rat entbrannt. SPD, FWG und BIO schlagen dagegen eine Belegungssperre für einen größeren Teil des Friedhofes vor, um planen zu können. Diese Sperre wäre ohne Friedhofserweiterung nicht möglich. Bei der Mitgliederversammlung erklärte Erich Schlick, warum sich die CDU nun anders entschieden hat. Er führte drei Argumente an: Die ursprüngliche Studie eines Ingenieurbüros, das die Erweiterung des Friedhofs vorgeschlagen hatte, basiere auf Zahlen, die nicht mehr aktuell sind. Damals habe es deutlich mehr Erdbestattungen als Urnenbestattungen gegeben. Heute würden überwiegend Urnenbestattungen gewünscht. Außerdem stimmten die Sterbezahlen so nicht mehr. Weiteres Argument: Die Kassen der Gemeinde sind leer, eine Friedhofserweiterung würde jedoch 300.000 Euro kosten. Dieser Betrag könne nur mit einem Kredit finanziert werden, was die CDU ablehnt. Und letztlich argumentierte Schlick, dass es im Friedhof sehr viele leer stehende Gräber gebe. Wenn man den Friedhof also aufräume, könne man auch auf dem bestehenden Gelände alternative Formen der Bestattung anbieten. Eine Erweiterung sei nicht nötig, zumal nicht zu erwarten sei, dass die Bevölkerung Otterstadts deutlich wachse. Wie der Friedhof umgestaltet werden könnte, zeigten Schlick und Theo Böhm. Der bestehende Friedhof ist in der Mitte in neun Gräberfelder eingeteilt. Böhm hat für jedes Feld die leer stehenden Grabstätten und die Gräber gezählt, die älter als 25 Jahre sind und damit auch bald aufgegeben werden könnten. Etwa 50 Grabstätten existieren pro Gräberfeld, in einigen stehe schon heute mehr als die Hälfte leer. Insgesamt gibt es nach Böhms Informationen 160 nicht belegte Grabstätten und etwa 80 Gräber, die älter als 25 Jahre seien. „Wir sollten wissen, wie unser Friedhof aussehen soll“, sagte Böhm. Dabei könne für die einzelnen Gräberfelder geplant werden. Beispiel: Wenn es in Zukunft in einem bestimmten Feld nur noch Einzelurnengräber geben soll, dann können dort nur noch solche Bestattungen durchgeführt werden, die bestehenden Gräber bleiben einstweilen natürlich bestehen. Zusätzlich gibt es im Friedhof eine Fläche, die noch nicht genutzt wird. Mit Blick auf die Leichenhalle ist rechts davon noch etwa 500 Quadratmeter Platz für andere Bestattungsformen. „Das ist schon die Hälfte der Fläche, die das Ingenieurbüro damals als Erweiterungsfläche vorgeschlagen hat“, sagte Schlick. Die dort stehenden Hecken und Koniferen könnten entfernt werden. Andere Bäume könnten erhalten bleiben, um Baumbestattungen anzubieten. Unter Koniferen sei das nicht möglich, da Nadelbäume Flachwurzler seien, unter denen keine Urnen bestattet werden könnten. Außerdem schlug Schlick vor, dort ein Urnenfeld einzurichten, das von Gärtnern betreut wird. Von Rasengräbern riet er dagegen ab. Diese glichen oft eher Bolzplätzen oder Kartoffelackern. Schlicks Fazit: „Wir sollten uns als Otterstadter die Zeit nehmen, fünf bis sieben Jahre abzuwarten und dann noch einmal prüfen, ob eine Erweiterung wirklich nötig ist.“ Jürgen Zimmer (ehemals FWG, jetzt parteilos), der als Beigeordneter lange Zeit für den Friedhof zuständig war, sagte: „Ein Rundum-Sorglos-Paket würde ich heute auch nicht mehr guten Gewissens machen. Wir müssen uns zusammensetzen und die Sache überdenken.“ Dazu brauche man allerdings genaue Zahlen, die die Verbandsgemeinde liefern müsse.

x