Rhein-Pfalz Kreis Vom Verwalten zum Gestalten

FRANKENTHAL

. Kann Verwalten Berufung und Leidenschaft sein? Offenbar schon, wenn man Michael Reith als Beispiel nimmt. Dass ihm seine Arbeit als geschäftsführender Beamter im Rathaus der Verbandsgemeinde Heßheim Spaß macht, ist offensichtlich. Am 25. Mai oder bei der Stichwahl am 8. Juni könnte sein Engagement – generell und bei der Vorbereitung der Fusion – damit belohnt werden, dass er zum 1. Juli Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim wird. Sein Vorgänger Egbert Jung, heute Verbandsbürgermeister in Lauterecken, hat ihm das vorgemacht. Doch diese Möglichkeit war wohl kaum im Kopf des Beindersheimers, als er 1989 die Realschule verließ und den Eltern zuliebe eine Ausbildung bei der BASF machte. Den Wunsch, sich noch weiter zu bilden, erfüllte er sich danach mit dem Fachabitur in Worms. „Ich wollte keine Nummer unter vielen in der BASF mehr sein, sondern Informatik studieren“, erinnert sich Reith, „aber damals gab es zu viele, die das wollten.“ Er machte es einem Freund nach und schlug die Beamtenlaufbahn ein: bei der Stadt Frankenthal und nach dem Verwaltungsfachwirt-Diplom bei der Verbandsgemeinde Heßheim, wo eine Beförderung auf die nächste folgte. 2005 trat er in den SPD-Ortsverein Frankenthal ein. „Weil ich mitgestalten statt nur ausführen will“, erklärt Reith, „und weil ich mich den gewerkschaftlichen Wurzeln der Sozialdemokratie verbunden fühle.“ Er war von 2001 bis 2006 Personalratsvorsitzender der VG Heßheim. Über die Frage, welche Fähigkeiten ein Verwaltungsbeamter neben Fachwissen noch haben sollte, muss Michael Reith keine Sekunde nachdenken: „Auf Menschen zugehen können, den Kontakt mit den Bürgern mögen.“ Das versuche er auch dem Verwaltungsnachwuchs an der Fachhochschule Mayen mit auf den Weg zu geben. Dort ist der 42-Jährige als ehrenamtlicher Prüfer tätig. Wer Reith schon als extrem korrekten und nüchternen Fachmann erlebt hat, mag jetzt schmunzeln und sich fragen, ob sein Hang zur Sachlichkeit bei den Wählern ankommt. Reith lacht. „Ja, ich weiß, am Übersetzen von Beamtendeutsch muss ich noch arbeiten.“ Was Fachbegriffe betrifft, gehe eben öfter mal der Gaul mit ihm durch. Als weitere Schwäche räumt er ein: „Ich kann zwar delegieren, aber schlecht Nein sagen, wenn es Probleme gibt und ich die Sache wieder zurück auf meinen Tisch bekomme.“ Soll heißen: Dann kümmert er sich eben doch selbst darum. Als Herr einer Schreibstube für die Ortsbürgermeister will er den Bürgermeister einer Verbandsgemeinde nicht sehen. „Die Hälfte des Amts sind Dienstleistungen, die andere Hälfte ist die Vorbereitung politischer Entscheidungen der Gemeinden, zum Beispiel beim Flächennutzungsplan oder der Infrastruktur“, sagt Reith, der Impulse für die sechs sehr auf Eigenständigkeit bedachten Ortsgemeinden geben und auf das Gleichgewicht der Interessen und Bedürfnisse achten will. Doppelstrukturen abbauen, eine gerechtere Vereinsförderung, zentrale Dienstleistungen für die Seniorenarbeit, Bürgerforen und das Fördern von Gewerbe der Grundversorgung sind nur einige Ziele aus Reiths Wahlprogramm, die er in den kommenden Wochen im direkten Kontakt mit dem Wahlvolk erläutern will. Auf jeden Fall ist ihm der gestalterische, „etwas bewirkende“ Aspekt des Amts wichtig, „das laufende Geschäft macht nicht den Reiz aus“, sagt Reith, der sich mit 42 Jahren jung genug für zwei Amtsperioden (16 Jahre) fühlt. Auch eine 65-köpfige Rathausmannschaft zu führen und zu animieren, traut sich der katholische SPD-Kandidat zu. Bei aller Liebe zum Job: Michael Reith ist auch ein Familienmensch, der freie Zeit zu schätzen und zu nutzen weiß. Aus der am 9.9.99 geschlossenen Ehe mit Sandra Reith sind zwei Töchter hervorgegangen, die gern mit ihrem Papa Eis essen oder Tierparks und Schwimmbäder besuchen. Er selbst joggt und schwimmt sehr gern, und nicht nur bei diesen Stichwörtern ist viel von guten Freunden die Rede. Einer dieser Freunde, Mitglied einer Band, hat den Beamten sogar dazu gebracht, im mittleren Alter noch Gitarre zu lernen. Viel Energie und Schweiß hat Michael Reith in den Umbau seines geerbten Hauses in Frankenthal gesteckt. Für die Töchter ist dabei ein gar nicht so kleiner Pool auf der Terrasse herausgesprungen. Verkaufen würde er die Immobilie nie, sagt Reith, aber er und seine Frau liebäugeln schon länger damit, ein Domizil ohne viele Treppenstufen zu beziehen. Und wo? „Beindersheim oder Lambsheim kämen da in Frage ...“

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