Speyer freistoss

Der Mitternachtssport ist seit vielen Jahre eine sinnvolle Einrichtung in Speyer, weil er die Jugendlichen runter von der Straße und rein in die Sporthallen von Hans-Purrmann- und Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium holt. Ob zum Basketball, Volleyball oder Fußball, immer schön abwechselnd treffen sich die 14- bis 22 Jährigen von 22 bis 2 Uhr in den Nächten von Freitag auf Samstag.

Verschiedenste Einrichtungen arbeiten dabei Hand in Hand und Fuß auf Fuß zusammen: Stadtsportverband, Jugendförderung, Sportbund, Sportjugend und Polizei sind mit im Boot beziehungsweise in der Halle. Mitmachen ist ganz einfach: Ein paar hallengerechte Sportschuhe einpacken und einen Altersnachweis mitbringen, wie es immer so schön in der Pressemitteilung der Jugendförderung heißt, und schon können Korb- oder Torejagd losgehen.

Wer vorher Fragen hat, dem geben Werner Ruffing von der Verwaltung und Sportkreisjugendleiterin Gerlinde Görgen bereitwillig per Telefon oder vor Ort im Büro Auskunft. Damit es immer mehr Jugendliche bei den Treffen werden, informiert die Stadt stets rechtzeitig über die nächsten Termine, auch darüber, ob es sich um das letzte Mal vor den Ferien oder um das erste Mal danach handelt.

Das ist auch für unsere Verwaltung ganz einfach. Einfach den Pressetext vom vergangenen Mal verschicken, Sportart und Datum austauschen, und gut ist’s. Doch ein bisschen Aufmerksamkeit erfordert selbst diese Aufgabe. Nicht, dass es wieder heißt, wie jüngst Ende Januar geschehen: Mitternachtsvolleyball und -basketball zu Nikolaus am 7. Februar.

Immer mehr Fußballvereine ziehen mit ihrem grünen Rasen auf die grüne Wiese. Was Bayern München mit der Allianz-Arena in Fröttmaning im Großen, so die Mutterstadter Fußballer mit ihren Vereinen FG 08 und TDSV im Kleinen. Fohlenweide heißt das Gelände, und schon auf dem Weg von Speyer dorthin zum Testspiel des Oberligisten TuS Mechtersheim gegen den eine Klasse darunter kickenden Türkisch-Deutschen Sportverein trabt ein einsames Pferd links der Bundesstraße 9 unter Flutlicht seine Runden.

Vier Lampen pro Flutlichtmast erleuchten auch das Mutterstadter Gelände außerordentlich hell. Eine Gruppe Männer betritt das Gelände, bewaffnet mit Block und Stift - Trainer in der Ausbildung, jeder mit einer bestimmten taktischen Aufgabe zum Spiel dieses Abends betraut. Einer von ihnen lehnt sich lässig über das Geländer und benutzt eine Plastikmülltonne als Schreibunterlage.

Ein Mann in besten Jahren guckt auch zu, gibt sich als Italiener aus, redet wie ein Wasserfall und weiß einfach alles über Fußball, das Leben und die Liebe. Spielerberater?, denkt er über die jungen Männer.

Arminia Ludwigshafen und Alemannia Maudach, SC Hauenstein und TSG 1899 Hoffenheim, Karlsruher SC, Kuba und 1. FC Kaiserslautern, Wormatia Worms und Brescia Calcio, der Mann weiß Bescheid.

Freilich: Wo Mechtersheim spielt oder Mutterstadt steht, dass Milan Sasic als Trainer in Saarbrücken grad rausgeflogen ist, da hapert’s noch etwas. Doch: er kennt Ex-Nationalspieler Holger Fach und FCK-Boss Stefan Kuntz, verehrt Wadenbeißer Gennaro Gattuso, liebt italienischen Wein, Käse, Musik, ganze und halbe Italiener, kennt die Haushalte der Fußballvereine, weiß, was die aus Speyer stammenden Korte-Zwillinge verdienen und jongliert dabei bereitwillig mit den Nullen.

Unser Freund weiß, dass die Jugend Träume braucht und verfolgt seinen eigenen mit einer Fußballschule in der Karibik, kennt sich aus mit Spieler-Vätern, die zuviel aufs Feld schreien und plappert am Rand weiter. Heiratspläne, Immobilien, nervöse, verletzte, alleskönnende Kicker, die Sprösslinge zum Training kutschierende Papas, der Mann kennt sich aus.

Ein Trainerlehrgang-Schüler fachsimpelt derweilen mit einem Einheimischen: über Eintracht Trier und Astoria Walldorf, SV Elversberg und die Oberligen Südwest sowie Bayern. Warum friert der mit Trainingsjacke und Turnschuhen auf einer Bank sitzende Typ eigentlich nicht?

Und noch zwei Fachleute stecken an diesem Abend die Köpfe zusammen. Wormatia Worms prangt auf der Jacke des einen, der Infos in sein Handy tippt und fotografiert, SV Waldhof Mannheim auf der Kappe des anderen, Spieler-Beobachter?