Rhein-Pfalz Kreis Lösung im Schulstreit absehbar

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Mit der Verteilung des Schulbetriebs auf zwei Orte, in der Fachsprache Dislozierung genannt, ist man ohnehin nicht glücklich: „Eine Schule mit zwei Standorten ist wie eine Wochenendbeziehung“, sagt der Leiter der Liebig-Realschule, Christoph Martiny. „Man hat zwei Haushalte und sieht sich nie richtig. Die Leidtragenden sind die Lehrer, die ständig hin- und herfahren müssen und dadurch manchmal keine Pause haben.“ Die Räume in Lambsheim seien zwar vom Kreis top eingerichtet worden, aber Ausstattung sei nicht alles, meint Martiny. „Die Schüler in Lambsheim sind wie auf einer Insel.“ Und in Maxdorf vermisst man die Neunt- und Zehntklässler als Streitschlichter, Vorbilder und Schulsprecher. Von den 562 Realschülern lernen derzeit 192 am Lambsheimer Standort, wo früher eine Hauptschule war. Und es wurde zuletzt darüber gestritten, ob statt der Klassen 9 und 10 künftig die Klassen 7 und 8 nach Lambsheim verlegt werden sollen. Da alle weiterführenden Schulen ins Eigentum des Trägers, des Rhein-Pfalz-Kreises übergehen, verhandeln die Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim und der Kreis seit einiger Zeit darüber (wir berichteten). Fast war der Vertrag unter Dach und Fach, da brachte der Kreis Ende des Jahres eine neue Idee ins Spiel: den Lambsheimer Standort aufzugeben und stattdessen in Maxdorf anzubauen. Sowohl die Teilung als auch das Konzentrieren auf Maxdorf bedeuten für den Kreis Kosten. Der Schulträgerausschuss hat deshalb die Verwaltung in nicht öffentlicher Sitzung beauftragt, den finanziellen Aufwand zu prüfen und gegenüberzustellen. Am 6. Februar können die politischen Gremien darüber entscheiden, berichtet Pressesprecher Stefan Kopf auf RHEINPFALZ-Anfrage. Lambsheim verlöre dann möglicherweise seinen Rang als Standort für eine weiterführende Schule. „Das muss einen wehmütig stimmen“, räumt der Lambsheimer Ortsbürgermeister Herbert Knoll (CDU) auf Nachfrage ein. „Ein Gymnasium oder eine Realschule ist immer eine Aufwertung für eine Kommune.“ Trotzdem hält er ein Ende der Schulteilung für eine vernünftige Lösung. Denn die Idee kommt gerade zur rechten Zeit: Die Vertreter der Gemeinde zerbrechen sich seit November den Kopf darüber, wo ein neuer Kindergarten gebaut werden kann. Die Räume im E-Bau, die bisher von der Realschule genutzt wurden, könnten für den Kita-Betrieb umgebaut werden. Falls die Splittung aufgehoben wird, „kann man gar nicht anders, als in die Räume reingehen – vorausgesetzt es ist wirtschaftlich vertretbar“, sagt Knoll. „Wir müssen erst abwarten, wie viel es kostet.“ Noch ein Vorteil: Die Karl-Wendel-Grundschule könnte zusätzliche Klassenräume und gut ausgestattete Funktionsräume für Bildende Kunst und Musik übernehmen, sagt Bürgermeister Michael Reith (SPD) von der Verbandsgemeinde, die Träger in der Grundschule ist. Seit Jahren litt die Schule unter beengten Verhältnissen und musste „Noträume“ ohne Waschbecken neben der Mensa nutzen. Leer stehen dürften die ehemaligen Räume der Realschule plus jedenfalls nicht, meint Reith. Deshalb müssten die Verantwortlichen in Kreis, Verbandsgemeinde und Ortsgemeinde „ein Gesamtpaket schnüren. Ich wäre hocherfreut, wenn das funktionieren würde“, sagt Reith. Falls sich die Kreis-Gremien tatsächlich für ein Ende der Dislozierung entscheiden, muss der Rhein-Pfalz-Kreis bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) einen Antrag stellen. Doch diese Hürde ist wohl zu nehmen. „Wir prüfen, ob die Entfernungen für alle Schüler im Einzugsbereich zumutbar sind und ob genügend Plätze vorhanden sind“, sagt ADD-Pressesprecherin Miriam Lange. „Aber wir zwingen die Kommunen nicht, bestimmte Gebäude zu unterhalten.“ Die Zeit drängt, denn Lambsheim verliert Zuschüsse, wenn die Gemeinde nicht bis Ende 2018 mit einem neuen Kindergarten in Betrieb geht. Doch zuvor muss die Realschul-Entscheidung getroffen sein.

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