Rhein-Pfalz Kreis Schnelle Rettung für Regent

Rödersheim-Gronau. Husch, husch hat es gehen müssen: Bevor es mit den Trauben im Landratswingert Essig ist, sind gestern fleißige Helfer in die Gummistiefel geschlüpft und haben zu Schere und Eimer gegriffen. Der Regent des Rhein-Pfalz-Kreises hat selbst mit angepackt, um den Regent am Henkel zu retten, damit auch im kommenden Jahr Regent in die Flasche kommt.

Am Ende landen dann aber doch nur halb so viele Trauben im Hänger wie in den Vorjahren – zu sehr hat die Kirschessigfliege den Beeren schon zugesetzt. Der Schädling aus dem asiatischen Raum befällt im Gegensatz zu heimischen Exemplaren gesunde Früchte, die Weibchen legen ihre Eier direkt unter der Schale ab. Damit nicht genug: Durch die Einstiche können sich Pilze und Essigbakterien ausbreiten und Früchte weiter schädigen. Vor ein paar Wochen hat Leo Keiper noch gedacht, seine Trauben blieben von der Plage verschont, dann entdeckte er erste Einstichstellen. Auch an Beeren im Landratswingert, den er für Clemens Körner betreut. Doch das Essigfliegenproblem ist Keiper zufolge nicht das einzige hier draußen. „Das Wetter war oft schwül-warm, die Beeren waren schnell reif, Vögel und Insekten haben sich gütlich getan.“ Es wurde Kriegsrat gehalten. „Wir haben dann entschieden, so schnell wie möglich zu handeln“, sagt Paul Platz, Mitarbeiter der Kreisverwaltung und Koordinator aller Angelegenheiten, die den Landratswingert in Rödersheim-Gronau betreffen. „Wir haben den Lesetermin kurzfristig nach vorne verschoben.“ Platz, Körner und zehn weitere Helfer – vor allem Paten des Landratswingerts – kämpfen sich also am Mittwochmorgen durch die Reben. Unterstützung gibt es von der Kleinniedesheimer Weingräfin Ellen Stenger. Doch trotz qualifizierter Erntehelfer, klarer Luft und Sonnenschein ist die Stimmung etwas gedämpft. „Es ist einfach traurig, was da alles auf dem Boden liegen bleiben muss“, sagt Platz. So mancher Henkel, der von vorne hui ausschaut, ist hinten pfui. Und wird sofort fallen gelassen. Befallene Trauben dürfen auf gar keinen Fall mit in den Bottich. „Für den Wein später wäre das tödlich – der Essigton ist nämlich nicht mehr wegzukriegen“, sagt Winzer Leo Keiper. Es muss also sauber und konzentriert gearbeitet werden. „Es ist ärgerlich – aber vor allem Rotweintrauben werden von der Kirschessigfliege befallen.“ Immerhin: Rund 500 Kilo Regentbeeren kommen zusammen, aus denen Wein werden kann. Ihr Öchslegrad stimmt auch. Verwandelt werden sie in diesem Jahr in Grünstadt-Sausenheim auf dem Weingut von Benjamin Conrad, ein Regentspezialist. „Wir haben bislang das Traubenmaterial immer beim Winzerverein in Deidesheim abgegeben, aber von den Abläufen her war das etwas schwierig“, berichtet Platz. Der genossenschaftlich geführte Betrieb müsse viele Winzer koordinieren, diese wiederum sich an feste Abgabetage halten. „Das ist für uns kompliziert, außerdem liefern wir ja auch nicht die üblichen Mengen.“ Der 2013er Jahrgang wird aber noch in den Deidesheimer Kellern abgefüllt, dieser Tage soll er auf die Flasche kommen. Auch Weinpatenschaften für den Landratswingert werden wieder vergeben. „Im November“, sagt Platz. Der Kreis würdigt damit verdiente Personen und prominente Botschafter. Wer hilft, wird belohnt: Für die Leser im Landratswingert gibt es einen Imbiss. Das Wetter passt. „Wenn ich da an vergangenes Jahr denke ...“, sagt Platz. Da hatte es so viel geregnet, dass Fäulnis drohte und Winzer Keiper – ebenfalls husch, husch – mit der Maschine ernten musste. „Es ist eben jedes Jahr was anderes – das lernen wir mit dem Projekt Landratswingert“, sagt Platz. Spüren wird er sein Kreuz.

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