Rhein-Pfalz Kreis Oberstes Ziel: Arbeitsplätze für die Region

Regional statt lokal denken ist das dem Vertrag zugrundeliegende Prinzip. Die Stadt Worms hat nach eigenen Angaben nur noch zwölf, zur Hälfte schwer vermarktbare Hektar Gewerbefläche. Wenn sie ansiedlungswilligen oder expandierfreudigen Unternehmen eine Absage erteilen muss oder den Firmen die verfügbaren Grundstücke nicht passen, sollen diese künftig auf das wenige Kilometer entfernte Bobenheim-Roxheim hingewiesen werden. Dort liegt das Gewerbegebiet Auf dem Wörth seit Jahren brach. Lediglich ein Krandienst hat sich dort niedergelassen, der sein Grundstück aber nur als Lagerplatz nutzt. Insgesamt neun Hektar warten dort, im Südosten der Gemeinde, nahe der B 9, auf Firmen. Zwei haben laut Bürgermeister Müller aktuell Interesse an jeweils rund 3000 Quadratmetern, auf denen sie zehn bis 20 Menschen beschäftigen wollen. Das Okay des Gemeinderats zum Verkauf gibt es schon, einen Notartermin noch nicht. Müller, im vergangenen Sommer noch Wirtschaftsförderer der Stadt Worms, sieht Bobenheim-Roxheim in der Gefahr, von der Wirtschaft unentdeckt zu bleiben. Und er kennt von seinem ehemaligen Arbeitsplatz her die Kooperationen zwischen Worms und der Verbandsgemeinde Monsheim. Außerdem arbeitet die Stadt planerisch mit der Gemeinde Osthofen zusammen, damit sich an der Gemarkungsgrenze Fiege-Bosch vergrößern kann. „Es geht darum, Arbeitsplätze in der Region zu halten oder zu schaffen“, erläuterte OB Kissel gestern bei einem Pressetermin im Bobenheim-Roxheimer Rathaus. „Zumal sich beide Gebietskörperschaften in einer Art Gelenksituation zwischen Rhein-Neckar-Raum und Rhein-Main-Gebiet befinden.“ Zwischen 50 und 80 Kilometer betrage der Radius, in dem sich bestehende Firmen nach besseren Standorten umschauten, so Kissel. Demnach profitiere die Stadt Worms, wo die Arbeitslosenquote im März laut Arbeitsagentur bei 8,6 Prozent lag, wenn in diesem Umkreis, besser noch in Bobenheim-Roxheim, Beschäftigungsverhältnisse entständen. Die Gewerbesteuer, auf die nur die Standortkommune Anspruch hat, sei bei der neuen Kooperation zweitrangig und kein Grund für Konkurrenzdenken, ergänzte Volker Roth, Leiter der Stadtentwicklung in Worms. Nicht zu unterschätzen sei dagegen, wo Arbeitnehmer ihr Einkommen verwendeten, sprich ihr Geld ausgeben: nämlich in ihrer Region. Wenn es wegen der Gewerbesteuereinnahmen keinen Zwist zwischen beiden Kommunen geben soll, dann erst recht nicht bei den Grundstückspreisen. Nach Einschätzung von Michael Müller liegen die Werte ziemlich beisammen: „In Worms kostet der unerschlossene Quadratmeter 75 Euro – mit Spielraum für Verhandlungen – und in Bobenheim-Roxheim 85 Euro inklusive Erschließung.“ Dieser Kaufpreis sei allerdings vom Gemeinderat so fixiert worden. Weder Steuern noch Grundstückspreise seien übrigens für Unternehmen bei der Standortsuche entscheidend, lehrt Volker Roth die Erfahrung. „Es gibt nur drei relevante Faktoren: die Lage, die Lage und die Lage.“ Die gestern geschlossene Vereinbarung sieht auch gemeinsame Werbung vor, indem zum Beispiel auf den Internetseiten der Kommunen auf die jeweils anderen Gewerbeflächen hingewiesen wird. Für den Wörth wünscht sich Bürgermeister Müller mittelständische Firmen aus der Region, die idealerweise 30 Arbeitsplätze pro Hektar bieten und ihren Hauptsitz in Bobenheim-Roxheim haben. Gelände zu Lagerzwecken abzugeben, sei nicht Sinn der Sache. Bald sollen Hinweise an den Ortseingängen auf das Gebiet aufmerksam machen. Zuständig für die Wirtschaftsförderung der Gemeinde ist gemäß ihrer Stellenbeschreibung Büroleiterin Angelika Köhler. Die Frage nach einer möglichen Kooperation mit der Stadt Frankenthal beantwortete Michael Müller gestern so: „Mit OB Theo Wieder habe ich gesprochen, weitere Gespräche folgen. Allerdings hat Frankenthal wesentlich mehr Gewerbefläche zu bieten als Worms.“ (ww)

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