Rhein-Pfalz Kreis Wo Tüftler und Bastler mit Spaß reparieren

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„Nicht wegschmeißen, sondern reparieren“, das haben sich die Repair Cafés auf die Fahnen geschrieben. Sie entstehen zurzeit in vielen Städten, in nächster Nähe gibt es das Angebot in Bad Dürkheim, Speyer, Offstein – und jetzt auch in Worms. Ende Juli hatten die „Experten“ des Repaircafé Worms ihr drittes Treffen bei den Wormser Kaninchenzüchtern im Kleinen Wäldchen. Mit 26 Reparaturwünschen hatten sie sich zu befassen.

Initiator und Organisator Heiko Werner weiß, für viele der mitgebrachten Geräte wäre eine Reparatur teuer, vorausgesetzt, es findet sich überhaupt jemand dafür. Meist werde das Teil entsorgt, ein neues angeschafft. Hier setzt der Repair-Café-Gedanke an. So hat ein Blumentischchen wieder einen vierten Fuß, ein Aschenbecher ein funktionierendes Gelenk dank eines „heißen Nagels“: „das hält wie verschweißt“, erklärt Peter Ulsamer. Von 26 Defekten können am Ende nur sieben nicht behoben werden, vier, weil die Ersatzteile fehlen. Bei Gerold Gündras elektrischer Schreibmaschine Triumph Adler leuchten Hans Lorenzens Augen. Beim Umschalten zwischen Groß- und Kleinbuchstaben wird nicht mehr die Grundlinie eingehalten. Grund sind zerbröselte Abstandhalter aus Kunststoff, ein ganz normaler Verschleiß nach geschätzten 50 Jahren. Hier kann der „Experte für Mechanik“ helfen. Und Gündras Augen glänzen, dass er seine heiß geliebte Schreibmaschine behalten darf. Doch mitunter bleiben die Bastler auch erfolglos. Wie bei Marion Walthers Küchenmaschine, ein „unentbehrliches Teil, um Rotkraut oder Kartoffeln zu raspeln“. Der Kunststoffschutzdeckel ist kaputt, damit ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet, die Maschine blockiert, geht nicht mehr an, erklärt Jürgen Dudda, der gerne repariert, aber am liebsten in Gesellschaft. Beim Bügeleisen mit der kaputten „Karosserie“, das eine alte Dame bringt, gibt es diesen Sicherheitsmechanismus leider nicht. „Bitte“, mahnt Heiko Werner, „benutzen Sie das Teil zu Ihrer eigenen Sicherheit nicht mehr“. Nachdem die Dame das Eisen eingepackt hat und gegangen ist, seufzt er, „hoffentlich hält sie sich daran“. Tüftler und Bastler werden immer noch gesucht, sagt Heiko Werner. Von bislang zehn ehrenamtlichen Helfern – die Elektroingenieur, Elektromeister, Maler, Musiker oder erprobter Heimwerker sind – sitzen heute acht an ihren Tischen, neben und hinter sich Werkzeug und mögliche Ersatzteile gestapelt. Von Soft- und Hardwareproblemen, Schreinerarbeiten, Stimmen von Saiteninstrumenten sowie der Reparatur allerlei elektrischer Geräte, von Fahrrädern, ja sogar Rat zu Näharbeiten reicht die Palette der Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, ein Problem wird gemeinsam gelöst. Geöffnet ist das Repair-Café meist von 15 bis 17 Uhr. In einem Raum wird gewerkelt, draußen gibt es Kaffee und Kuchen. Geduldig stehen die Menschen in der Schlange mit Fernsehgeräten, CD-Playern, Kaffeemaschinen, Stabmixer, Rasenmäher, elektrischer Gartenschere, Drucker. Bei Hartmut Heier am Empfang muss sich jeder Besucher melden. Hier erhält er eine Laufnummer, nennt Namen, Adresse, mit welchem Gerät er kommt und was defekt ist. Auch eine sogenannte Haftungsbeschränkung muss er unterschreiben, damit, erklärt Heier, niemand hinterher sagen kann, „die haben es kaputt gemacht“. Elektrische Geräte werden von Heiko Werner überprüft, ob sie den technischen Vorschriften entsprechen. Dann heißt es warten, bis man an der Reihe ist. Als Dankeschön ist am Ende eine Spende – auch als Kuchen – erlaubt. Heiko Werner (36) will mit dem Repaircafé ein wenig der Wegwerfmentalität entgegenwirken, erzählt er. Doch, gibt er zu, „Nachhaltigkeitsbewusstsein ist für die wenigsten Motivation, hierher zu kommen“. Werner engagiert sich gerne sozial: Er hat die Hilfsaktion „Wormser für Wormser“ mit aufgebaut, Tauschboxen in Herrnsheim, Pfiffligheim und im Wormser Wäldchen errichtet – und Freund und Musikexperte Hubert Kern hat auch in Großniedesheim nachgezogen. Ursprünglich habe der Wormser Entsorgungs- und Baubetrieb (Ebwo) selbst ein Repair-Café anbieten wollen, berichtet Werner. Doch weil das städtische Unternehmen für die Kleinreparaturen keine Verantwortung und möglicherweise Haftung übernehmen wollte, suchte es Freiwillige. Und hat diese in der bereits bestehenden Interessengemeinschaft gefunden. Seine Premiere hatte das Repaircafé dann beim Tag der offenen Tür des Ebwo im Juni. Heiko Werner ist vom langfristigen Erfolg des Konzepts überzeugt. Er weiß, mit jedem Treff kommt für die Bastler auch ein Stück Erfahrung hinzu. Und gerne, betont er, sei er behilflich, Repair Cafés in anderen Orten zu errichten. Info Alles über das Repaircafé Worms und die nächsten Termine unter www.repaircafe-worms.de, Kontakt über Heiko_Werner@yahoo.de. |cei

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