Speyer Blasmusiker der Bundeswehr überzeugen in der Gedächtniskirche

Fast 50 Musiker mit ungefähr 60 Instrumenten: das Heeresmusikkorps Koblenz bei seinem Konzert am Dienstag in der Speyerer Gedäch
Fast 50 Musiker mit ungefähr 60 Instrumenten: das Heeresmusikkorps Koblenz bei seinem Konzert am Dienstag in der Speyerer Gedächtniskirche.

Das Heeresmusikkorps Koblenz zeigt bei Konzert in Gedächtniskirche eine überraschend große musikalische wie instrumentale Bandbreite. Besucher spenden fürs Frauenhaus und die Initiative „MahlZeit“.

Das „Vorspiel“ zum Konzert des Heeresmusikkorps Koblenz in der Gedächtniskirche war kein musikalisches. Pfarrerin Constanze Lotz gab bei ihrer Begrüßung der Gäste sogleich die Erklärung dafür: „Sie wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagte sie mit Blick auf das Selbstverständnis der Militärmusiker. Und dieses „Zurückgeben“ kann eben nicht nur musikalisch verstanden werden, sondern auch darüber hinausgehend im Sinne der Unterstützung „sozialer Zwecke“.

Statt Eintritt für den Auftritt des fast 50 Köpfe zählenden sinfonischen Blasorchesters zu verlangen, bat Constanze Lotz um Spenden für zwei Einrichtungen in der Stadt: das Frauenhaus und die Initiative „MahlZeit“. So sprachen Julia Urbansky fürs Frauenhaus und Julia Hoffmann für die „MahlZeit“ über die Angebote, die sie Hilfsbedürftigen machten. Wobei die Anzahl der Frauen, die in Beziehungen Gewalt erfahren, und der Menschen, denen es aus verschiedenen Gründen an Geld für gesundes Essen mangelt, immerzu wachse.

Blasmusik hat viele Facetten

Danach wurde es auf eine Art und Weise musikalisch, die dazu geeignet ist, Vorurteile aufzugeben und zur Formulierung eines Appells zu motivieren: Liebe Eltern, sollte Ihr Sohn oder Ihre Tochter ein Instrument spielen lernen wollen, dann schließen Sie bitte Blasinstrumente nicht kategorisch aus. Besuchen Sie doch erst ein Konzert des Heeresmusikkorps Koblenz, bevor Sie sich entscheiden. Denn dieses stellt unter Beweis, dass jede Musikerin und jeder Musiker nicht nur die lauten, sondern auch die leisen Töne beherrscht. Mehr noch: Selbst vermeintlich im Hintergrund bleibende Instrumentalisten treten hier immer wieder mit Soli in den Vordergrund.

Beim Konzertauftakt mit dem Stück „Dimensions“ von Peter Graham durften gefühlt alle Gruppen des Orchesters unter der Leitung von Hauptmann Wolfgang Dietrich glänzen. So entließen etwa die Tenorhörner ebenso wie die Querflöten ihre Melodiebögen in den weiten Kirchenraum. Prägnante Wechsel bei Lautstärke wie Tempo zogen wohl jeden Besucher des Gotteshauses in den Bann. Spätestens als alle gemeinsam im Einsatz waren (tutti), kam eine Ahnung auf, wozu dieses Orchester zu leisten imstande ist.

Von der Moderne bis zum Mittelalter

Auf den in der Moderne spielenden Auftakt folgte der vor etwa 500 Jahren komponierte „Earl of Oxford March“, von Gordon Jacob für ein symphonisches Blasorchester bearbeitet. Ein eher getragener Beginn wurde abgelöst von mitreißenden Passagen, in denen nicht allein die Holz- und Blechbläser Akzente setzten. Auch die Männer am Schlagwerk, insbesondere an den Trommeln, verschafften sich Gehör.

Bei den beiden folgenden Stücken, „Lux Aurumque“ (Eric Whitacre) und einem Medley mittelalterlicher Weisen, glänzte Professor Hermann Pallhuber von der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim als Gastdirigent. Wolfgang Dietrich hatte bei Pallhuber die Leitung von Blasorchestern gelernt, wie der Hauptmann in der Gedächtniskirche sagte.

Den atmosphärischen Gipfel des Konzerts erreichte das Heeresmusikkorps beim Finale mit „The Second Dawning“ von James L. Hosay. Der berühmte Blasmusikkomponist erschuf das sehr anspruchsvolle Werk unter dem Eindruck des Mauerfalls. Zur besonderen Stimmung des Stücks trugen die Schlagwerker mit einer Vielzahl an Instrumenten bei, darunter Glockenspiel, Xylophon, Vibraphon, Marimbaphon, Röhrenglocken, Becken, kleinen und großen Trommeln.

Termin

Abschlusskonzert der Woche der Militärmusik am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, in der Stadthalle Speyer mit dem Heeresmusikkorps Koblenz und dem Marinemusikkorps Kiel; Karten gibt es im Vorverkauf unter anderem bei der Tourist-Info; der Konzerterlös ist für den städtischen „Härtefonds Kultur“ bestimmt.

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