Speyer Die Welt steht Kopf

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„Römer, Fischer un Wasserhinkle“ ist der Titel des Theaterstücks aus der Feder der Otterstadterin Ingrid Lupatsch. Auf Wunsch des Altriper Heimat- und Geschichtsvereins hat sie damit die Altriper „Urg’schicht“ auf die Laienbühne gebracht. Derzeit laufen die Proben auf Hochtouren – Premiere ist am 20. November.

Damals, vor gut 1600 Jahren, an der Stelle, wo heute Altrip liegt: Der Neckar mündet hier in den Rhein, drum herum ist Sumpf, viel Sumpf – „Babbel“ eben. Wasserhinkle fühlen sich hier wohl, Frösche noch mehr, und für Schnaken ist es schlicht das Paradies. Zwei Männer sitzen da und angeln, viel mehr können sie auch nicht tun. Man lebt von Fischen und Wasserhinkle und arrangiert sich halt mit dem „Babbel“. Die Häuser stehen auf Baumstelzen, damit das Wasser nicht „alle Gebott durch die Küch laaft“. Noch ist die Welt in Ordnung, fernab jeglicher Zivilisation. So beginnt das Theaterstück „Römer, Fischer un Wasserhinkle“ von Ingrid Lupatsch. Sie hat schon mehrere Stücke über Waldsee und Otterstadt geschrieben. Im vergangenen Jahr hatte sie mit „Die schää Verbandsgemää“ in Otterstadt viel Erfolg. Da waren erstmals auch Schauspieler aus Altrip und Neuhofen mit dabei. Nun hat sie auch für die Altriper ein passendes Stück entworfen. Es spielt in der Zeit, als die Römer dort ein Kastell bauten, und erklärt, wie der Ort zu seinem Namen kam. Außerdem erfahren die Zuschauer, dass das benachbarte Waldsee von einem Altriper Emigranten gegründet wurde, der die „römischen Ferz“ satt hatte – und dass manche Wünsche auch nach Jahrtausenden Träume bleiben, wie der nach einer Brücke über den Rhein. Die Stücke von Lupatsch leben von ihrer kreativen Umsetzung der Themen. Außerdem schreibt sie ihren Laienschauspielern die Texte auf den Leib, auch wenn sie dafür manchmal ganz schön erfinderisch sein muss. Was macht man zum Beispiel, wenn sich einfach keine junge Dame finden lässt, die des Pfälzischen mächtig ist? Dann schiebt man Wallah und seinem Weib Walhildes eben ein Ostgotisches Findelkind namens Walburga unter, das einen „Sproochfehler“ beibehalten hat; es spricht gestelztes Hochdeutsch. Aber die Welt steht ja sowieso bald Kopf. Das merken auch der Druide Edelbert, der gerade den Met erfunden hat (eine Bezeichnung für „Mol edel trinke“), oder die Brotbäckerin Othilde, die Visionen vom Ackerbau hat. Es ist was im Busch: Die Römer sind im Anmarsch und bauen ein Kastell. Aus Stein, nicht aus Holz, das hat’s noch nicht gegeben. Mit Fenstern und Ziegeldächern! Und sie bringen Geld mit und Zi-vi-li-sa-tion! Ob sie die „Heckeschisser“ zu Latrinenbenutzern umerziehen können? Und Fischer zu Bauleuten? Bald ist das Volk gespalten: Die einen wollen Fortschritt, die anderen kleben an der Tradition fest wie im „Babbel“ und verabscheuen die römischen „Ferzbeutel“ und die bunt gekleideten Soldaten, diese „Fasanegöckel“. Immerhin klappt die Verständigung halbwegs, denn der schöne Translator Germanicus tut sein Bestes, das (pseudo-)lateinische Kauderwelsch ins Hochdeutsche zu übersetzen, das die Fischersleut’, wenn auch mit Mühe, verstehen können. Am Ende kommt sogar der Imperator höchstpersönlich und findet den passenden Namen für Siedlung und Kastell. Das Stück verspricht lustig zu werden, was nicht nur an den witzigen Dialogen liegt, sondern auch an den Schauspielern. Einige davon sind schon alte Hasen: Die Altriperin Karin Eitl (Alrun) hat schon bei „Die schää Verbandsgemää“ mitgespielt, Leo Weick (Wallah) und Henny Schnaubelt (Walhildis) aus Waldsee standen schon öfters in Lupatsch-Stücken auf der Bühne. Doch auch die beiden lernen noch dazu: der Altriper Dialekt ist anders als der Waldseer. In Waldsee geht man „hääm“, in Altrip „haam“, wääscht? Oder waascht? ... Termine Die Aufführungen sind am Freitag und Samstag, 20. und 21. November, sowie am 27. und 28. November, jeweils um 19.30 Uhr und am Sonntag, 29. November, um 16 Uhr im Reginozentrum in Altrip. Kartenvorverkauf in allen Bürgerbüros der Verbandsgemeinde Waldsee und beim HGV unter 06236 579050. Karten: zwölf Euro.

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