Rhein-Pfalz Kreis Zwei Frauen und ein Kämpfer

Vor fünf Jahren kam die FDP in der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land auf 7,4 Prozent und errang drei Sitze im VG-Rat. Damals konnte sie vom bundesweiten Trend profitieren, jetzt ist sie dessen Opfer: Am Sonntag erreichte sie nur noch 3,1 Prozent und einen Sitz. Stärkste Fraktion bleibt die SPD mit elf Sitzen. Einen leichten Zuwachs verzeichnete die CDU, die wieder auf zehn Mandate kam.

Direkt vergleichen kann man die Sitzverteilung allerdings nicht: Denn der VG-Rat ist von bisher 36 auf 32 Sitze geschrumpft. Aussagekräftiger sind da die Prozentzahlen: Hier führt die SPD mit 33,7 Prozent (plus 0,9 Prozentpunkte). Die CDU legte am stärksten zu, kletterte von 28,5 auf 30,7 Prozent. Die FWG wuchs um 1,7 Punkte auf 26,8 Prozent, verfügt aber wegen der Verkleinerung des Rats nur noch über acht statt neun Mandate. Trotz leichter Verluste (minus 0,5 auf jetzt 5,7 Prozent) behalten die Grünen zwei Sitze. „Eigentlich hätten wir gar nicht wählen müssen“, zitierte CDU-Fraktionssprecherin Sabine Kutschke gestern Verbandsbürgermeister Reinhold Niederhöfer: Denn die Mehrheitsverhältnisse im VG-Rat haben sich nicht entscheidend geändert. Und nicht nur Kutschke geht davon aus, dass SPD und FWG ihre Koalition fortsetzen werden, zumal es bereits im Vorfeld der Wahl entsprechende Signale gab. „Ich denke, bei der FWG gibt es noch kein Interesse, dass wir zusammengehen, da hätten wir noch zwei Sitze mehr holen müssen“, sagte Kutschke. Auch wenn Theo Halama, FWG-Sprecher im VG-Rat, gestern gegenüber der RHEINPFALZ betonte, seine Fraktion warte nun auf Gesprächsangebote von SPD und CDU: „Wir werden mit beiden reden, keine Frage.“ Bisher stellten die Freien Wähler mit Wolfgang Nitzsche und Jürgen Schraut zwei Beigeordnete. SPD-Fraktionsvorsitzender Siegfried Sell-Sommerrock zeigte sich gestern jedenfalls überzeugt, dass es wieder zur einer Koalition seiner Partei mit den Freien Wählern kommt: „Wir sind uns sehr nahe, haben harmonisch zusammengearbeitet“, sagte er. Recht zufrieden mit den Ergebnissen zeigten sich fast alle Befragten, wobei Kutschke es sehr bedauert, dass es neben ihr mit Doris Christ (SPD) nur noch einer einzigen weiteren Frau gelungen ist, in die Männerbastion einzubrechen. „Ich hätte gedacht, wir kriegen noch eine Frau auf unserer Liste durch.“ Achim Hoffmann von den Grünen war erleichtert, dass seine Partei ihre zwei Sitze halten konnte, obwohl es vor der Wahl „wegen der Windkraft ein bisschen eine Kampagne gegen uns gegeben hat“. Dass die Grünen nicht alle Listenplätze mit Kandidaten besetzen konnten, sei auch ein Nachteil gewesen: „Da müssen wir dran arbeiten.“ Restlos enttäuscht vom schlechten Abschneiden seiner Partei ist Henner Kunz, letztes verbliebenes VG-Ratsmitglied der FDP. Er sei nun ein „lonesome Fighter“, ein einsamer Kämpfer, sagte er. Sein Einfluss im Rat sei gering, mehr „als das Maul aufmachen“ könne er nicht. Er wolle aber die Hoffnung nicht aufgeben, dass es in fünf Jahren besser wird. Erschüttert zeigte sich der Kirchheimer von der geringen Wahlbeteiligung, die in der VG Grünstadt-Land bei 66,2 Prozent lag: „Anderswo lassen sich die Leute totschießen, um ihr Wahlrecht zu erkämpfen.“ Mit 5987 die meisten Personenstimmen auf sich vereinen konnte Verbandsbürgermeister Reinhold Niederhöfer, vor Stefan Muth (4309) und Thomas Diehl (4091), alle von der SPD. Auf Rang vier in der Beliebtheitsskala der Wähler kommt Klaus Schneider von der CDU (4066). Auch wenn klar war, dass Niederhöfer sein Mandat nicht annehmen darf: Er erwies sich für die SPD als das erhoffte Zugpferd. (cn)

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