Rhein-Pfalz Kreis Nachfrage wächst und wächst

Frankenthal

/Gerolsheim/Klein- niedesheim. „Wir düngen zwar auch, aber eben nicht mit Kunstdünger, sondern beispielsweise mit Hornmehlpellets. Außerdem müssen wir unbedingt auf eine sinnvolle Fruchtfolge achten. Hier eignen sich beispielsweise Hülsenfrüchte als hervorragender Stickstofflieferant“, berichtet der Frankenthaler Biobauer Richard Beil. Vor gut 30 Jahren stellte er seinen am Ormsheimer Hof ansässigen Betrieb komplett auf Bioanbau um. Ausschlaggebend war ein befreundeter Landwirt, der die strengen Anforderungen des Babykostherstellers Hipp erfüllte. Aus anfänglicher Skepsis wurde Begeisterung. Zwar sei der Bioanbau deutlich personalintensiver, da man statt mit der Chemiekeule das Unkraut mechanisch bekämpfen müsse. Auch liege man im Schnitt nur bei zirka 60 Prozent des Ertrags, so Beil. Unterm Strich liege man aber in puncto Verdienst gleichauf mit den konventionellen Landwirten. Teilweise auf Bio umgestellt hat der Gerolsheimer Landwirt Roger Daut: „Langfristig sehe ich dieses Segment wachsen“, sagt er, „und auch die großen Supermarktketten fragen inzwischen immer mehr nach Bio.“ Eine Sichtweise, die auch Peter Schmitt, Geschäftsführer der Pfälzischen Früh-, Speise- und Veredlungskartoffel-Erzeugergemeinschaft, teilt. Die Erzeugergemeinschaft betreut seit zwei Jahren neben dem konventionellen Anbau knapp 20 Biokartoffelerzeuger in der Region. Noch ist der Biokartoffel-Anbau eine Nische: Nach Angaben des Verbands der deutschen Biokartoffelerzeuger (BKE) erfüllen drei Prozent der deutschen Anbaufläche die Kriterien des Bioanbaus. Mit 8200 Hektar stellt Deutschland gut ein Drittel der EU-weiten Biokartoffelfläche von zirka 24.000 Hektar. Knapp 140.000 Tonnen Knollen landeten 2013 auf unseren Tischen. Die Pfälzer Biokartoffeln konkurrieren mit Blick auf den Preis nicht nur mit den konventionell angebauten Kartoffeln, sondern auch mit Importware aus Ägypten. In Deutschland startet die Kartoffelernte wegen des milden Klimas in der Pfalz. Aktuell sind jetzt in den Supermärkten die Lager noch voll mit Kartoffeln aus Ägypten. „Hier befürchten wir einen deutlichen Preisdruck seitens des Handels“, prognostiziert der Gerolsheimer Landwirt. Das ist eine Befürchtung, die BKE-Geschäftsführerin Monika Tietke ein Stück weit nachvollziehen kann. „Jedoch stellen wir hier aktuell auch ein Umdenken des Handels fest. Auch die Discounter setzen nicht nur auf ökologische, sondern auch auf nachhaltige Nahrungsmittel.“ Gerade der Kartoffelanbau im ägyptischen Nildelta würde vom Endverbraucher angesichts der Ökobilanz zunehmend kritisch gesehen. Alleine die Bewässerung, die in Deutschland bei zirka zehn Litern pro Kilo Kartoffeln liegt gegenüber 429 Litern in Ägypten, stimme gerade die „kritische Ökokundschaft“ nachdenklich. Erfreulich findet Tietke den aus ihrer Sicht relativ hohen Discounter-Anteil am Biokartoffelabsatz, der bei 60 Prozent liegt. 20 Prozent der Biokartoffeln werden über Vollsortimenter und weitere 20 Prozent über den Naturkostfachhandel beziehungsweise Märkte oder Hofläden vertrieben. Einer davon ist der Kleinniedesheimer Biohof Morgentau. Von Jahr zu Jahr freut sich Fred Blaul über mehr Zuspruch. Bio liege eben im Mainstream, sagt er. Seine Klientel sei dabei keineswegs nur gut betucht, räumt er mit dem Vorurteil „Bio gleich teuer“ auf. Neben Käufern aus dem nahe gelegenen Worms oder Frankenthal steht der Hofladen Morgentau auch bei den Kleinniedesheimern hoch im Kurs. „Der Einstieg kommt bei vielen Familien über die Babykost“, berichtet Blaul. „Und wer einmal Bio geschmeckt hat, greift in der Regel immer wieder darauf zurück.“ Als sein Steckenpferd bezeichnet der überzeugte Biobauer sogenannte Kartoffelraritäten, beispielsweise eine ganz kleine Sorte, die mit Olivenöl gerne als Fingerfood serviert wird. Auch für Blaul bedeutet der Bioanbau mehr Arbeitseinsatz. „Ganz bewusst ernten wir direkt in Kisten und füllen nicht x-mal um. Dadurch schonen wir die empfindliche Schale.“ Noch Vermarktungspotenzial sieht Peter Schmitt von der Pfälzischen Erzeugergemeinschaft. Während die „Pfälzer Grumbeer“ als Markenzeichen inzwischen deutschlandweit fast jedermann bekannt ist, habe man hier noch kein eigenes Biolabel.

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