Rhein-Pfalz Kreis „Es geht darum, zum einfachen Backen zurückzukehren“

HESSHEIM. Rudolf Raab hat am Dienstag von Wirtschaftsministerin Eveline Lemke den Landesehrenpreis Bäckerhandwerk bekommen (wir berichteten kurz auf Südwest). Der Heßheimer gehört damit zu 14 Bäckereiinhabern, die dafür ausgezeichnet wurden, dass sie sich mit Qualität und Handwerk erfolgreich der Konkurrenz der industriell produzierenden Großbetriebe stellen. Wir haben mit Rudolf Raab über die Bedeutung des Preises gesprochen.

Herr Raab, wie denken Sie über den Landesehrenpreis? Ist er eher Bürde oder Herausforderung?

Auf jeden Fall ist es eine Herausforderung, ständig noch besser zu werden. Zum anderen bestätigt mir der Preis, dass es richtig ist, mein Geschäft im traditionellen Handwerk zu führen. Was meinen Sie, warum man diesen Preis geschaffen hat? Die Auszeichnung gibt es bereits in mehreren anderen Bundesländern. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium und der Bäckerinnungsverband haben ihn jetzt auch hier eingeführt, um den Traditionsbetrieben die Chance zu geben, sich hervorzuheben. Ansonsten sieht der Verbraucher im Alltag kaum den Unterschied zwischen dem Handwerks- und dem Industriebetrieb. Oder er will ihn nicht sehen. Die Kriterien für den Preis sind beispielsweise, ob ausgebildet, tarifgerecht bezahlt oder auf Backmittel sowie künstliche Farb- und Aromastoffe verzichtet wird. Sind das nicht im Grunde Selbstverständlichkeiten? Den Kriterienkatalog halte ich für sehr sinnvoll. Es geht doch darum, zurückzukehren zum einfachen Backen ohne große Zutatenliste oder Chemiebaukasten. Dass man beispielsweise an Brotprüfungen teilnimmt, ist auch ein wichtiger Punkt. Im Übrigen muss Backwerk zur Verleihung mitgebracht werden. Das wird von der Jury bewertet. Ich bringe drei Brotsorten mit: mein goldprämiertes Holzhackerbrot, die Landkruste als Weißbrot und ein Maisbaguette sowie Doppelweck, Knäckebrot und Laugencroissant als Kleingebäck. Warum wird die Auszeichnung nicht einfach an alle verteilt, die die Kriterien erfüllen? Das Geld für die Preisverleihungsfeiern könnte man für Imagewerbung für das Bäckerhandwerk verwenden. Ja, das wäre eine Idee. In Frankreich übrigens ist der Begriff „artisan“, also Handwerker, geschützt. Macht es Ihnen zu schaffen, dass die Kunden zunehmend industriell erzeugte Backwaren kaufen? Wir haben hier in der Region eine gute Beschäftigungsquote und Kaufkraft. Das ist ein Vorteil. Der Handwerker, sprich Bäcker, kann hier noch überleben im Wettbewerb mit den Discountern. Es gibt ja auch Menschen, die rechnen müssen. Die während der Woche die billigeren Brötchen auf Knopfdruck wählen, weil sie satt machen, und sich nur am Wochenende etwas Gutes vom Bäcker gönnen. Außen vor bei der Auswahl der Preisträger bleiben Kreativität und soziales Engagement. Zum Beispiel, wenn der Bäcker Kindergartengruppen in seinen Betrieb einlädt, wie Sie es tun, oder übrig gebliebene Backwaren an eine Tafel abgibt. Wie wichtig sind solche Dinge für das Handwerk? Innovationen und Spezialitäten sind eine Möglichkeit, sich von der Masse abzuheben, unvergleichbar zu sein. Das ist eine persönliche Entscheidung. Neben den Kindergartenaktionen läuft jetzt auch ein Projekt mit Konfirmanden: 5000 Brote backen für die Spendenaktion „Brot für die Welt“. Da erreichen wir Bäcker Jugendliche aller Bildungsschichten. Die sehen, wie das Brot hergestellt wird, und können dahinter stehen. Denn einmal etwas gesehen, erlebt zu haben, das prägt sich ein. Und damit wächst die Achtung vor dem Handwerk. Was gibt es demnächst Neues in der Heßheimer Bäckerei Raab? Ich habe ein tolles Rezept für ein Kartoffelbrot gefunden. Die Kartoffeln kommen aus dem Ort, das ist besser für die Umwelt, als Kartoffeln über viele Kilometer anzukarren. Außerdem hoffe ich, dass der Holzofen bald fertig ist. Ich mache vorher in der Bäckerakademie Weinheim eine Fortbildung in Sachen Holzbackofen. Das hat meine Generation ja nicht mehr gelernt. Und ich will schließlich nicht allzu viel Lehrgeld mit schwarzen Broten bezahlen.

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