Speyer Anschluss an die schnelle Internet-Welt gewünscht

Ludwigshafen

. Die Kreisverwaltung hat zum ersten Mal einen Atlas erstellen lassen, der die Breitbandversorgung im Rhein-Pfalz-Kreis dokumentiert, den Ist-Zustand also erfasst. Denn gesicherte Daten sind nötig, um festzustellen, wo es wirklich krankt und wo die Internet-Nutzer ganz zufrieden sein können, meint Landrat Clemens Körner (CDU). Die Bestandsaufnahme ist den Bürgermeistern der 25 Ortschaften im Rhein-Pfalz-Kreis bei einer Dienstbesprechung vergangene Woche vorgestellt worden. Untersucht wurde dabei die vorhandene Versorgung in den Orten und die jeweils verfügbare Geschwindigkeit der Datenübertragung. Die Mannheimer Dietmar Pohlmann Consulting AG hat dazu die Gemeindeverwaltungen befragt und auf Daten der Anbieter wie Telekom und Kabel Deutschland zurückgegriffen. Körner zieht ein erstes Fazit: Die Versorgung ist im Durchschnitt gut, besser als in vielen anderen Gebieten in der Bundesrepublik – aber auf Dauer nicht zukunftsträchtig. Es gibt nicht nur Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden des Rhein-Pfalz-Kreises, sondern auch innerhalb der Ortschaften. Und was heißt schon Durchschnitt: „Wenn man eine Hand auf die heiße Herdplatte legt und die andere ins Tiefkühlfach, hat man auch im Durchschnitt eine normale Temperatur“, sagt der Landrat. Will heißen: Was nutzt es einem User am Ortsrand, der erst mal Kaffeekochen gehen kann, weil sein Download ewig dauert, wenn er weiß, dass dies bei einem Bewohner des Ortszentrums ganz rasant geht? Es gebe immer mal wieder Anrufe und Beschwerden über das Daten-Schneckentempo, weiß Körner. Und: „Datenautobahnen sind für die Infrastruktur genauso wichtig wie die richtigen Autobahnen.“ Die meisten Gemeindeverwaltungen im Rhein-Pfalz-Kreis nannten bei der Bestandsaufnahme eine Datenübertragungsrate von 25 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und mehr für wünschenswert. Das ist bei weitem noch nicht überall gegeben. So ist zum Beispiel nach den Erkenntnissen Dietmar Pohlmanns in Dannstadt-Schauernheim die Wunschbandbreite von 25 Mbit/s nur im Ortskern verfügbar. Die Randgebiete sind unterversorgt. Ähnliches gilt für Altrip und Hochdorf-Assenheim. In Böhl-Iggelheim dagegen sind sogar nur höchstens zehn Prozent der Haushalte mit der gewünschten Datengeschwindigkeit versorgt. Dagegen ist in Limburgerhof, Rödersheim-Gronau und Neuhofen die Wunschbandbreite von 25 Mbit/s größtenteils verfügbar. Ebenso in Fußgönheim – doch hier zeigt sich die Bedeutung von Körners Herdplatte-und-Tiefkühlfach-Vergleich: Ausgerechnet im Gewerbegebiet ist das schnelle Internet Mangelware. Für die Verbandsgemeinde Maxdorf gilt: Wunschbandbreite teilweise verfügbar. In Schifferstadt wiederum können die Internet-Nutzer teilweise mit bis zu 50 Mbit/s surfen. Wie schwierig die Bewertung der gesammelten Daten ist, zeigt sich am Beispiel Mutterstadt. Denn dort hat die Untersuchung ergeben, dass die gewünschte Datengeschwindigkeit nahezu flächendeckend verfügbar ist – allerdings hat die Gemeinde auch eine Datenübertragungsrate von 16 Mbit/s als ausreichend erachtet, als einzige der befragten Gemeinden. Insgesamt aber sieht es in den Gemeinden des mittleren Rhein-Pfalz-Kreises meist besser aus als im Kreisnorden oder Kreissüden. Römerberg allerdings ist nun Vorreiter. Dort, wo schnelles Internet bisher eher Wunsch als Realität war, werden derzeit Glasfaserkabel verlegt – und seit vergangener Woche sind die ersten Nutzer im super-schnellen Netz (wir berichteten). Während die gewünschte Bandbreite von 25 Mbit/s in Dudenhofen nahezu flächendeckend und in Waldsee und Otterstadt größtenteils verfügbar ist, kann in Harthausen und Hanhofen nur ein Teil der Haushalte zügig surfen, der Rest ist unterversorgt. In Bobenheim-Roxheim steht teilweise schon eine Übertragungsrate von bis zu 50 Mbit/s zur Verfügung, in Lambsheim soll dies nach Auskunft der Telekom bis zum Ende des Jahres ebenfalls so sein. Dagegen wird in der Bestandsaufnahme für die schlechter versorgten Gemeinden Heßheim, Heuchelheim, Beindersheim, Groß- und Kleinniedesheim ein Ausbau empfohlen. Wie geht es weiter? „Ärmel hochkrempeln und los“, meint Clemens Körner nur halb im Scherz. Ob mit Investoren, einer Arbeitsgemeinschaft oder in anderer Form, ob über einen extra zu gründenden Eigenbetrieb oder als Zusammenschluss mehrerer Gemeinden. Die Kreisverwaltung soll die Möglichkeiten prüfen, das haben die Bürgermeister in der Besprechung ihr mit auf den Weg gegeben. Denn der Breitbandausbau ist teuer. Zwar können bestehende Kupfernetze ertüchtigt werden, doch dies erachtet Dietmar Pohlmann als „Zwischenlösung“. Teilweise liegen auch Leerrohre in den Straßen, in die Leitungen eingefügt werden können. Was eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaseranschluss kostet, hat der nahe Rhein-Neckar-Kreis ausgerechnet. Dort sollen bis zum Jahr 2030 alle Haushalte einen eigenen Glasfaseranschluss bekommen: Gesamtkosten von 300 Millionen Euro stehen im Raum. Einen solch engen zeitlichen Rahmen will sich der Rhein-Pfalz-Kreis nicht setzen. Dazu sei der Wandel in der Informationstechnik auch viel zu schnell, „wer weiß, was es bis dahin für technische Möglichkeiten gibt“, sagt der Landrat.

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