Rhein-Pfalz Kreis „Sind nicht nur Schädlingsbekämpfer“

KINDENHEIM/BAD DÜRKHEIM. Am morgigen Freitag treffen sich die Jagdscheininhaber aus dem Kreis Bad Dürkheim, um den Kreisjagdmeister zu wählen. Bislang hatte Karl Mang aus Kindenheim dieses Amt inne. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein-Haardt, der mittlerweile im Ruhestand ist (wir berichteten), will noch einmal kandidieren. Wir haben ihn dazu und zu jagdlichen Aufgaben und Problemen befragt.

Herr Mang, Ruhestand gleich mehr Zeit für die Jagd. Greift diese Formel für Sie?

Doch, auf die Jagd trifft das in jedem Fall zu, dafür habe ich jetzt im Ruhestand mehr Zeit. Für meine Aufgaben als Kreisjagdmeister muss ich mir allerdings – so wie früher auch schon – die Zeit nehmen, mir Freiräume schaffen. Das klingt, als wären Sie bereit, erneut zu kandidieren? Genau. Als ich das Amt von Jakob Scherr übernommen habe, ging das damals alles sehr schnell. Mittlerweile habe ich mich intensiv eingearbeitet und Spaß an der Aufgabe. Ich bin bereit, das Amt nochmals für fünf Jahre zu übernehmen. Man hat manchmal den Eindruck, dass die Jagd stärker reglementiert wird. Wie sehen Sie das? Ich sehe die Aufgaben der Jäger ähnlich wie bisher. Allerdings unterstand der Kreisjagdmeister bei meinem Amtsantritt noch dem Land Rheinland-Pfalz, mittlerweile untersteht er dem Landkreis Bad Dürkheim. Das ist eine wesentliche Veränderung, weil der direkte Kontakt zum Gesetzgeber nicht mehr gegeben ist. Der Umgang mit der Natur ist der gleiche geblieben, nur die politischen und gesellschaftlichen Einflüsse sind anders geworden. In vielen Bereichen unserer Gesellschaft hat die Jagd an Stellenwert verloren, ist teilweise in unberechtigte Kritik geraten. Veränderungen an sinnvollen und viele Jahre gültigen Regelungen belegen dies. Hier möchte ich nur die Jagdzeiten anführen, beispielsweise für Ringeltauben. Diese wurden sehr stark gekürzt und dem Recht anderer südlicher EU-Länder angepasst, wo Tauben oft eine zweite Brut im Jahr haben. Sinn macht das für unsere Umstände in Rheinland-Pfalz nicht. Jetzt müssen wir eben mit immer mehr Ausnahmegenehmigungen agieren, wenn diese Vögel in der Landwirtschaft, vor allem im Gemüseanbau, nicht erhebliche Schäden verursachen sollen. Wo liegen im Landkreis Bad Dürkheim die größten Schwierigkeiten? Vielen Menschen ist nicht mehr klar, dass die Jagd als Regulator gebraucht wird. Die Zusammenarbeit mit Jägern wird oft abgelehnt. Problematisch ist auch die Waldnutzung, die mittlerweile rund um die Uhr durch alle möglichen Nutzer, zum Beispiel Sportler, erfolgt. Es gibt immer weniger Zeiten, in denen sich das Wild im Wald in Ruhe bewegen kann. Das führt dazu, dass beispielsweise Wildschweine nur noch in tiefer Nacht aktiv sind oder in die Feldflur ausweichen, wo eine Bejagung schwerer ist. Entstehen Schäden, dann wird über die Untätigkeit der Jäger geschimpft. Wie wirken Sie der öffentlichen Kritik entgegen? Schuld an dieser Entwicklung sind auch die Forstbehörden, die zum Teil nach dem Grundsatz „Wald vor Wild“ handeln. Das Reh wird im Wald nur als Schädling betrachtet, obwohl es diese Art schon immer gegeben hat. Verpachten und Geld einnehmen will jeder, auf die wichtige Bedeutung der Jagd für den Wald hinweisen will fast niemand mehr. Hier müssen wir ansetzen und die Bedeutung unserer Aufgabe, unseres Einsatzes für den Naturschutz und auch als Anbieter des hochwertigen Lebensmittels Wild deutlicher herausstreichen. Wie könnte das angekratzte Image der Jagd aufpoliert werden? Gegenseitiger Respekt ist wichtig. Gerade heute, wo viel mehr Menschen permanent in der Natur unterwegs sind. Die Bevölkerung muss die Rolle der Jagd verstehen und akzeptieren. Jäger müssen ihrerseits das gestiegene Interesse an der Naturnutzung anerkennen. Und ganz wichtig: Die Politik und damit die Ministerien dürfen nicht die Bedeutung der Jagd herabwürdigen, indem Jäger auf die Rolle der Schädlingsbekämpfer reduziert werden. Ein Umdenken zugunsten der Hege und der Erhaltung gesunder Wildbestände muss her. Der Gesetzgeber muss wieder den Kontakt zur Basis suchen, die Belange und Probleme der Jagd auch in der Feldflur bei seinem Handeln und Verfügen stärker berücksichtigen. Termin Jahresversammlung der Kreisgruppe Bad Dürkheim/Neustadt am morgigen Freitag, 19 Uhr, Gaststätte Honigsäckel in Ungstein.

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