Speyer Bauern besorgt wegen Flächenverbrauchs

L 537 zwischen Harthausen und Schwegenheim: Wegen des Waldes ist ein Fahrradweg nur auf der Ostseite möglich.
L 537 zwischen Harthausen und Schwegenheim: Wegen des Waldes ist ein Fahrradweg nur auf der Ostseite möglich.

Ein „Jahrhundertprojekt“ werde in Angriff genommen, ein „historischer Augenblick“ sei die gemeinsame Sitzung von Ausschüssen aus zwei Nachbargemeinden – große Worte fielen am Donnerstagabend, als der Landesbetrieb Mobilität (LBM) im Schwegenheimer Bürgerhaus die Pläne für einen Radweg zwischen Harthausen und Schwegenheim vorstellten. Bis es diesen aber tatsächlich gibt, werden wohl noch Jahre vergehen. Zunächst müssen sich die Kommunalpolitiker zwischen zwei Varianten entscheiden. Oder gibt es eine Mischform?

„Wer die Situation kennt, weiß, wie gefährlich sie ist“, erinnerte der Harthausener Ortsbürgermeister Harald Löffler (CDU) daran, wieso auf der Strecke Handlungsbedarf besteht. Radfahrer gerieten immer wieder in gefährliche Situationen, pflichtete Thomas Krömer, Fachgruppenleiter Straßenplanung beim LBM in Speyer bei. Fernfahrer nutzten die Landesstraße zwischen Harthausen und Schwegenheim als „Schleichweg“ zwischen A 65 und Tankhof an der B 9. Für die rund 2250 Meter lange Strecke – davon 1800 Meter auf Schwegenheimer und 450 Meter auf Harthausener Gemarkung – seien zwei Varianten denkbar: Entweder ein reiner Rad- und Fußweg oder ein kombinierter Weg, der auch für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben sei. Sicher ist nur: Der Weg ist aus Naturschutzgründen nur östlich der L 537 möglich. Bei Variante eins schließt an die Straße ein Trennstreifen an, dann ein 2,50 Meter breiter Asphaltweg, dann eine Versickerungsmulde, umfasst von zwei Banketten, und schließlich ein vier Meter breiter Wendestreifen oder Erdweg für Traktoren zu den Äckern hin. Platzbedarf insgesamt: rund elf Meter. Bei Variante zwei verlaufe die Versickerungsmulde zwischen Straße und dem kombinierten Weg, der 3,50 Meter breit wäre. Hierfür wäre nur ein acht Meter breiter Streifen nötig. Allerdings empfiehlt der LBM auch hier einen Wendestreifen zwischen Acker und Weg, durch den der Platzbedarf auf zwölf Meter steigen würde – aus „Sicherheitsgründen“ und da sonst die Gefahr bestünde, dass der Weg durch landwirtschaftliche Fahrzeuge verschmutzt werde, wie Krömer deutlich machte. Dem widersprach Landwirt Gerhard Löffler (CDU, Harthausen) und zweifelte die Sinnhaftigkeit eines Wendestreifens an: „Gutes Ackerland wird so großzügig überplant.“ Auch die Versickerungsmulde könnte nach seiner Einschätzung weniger breit als die geplanten 1,50 Meter sein und trotzdem das Wasser bei starkem Regen aufnehmen. Auch Holger Hellmann (FWG, Schwegenheim), ebenfalls Landwirt, hielt den Wendestreifen bei Variante zwei für verzichtbar. Die Landwirtschaftskammer habe sich grundsätzlich für einen kombinierten Weg ausgesprochen, informierte außerdem der Harthausener Ortsbürgermeister Harald Löffler. Kurt Humm (SPD, Harthausen) sah die Verschmutzung der Wege durch landwirtschaftliche Fahrzeuge durchaus als Problem an. Andreas Heck (CDU, Harthausen) sah durch die Wendestreifen-Diskussion „die Karten neu gemischt“. Er kündigte allerdings für die Harthausener CDU an, dass diese sich bei der Frage, welche Variante gebaut werden soll, dem Schwegenheimer Votum anschließen wolle, da der weitaus größte Teil der Strecke auf Schwegenheimer Gemarkung verlaufen werde. Für seinen Appell, einen schnellen Kompromiss zu finden, erntete er Applaus. Schwegenheims Ortsbürgermeister Peter Goldschmidt (SPD) sagte gestern auf Nachfrage der RHEINPFALZ, er favorisiere eine Mischlösung: einen reinen Rad- und Fußweg, dort wo Grundstücke der Gemeinde angrenzen, einen kombinierten Weg im mittleren Streckenabschnitt, wo es Ackerflächen gebe. Wenn die Landwirte keinen Wendestreifen wollten, sollte man darauf verzichten. Die Landwirte müssten dann aber dafür sorgen, dass der Weg sauber bleibe, so Goldschmidt. Er glaubt, dass es für diese Lösung Rückhalt in allen Schwegenheimer Ratsfraktionen gibt. Weniger Diskussionsbedarf gab es hinsichtlich des grundsätzlichen Verlaufs des Radwegs, den LBM-Planungsleiter Thomas Delb vorstellte. Hinter der Ortsausfahrt Harthausen soll ein nach Osten verschwenkter Fahrbahnteiler gebaut werden, der einerseits den Autoverkehr bremsen und andererseits Fahrradfahrern, die aus Richtung Harthausen kommen, ein sicheres Überqueren der Straße ermöglichen soll. Östlich der L 537 geht es dann parallel zur Landesstraße bis zum Kreisverkehr am Tüv in Schwegenheim. Damit Fahrradfahrer sicher in den Maulbeerweg abbiegen können, soll auch dort ein Fahrbahnteiler kommen. Wer weiter entlang der Landesstraße radelt, muss am Tüv-Kreisel zweimal die Fahrbahn queren – auch hier sind Fahrbahnteiler vor den Kreiseleinfahrten vorgesehen. Das Abwasserpumpwerk östlich des Kreisverkehrs müsste verlegt werden. Fest steht: Einen reinen Rad- und Fußweg würde das Land komplett bezahlen. Entscheiden sich die Ortsgemeinderäte – wann ist noch offen – für einen kombinierten Weg, der auch für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist, müssten die Ortsgemeinden die Mehrkosten tragen und den Weg sauber halten. Nach der Entscheidung der Räte könnte es rund zweieinhalb Jahre dauern, bis alle Hürden genommen sind und der Weg gebaut ist, schätzt Krömer. Das Projekt könnte über eine Million Euro kosten. Die Schätzung sei aber noch sehr vage. Der LBM sei nun, bis sich die Räte entschieden haben, „in Wartehaltung“.

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