Rhein-Pfalz Kreis Eine runde Sache

Herr der Ringe: Christian Reis hoch oben bei einem der Jungstörche.
Herr der Ringe: Christian Reis hoch oben bei einem der Jungstörche.

«Schifferstadt.»Selbst in einer Ringermetropole muss man sich fürs (Be-)ringen durchaus mal externe Experten holen, damit es eine runde Sache wird. Zum Beispiel wenn es um Jungstörche geht. Am Freitagabend ist im Vogelpark ein Spezialist angerückt, der den vier Nestlingen eine Nummer verpasst hat – zur besseren Beobachtung.

Das Storchenpaar in Schifferstadt hat in diesem Jahr die Ehre, ganz vorne dabei zu sein. Ihr Nachwuchs ist der erste des Jahres, dem Ringe verpasst werden. Christian Reis heißt der schwindelfreie Herr der Ringe von der Aktion Pfalzstorch in Bornheim, der auf die Leiter steigt, um den Schifferstadter Neubürgern die Fußmarke anzulegen. Registriert sind diese bei der Vogelschutzwarte in Radolfzell. Seit 1999 wird in Schifferstadt wieder Storchennachwuchs beringt, in diesen Jahren sind 94 Störche markiert worden, die sich mittlerweile in der ganzen Region zum Sommerquartier verteilen. Das wissen die Experten dank der Nummer auf den Ringen. Ein ehemaliger Schifferstadter weilt etwa zur Sommerfrische im Luisenpark, andere Tiere haben sich im Elsass niedergelassen. Das Schifferstadter Brutpaar ist ebenfalls alteingesessen: Es brütet seit etwa acht Jahren im Vogelpark, sagt Vogelparkvorstand Peter Tiesler. Wie mancher Dauercamper verträgt sich das Männchen nicht allzugut mit der Nachbarschaft. Obwohl im Vogelpark durch Zufüttern eigentlich kein Nahrungsmangel herrscht, „prügelt“ der Senior Neuankömmlinge aus dem Park, sodass von drei Nistgelegenheiten derzeit nur eine genutzt wird. Die Jungvögel des Jahrgangs 18 sind alle gut genährt, bestätigt Christian Reis. Leider war die Storchkamera zum Zeitpunkt ihres Schlüpfens defekt, sodass der Moment nicht beobachtet werden konnte. Da der Vogelpark Schifferstadt vom Engagement ehrenamtlicher Helfer getragen wird, sind Spenden willkommen. Damit konnte beispielsweise die große Leiter finanziert werden, die jetzt bis zum Storchennest reicht. Doch dieses Jahr gibt es nicht nur bei Familie Storch Zuwachs, auch die „Untermieter“, die Zwergkängurus, die im Gehege unter dem Nest leben, haben vier Junge bekommen. Während der Experte oben auf der Leiter seiner Arbeit nachgeht, flitzen die Beuteltiere hin und her, auf der Voliere gegenüber gibt der Pfau lautstarke Anweisungen und die Gänse betrachten das Schauspiel neugierig. Den vier Jungstörchen selbst ist es zu viel Trubel, sie stellen sich sicherheitshalber tot. Christian Reis – schon mal auf der Leiter – macht das Nest gleich sauber, denn im Überschwang verbaut Meister Adebar auch gerne mal Plastikteile. Sogar einen Schnuller habe er schon gefunden, erzählt Reis. Die Storchen-Eltern sind übrigens recht betagt, mit fast 18 Jahren ist der Storchenvater weit im letzten Lebensdrittel. Die Chancen stehen aber gut, dass er auch noch nächstes Jahr im Vogelpark übersommert.

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