Speyer In der Wirkung grandios

Eine Theaterprobe zu inszenieren, ist als Grundgedanke an sich schon witzig genug. Dies aber zusätzlich mit einem kontrastreichen Stück zum üblichen Boulevard zu tun, ist sowohl für das Publikum als auch für die Schauspieler spannend. Die Theatergruppe Hanhofen hat’s gewagt und gewonnen. Die Zuschauer bei der Premiere am Dienstagabend belohnten die Leistung für die Umsetzung der Komödie „Dieses Mal was mit Niveau“ mit lautem Applaus und viel Gelächter.

Zweiter Weihnachtsfeiertag, 19 Uhr. Die Glocke läutet die Premierengäste im Haus Marientraut auf die Plätze, der Vorhang geht auf und die Kulisse eines britischen Ehrenhauses fällt ins Auge. Vier Newcomer und zwei Bühnenerfahrene versammeln sich. Der Name Pater Brown erklingt. Darum geht’s also: um die Darstellung eines Kriminalfalls aus der Fernsehreihe, die um 1970 der Renner gewesen ist. In Hanhofen wird sie wiederbelebt. Das Geheimnis der alten Gräfin muss gelüftet werden. Nicht ganz 25 Minuten dauert die präzise Einführung ins Stück. Der nächste Vorhang folgt, und das Publikum bekommt das, was es so gerne zum Ausklang des besinnlichen Weihnachtsfestes genießt: Komödie satt. Ein Feuerwerk optischer Eindrücke entwickelt sich vor spärlicher Kulisse. Selbst die ergibt Sinn, denn schließlich steht die Theatergruppe noch voll am Anfang ihrer Proben. Bei den Hanhofener Freizeit-Akteuren ist das anders. Die haben ihre Rollen in den vergangenen Monaten verinnerlicht und leben sie mit wonniger Leidenschaft aus, was das Zuschauen mehr als unterhaltsam macht. Die Lorbeeren für das pointenreiche Stück darf sich wie in den vergangenen Jahren Andreas Heck aufsetzen, der Vorsitzende des Vereins, der gleichzeitig Klunker Kurt alias Francois Trichine mimt. Tatsächlich hat jeder Mitwirkende diesmal zwei Namen – schließlich müssen auch zwei Rollen beherrscht werden: die in der Komödie als solche und die im Krimi, der inszeniert werden soll. Skurril, das Ganze, aber in der Wirkung grandios. Wunderbar sind die kleinen Dialoge am Rande und die großen Wortwechsel im Fokus. Das Publikum quiekt belustigt bei Hecks französischem Slang, der unter anderem klangvoll in „Oinz“ (Heinz) oder „Trüdell“ (Trudel) endet. Bemerkenswerten Körpereinsatz zeigt Barbara Grundhöfer als „Baroness of Eastern Chesterfield by Middlewick Yorkshirtire at Sussington Elstershire Growington Sheldonbutton“. Stolze vier Mal landet sie im freien Fall auf dem Boden – ein Akteur kennt keinen Schmerz. Und er scheut keine Herausforderung wie die des Titels der Baroness: Jeder Hanhofener Schauspieler bringt den einwandfrei über die Lippen – Respekt. Jeder bringt auch eine Besonderheit mit und füllt so seinen Charakter aus. Roland Heiter und Dietmar Kinscherff lassen gar die Hosen runter – ein bewusst gesetzter Running Gag, der zieht. Lisa Heiter und Nina Kopf geben sich souverän und gewitzt, Silke Aschbacher glänzt mit erfrischender Impulsivität. Herausragend: Manuela König als nahezu blinde Souffleuse mit dem Drang zum Daueressen. Jede erneute Kollision mit Türrahmen und Co. wird mit lautem Lachen quittiert. Mächtig Gas gibt die Hanhofener Crew, Schlag auf Schlag wird knallender Klamauk serviert. „Än französische Regisseur fer ä englisches Stick un des in de Palz“ – das hat mal Niveau.

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