Rhein-Pfalz Kreis Goldene Hochzeit und ein Schaf

RCV-Präsident Michael Schmitt (links) übernahm am Sonntag in der Jahnhalle die Macht von Bürgermeister Michael Müller.
RCV-Präsident Michael Schmitt (links) übernahm am Sonntag in der Jahnhalle die Macht von Bürgermeister Michael Müller.

„Die Gemeinde ergibt sich“, hieß es beim Neujahrsempfang in Bobenheim-Roxheim am Sonntagnachmittag. Die Karnevalisten stürmten die Jahnhalle, und der Roxheimer Carnevalverein (RCV) Die Altrhoischnooke übernahm die Macht. Bürgermeister Michael Müller (SPD) gewährte man dennoch eine Rede, in der das 50. Jubiläum der Altrheingemeinde im Vordergrund stand. Im Juni 1969 schlossen sich die damals eigenständigen Dörfer Bobenheim und Roxheim zusammen, wie Müller erklärte.

„Unser Dorfgeschehen wird 2019 ganz im Zeichen dieser ,Goldenen Hochzeit’ stehen, die am 15. Juni mit einem Festakt in der Jahnhalle begangen wird, berichtete der Bürgermeister. Auch den Kerweumzug wolle man unter das Motto „50 Jahre Bobenheim-Roxheim“ stellen. Zur Verbesserung der Infrastruktur stünden im kommenden Jahr einige Bauaktivitäten an. Konkret erwähnte Müller die Fortsetzung der Sanierung der Theodor-Heuss-Straße und bat die Bürger um Geduld, sollte es für sie zu Beeinträchtigungen im Ort kommen. Müller verwies auch auf die Europa- und Kommunalwahlen im Mai. Seine Bitte: „Machen Sie von Ihrem demokratischen Recht Gebrauch: Gehen Sie am 26. Mai wählen!“ Birgit Adrian, Geschäftsführerin der Gemeindewerke, übergab eine Spende an die Fördervereine der Rheinschule, der Pestalozzi-Schule und der Realschule plus. Dann hatte die Stunde der Karnevalisten geschlagen. „Ich verabschiede mich bis Aschermittwoch“, waren Müllers letzte Worte, bevor er den Rathausschlüssel symbolisch übergab und RCV-Präsident Michael Schmitt als Bürgermeister der fünften Jahreszeit das Wort ergriff. Mit Verweis darauf, dass im Saal fotografiert werde, pries Schmitt direkt den neuesten Daten- und Gesichtsschutz an. Der entmachtete Müller fand sich kurzerhand als „Gesichtsverhüllungsmodell“ wieder, und unter dem Gelächter des Publikums bekam er eine Papiertüte über den Kopf gestülpt. Die Prinz-Eisenherz-Variante mit Haaransatz gab es für den glatzköpfigen SPD-Bürgermeister dann noch obendrauf. Michael Müller war den Daten- und Gesichtsschutz kaum losgeworden, da baumelte ihm auch schon ein „Theodor-Heuss-Straßen-Ehrenorden“ um den Hals. Hergestellt war er aus einem Originalstein der „Golfanlage“, wie die Karnevalisten des RCV die sanierungsbedürftige Kreisstraße nennen. Besonders großformatig fiel der Ehrenorden für den nicht anwesenden Landrat Clemens Körner (CDU) aus. Er bekam einen schweren Quaderstein am Band zugesprochen, den sich stellvertretend der Kreisbeigeordnete Manfred Gräf (CDU) umhängen durfte. Bei den in der Gemeinde anstehenden Bauprojekten fehle die ordentliche Fertigstellung einer Feuerschutztreppe an der Rheinschule, schlug Schmitt dann die ernsteren Töne an, bevor er humorvoll auf das derzeitige Top-Thema zu sprechen kam: das Schaf der Nation. Dank eines ausgebüxten Kamerunschafs seien die Bobenheim-Roxheimer zu Erfindern der Freizeitaktivität „Sheep Watching“ geworden, witzelte Schmitt und kündigte die neue Beschilderung „Achtung Schafwechsel“ an. Den Bürgermeister verpflichtete er, zu allen Fasnachtssitzungen in einem Schafskostüm zu erscheinen, und die beiden Beigeordneten wurden von Schmitt mit der Aufgabe betraut, ein neues Ortswappen zu entwerfen. Es solle die vier „Ortsmusikanten“ – Schaf, Biber, Karpfen und Ameise – abbilden. Bürgermeister Müller erhielt zudem den Auftrag, ein neues Wahrzeichen für Bobenheim-Roxheim zu schaffen. Bis zur Schnookewoog des RCV könne er entweder eine Skulptur aus Stein meißeln oder sich an einer Darstellung der Bremer Stadtmusikanten versuchen. Die Auflage der Narren: Müller fungiere im Schafskostüm als Unterbau, die beiden Beigeordneten Frank Peter (CDU) und Frank Sommer (SPD) als Biber und Karpfen, und die abschließende Spitze bilde RCV-Vorsitzender Axel Deimling als Ameise. Die Vorstellung, dass Deimling als eine Art Garnierung der drei Gemeindevertreter in Erscheinung treten könnte, löste im Saal wahre Lachsalven aus. Entsprechend gut gelaunt verweilten zahlreiche Bürger nach dem Ende des Programms bei Brezeln und Getränken in der Jahnhalle.

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