Speyer EINGEKREIST: Otterstadts Ottonen

Vor mehr als 1000 Jahren hat es das schon einmal gegeben: die Zeit der Ottonen. Drei Ottos saßen auf dem Kaiserthron. Nacheinander, schön brav einer nach dem anderen, schwer zu verwechseln. Heute läuft das weniger chronologisch: Die drei Otterstadter Ottonen regieren ihre kleinen Reiche quasi parallel. Gehen wir streng nach Alter vor: Otto, der Erste, Ackermann regierte bis 2008 insgesamt 17 Jahre lang die Freien Wähler, war 46 Jahre Ratsmitglied und gehörte zu den weisen Männern im Gemeinderat. Otto, der Zweite, Berthold sitzt seit fast 20 Jahren auf dem Thron des Vereins für Heimatpflege und Naturschutz und regiert dort fleißig weiter. Otto, der Dritte, Reiland hat schon vor Jahrzehnten die Regentschaft über das Reich der Verbandsgemeinde Waldsee übernommen und denkt gar nicht daran, sie abzugeben. Alles fest in Otto-Hand. Wie soll man bei so vielen Ottos den Überblick behalten? Der Otterstadter Ortsbeigeordneten Birgit Reichert (SPD) brummte da wohl auch der Schädel. Sie übernahm diese Woche die Laudatio bei der Verleihung der Landesehrennadel an Otto Berthold und begrüßte die Ehrengäste sowie „Familie, Freunde und Vereinsmitglieder von Otto Reiland“, was nach kurzer Irritation zum ersten Heiterkeitsausbruch führte. Der zweite Heiterkeitsausbruch kam dann, als Landtagsabgeordneter Bernhard Kukatzki (SPD) seine Rede mit „Otto find’ ich gut!“ schloss und daraufhin Otto Reiland aufstand. Besagter Otto sagte: „Das könnte man ja jetzt direkt als Aufforderung verstehen, dass ich auch was sage“ – und trat ans Mikrofon. Das war allerdings kein inter-ottonisches Machtgerangel, Reiland wäre eh an der Sprecher-Reihe gewesen. Otto Berthold, der frisch Geehrte, hatte dann schon noch das letzte Wort.

x