Speyer Aus Speyer und aus aller Welt

Verständigung mit Herzen, Mündern und Händen: Katholiken, Protestanten und Muslime haben am Sonntag in der Quartiersmensa Q+H gemeinsam mit Asylbewerbern aus Speyer und Berghausen gefeiert. Ungefähr 300 Besucher haben Vertreter des Interreligiösen Forums gezählt, die das „Fest der Kulturen“ erstmals ausgerichtet haben.

„Wir haben im Erlichhaus kein Waffeleisen“, erklärt eine Syrerin die ungewöhnliche Form des Gebäcks auf dem Teller, den sie um 15 Uhr zum im Foyer aufgebauten Buffet stellt. Sie wolle auch etwas beisteuern, betont sie. „Die Deutschen mögen doch Waffeln.“ Flüchtlingsberaterin Angelika Geist vom Diakonischen Werk macht die Probe aufs Exempel: „Lecker.“

Am Eingang nimmt Pastoralreferent Markus Lamm, Sprecher des Interreligiösen Forums, die Besucher in Empfang, Pfarrer Uwe Weinerth verteilt Gratis-Bons an Flüchtlinge. „Sie sind heute unsere Gäste“, sagt er den Ankömmlingen aus Afghanistan, Somalia, Pakistan, Ägypten oder Syrien.

Im Kirchenraum proben die „DreiCant-Füchse“ der Gedächtniskirche für den Auftritt, der in 20 Minuten beginnen soll. Nebenan in der Mensa sitzen Speyerer unterschiedlicher Nationalität beisammen. Bürgermeisterin Monika Kabs nimmt sich Zeit für kleine und große Probleme, die Asylbewerber an sie herantragen. Vor der Tür dreht sich ein Dönerspieß. Frauen genießen ihren Kaffee in der Nachmittagssonne, Kinder holen sich eine Portion Pommes frites am Imbisswagen der türkischen Gemeinde.

Um die Ecke geht es nur auf Strümpfen. Im Familienzentrum „Keks“ spielen Väter, Mütter und Kleinkinder, tauschen Erziehungs-Erfahrungen in verschiedenen Sprachen oder mit Händen und Füßen aus. Zwei Jungen ergeben sich der Übermacht eines Älteren: „Wir kämpfen nur mit Worten“, verkündet einer selbstbewusst. Die Faust ballt er sicherheitshalber hinter dem Rücken.

Adil, Ansea und Rhana kommen mit der Römerberger Beigeordneten Käthe Maier. Sie hätten das Fest der Kulturen der Fernsehübertragung des Cricketspiels Pakistan gegen Indien vorgezogen, sagen die Asylbewerber aus Berghausen. Schnell räumen sie ihr Geschirr weg, als das erste Lied der Gruppe „DreiCant“ erklingt. Ansea hält jeden Moment per Handy-Video fest. Neben ihm wiegt sich George im Takt der „Hallelujah“-Melodie. Der Achtjährige ist vor wenigen Wochen mit Familie in Speyer angekommen. „Hallo, ich bin George“, kann er schon sagen und auf Deutsch bis zehn zählen. Dafür lobt ihn Khadija Mourad. „Ich bin mit meinen Kindern hier, damit sie mit den anderen spielen können“, berichtet die Marokkanerin, die schon lange in Speyer lebt und sich im neu eröffneten Erlichhaus ehrenamtlich als Übersetzerin einbringt.

„Kirchen sind Orte der Begegnung“, erklärt Pfarrer Hubert Ehrmantraut der bunt gemischten Gemeinde, die gegen 16.30 Uhr auf den Auftritt der türkischen Männertanzgruppe „Efe“ aus Lustadt wartet. Auch George hat seinen Platz wieder eingenommen. „Hallo, ich bin George“, wiederholt er und fügt zwei Worte hinzu: „Musik. Schön.“ Fasziniert bestaunt er mit Jusif, Nursina, Anna, Miriam und Jule die Sprünge der Tänzer. Schüler aus Speyer und aller Welt drehen sich zur orientalischen Musik. Türken richten ihre Mobiltelefone auf das Geschehen im St.-Hedwig-Altarraum.

„Spaß haben und Leute treffen“, fasst Rimun Michael zusammen, warum er mit Verwandten in die Heinrich-Heine-Straße gekommen ist. Sie wohnten in der Vincentiusstraße, berichtet der 19-jährige Asylbewerber von der Unterkunft, die seine Familie nach der Flucht aus Ägypten gefunden habe. Er habe schon zweimal vom Apfelkuchen probiert, erzählt er von seiner ersten kulinarischen Begegnung mit deutschen Spezialitäten. „Toll, dass es so etwas auch gibt.“

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