Rhein-Pfalz Kreis „Grenze der Belastbarkeit erreicht“

Die Stimmung der Eltern, die vom Streik der Erzieherinnen betroffen sind, kippt. Bei der Sitzung des Kreiselternausschusses am Freitag in Limburgerhof sagten sie, die Grenze der Belastbarkeit sei erreicht. Gewerkschaftsvertreter Peter Blase-Geiger warb für Verständnis.

Ziel des Streiks sei eine höhere Anerkennung und Bezahlung der sozialpädagogischen und erzieherischen Berufe, sagte Blase-Geiger, Geschäftsführer der rheinland-pfälzischen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die gemeinsam mit Verdi den Streik organisiert. Doch nach der dritten Streikwoche ist bei Eltern der Unmut gewachsen. Viele Eltern könnten die Betreuung ihrer Kinder nicht mehr selbst übernehmen, hieß es im Ausschuss. Urlaubstage seien ausgereizt, das Arbeitszeitkonto überzogen. Es soll sogar Eltern geben, die ihre Arbeitsstelle aufgeben mussten. Den Kindern sei außerdem nicht zu vermitteln, warum sie nicht mehr ihren Kindergarten besuchen können oder in anderen Gruppen oder Kitas untergebracht werden. Eltern kritisierten außerdem, sie seien von den Erzieherinnen vor dem Streik zu wenig einbezogen worden. „Sie haben uns die Möglichkeit genommen, sie im Vorfeld zu unterstützen“, sagte ein Vater. Von den fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis, die dem Streik laut Blase-Geiger vorausgegangen seien, haben die Eltern nichts mitbekommen. Hilfe erhoffen sich die Eltern beim Organisieren einer Notbetreuung. Viele Vorschläge lassen sich aber wegen Sicherheit und Haftung nicht umsetzen. Darüber informierte Thomas Baader vom Sozial- und Jugendamt des Rhein-Pfalz-Kreises. Selbst wenn ein Kindergarten mit einer Notbesetzung öffne, müsse eine qualifizierte Leitung gegeben sein. Ebenso könnten nicht streikende Erzieherinnen einen geschlossenen Kindergarten nicht in Eigeninitiative weiterführen. Der Vorschlag, Kinder betroffener Tagesstätten auf geöffnete Kitas zu verteilen, sei selbst vorübergehend nicht möglich: Ein Kindergarten, der für 100 Kinder ausgelegt ist, darf nicht mit 120 Kindern betrieben werden. Blase-Geiger warb um Verständnis für die Streikenden. Tatsächlich zeige der Ausstand Wirkung, ist er überzeugt. So seien bis zum morgigen Mittwoch Verhandlungen angesetzt. Der Gewerkschafter begegnete Gerüchten, der Streik werde noch drei Monate weitergehen. „Richtig ist: Wir haben kein Streikende festgelegt, aber weitere drei Monate halte ich für äußerst unwahrscheinlich.“ Mehrere Eltern berichteten von Gesprächen mit Bürgermeistern. Die hätten gemeint, sie könnten in der Sache nichts tun. „Das ist falsch“, sagte Blase-Geiger. Die Bürgermeister seien im Kommunalen Arbeitgeberverband organisiert, und das sei der Verhandlungspartner der Streikenden. „Sagen Sie Ihren Bürgermeistern, sie sollen ihre Stimme im Arbeitgeberverband geltend machen.“ (ghx)

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