Rhein-Pfalz Kreis „Ein völlig dunkles Haus lädt ein“

Grünstadt. Eine Einbruchserie im Leiningerland beschäftigt seit Wochen Polizei und Bürger gleichermaßen. Von einer Zunahme von Einbrüchen könne aber nicht die Rede sein, beruhigt Sigfried Doll, Leiter der Polizeiinspektion Grünstadt (PI). Die beginnende dunkle Jahreszeit sei jedoch die Hochzeit für Einbrüche. Über Maßnahmen der Polizei und Sicherheitstipps informierte Sigfried Doll im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Herr Doll, macht es nur den Anschein oder nehmen die Einbrüche in der Region zu?

Die aktuelle Serie an sich ist in der Tat auffällig. Bereits im letzten Spätsommer hatten wir es mit dem „Phänomen Terrassentürbohrer“ zu tun: Die Täter gehen nach demselben Schema vor, dringen nachts – teilweise auch wenn die Bewohner im Haus sind – über Fenster oder Terrassentüren ein, oft in mehrere Häuser der Nachbarschaft. In absoluten Zahlen gesehen, kann man aber nicht von einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr sprechen. Ein ganz anderer Aspekt ist die nahende Winterzeit, in der Einbrüche ohnehin häufiger vorkommen. Was kann man selbst tun, um das Risiko eines Einbruchs zu reduzieren? Es gibt einfache Verhaltensregeln, die gerade jetzt, wenn es früh dunkel wird, sehr effektiv sind: Anwesenheit vorgeben. Die Täter nutzen vor allem die Dämmerung, solange die Leute noch unterwegs sind. Da lädt ein völlig dunkles Haus regelrecht ein. Beleuchtung ist also eine wichtige Maßnahme, auch bei nur kurzer Abwesenheit, oder Geräuschquellen. Aber auch mechanische Sicherheitsvorkehrungen wie entsprechende Schlösser sind sinnvoll: Die Einbrecher gehen nach einer „Weg-Zeit-Berechnung“ vor: Sie setzen sich nur eine gewisse Zeit, in der sie sich Zugang verschaffen. Dauert es länger, brechen sie ab und ziehen weiter. Mechanische Sicherungen können da eine entscheidende Rolle spielen. Wie reagieren Sie seitens der Polizei auf die aktuellen Einbrüche? Bereits im Mai wurde eine eigene Ermittlungsgruppe für Wohnungseinbrüche gegründet, an der auch die PI Grünstadt beteiligt ist. Ziel ist es unter anderem, über eine zentrale Sachbearbeitung Zusammenhänge wie zeitliche und lokale Schwerpunkte zu analysieren und entsprechend Fahndung sowie taktische Maßnahmen zu steuern. Wir beraten auch nach einer Tat die Opfer und vermitteln bei Bedarf an Hilfsorganisationen wie den Weißen Ring. Wir fahren verstärkt Streife in den Wohngebieten, um einen Verdrängungseffekt zu erzielen. Aber wir können nicht überall sein, und das Hinweisaufkommen aus der Bevölkerung ist nicht sehr hoch. Deshalb der Appell an die Bürger: Teilen Sie uns Ihre Beobachtungen mit!Wie verhält man sich richtig, wenn man Zeuge oder Opfer eines Einbruchs wird? So schwer es ist: Ruhe bewahren! Sofort den Notruf wählen und am Telefon bleiben, um laufend berichten zu können. Mit Licht und Lärm den Täter in die Flucht schlagen, falls er noch im Haus ist, aber nie die Konfrontation suchen. Dasselbe gilt, wenn man einen Einbruch beobachtet. Kommt man in seine Wohnung und stellt fest, dass eingebrochen wurde: Erst sichergehen, dass keiner mehr da ist und nicht aufräumen, bevor die Polizei mögliche Spuren sichern konnte. Man sollte auch erst die Dimension abschätzen, schauen, was tatsächlich gestohlen wurde, bevor man etwa sofort alle Bankkarten sperren lässt. Grundsätzlich: Niemals in Gefahr bringen und kein Risiko eingehen, auch wenn die meisten Täter ein hohes Fluchtverhalten bei Entdeckung zeigen. (kcs)

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