Rhein-Pfalz Kreis Das ist der Bringer!

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Oliver Behrens (30)

Als Ausfahrer des Getränke Centrums Schulz in Mutterstadt ist gerade vor Weihnachten noch einmal richtig viel zu tun. Mein Tag startet morgens um 7 Uhr. Dann wird vor Ort in der Fohlenweide erst einmal der Lkw beladen – natürlich mit den für den jeweiligen Tag bestellten Kisten für meine Route durch Ludwigshafen. Es gibt viele Stammkunden, die jede Woche dasselbe geliefert bekommen, aber natürlich kommen auch täglich noch Bestellungen rein, die dann bearbeitet werden. Meist liefere ich die zahlreichen Getränkekisten alleine aus. Nur wenn Firmen und Gaststätten angefahren werden, sind wir meistens zu zweit unterwegs, wegen der großen Mengen, das schafft man dann besser als Team. Aber auch wenn ich alleine unterwegs bin, muss ich nicht auf Gespräche verzichten. Viele Kunden sind älter, oft auch alleine. Da freuen sie sich regelrecht, wenn ich klingle und man ein bisschen plaudern kann, während ich die Getränke an den gewünschten Ort im Haus oder der Wohnung bringe. Viele kenne ich ja auch schon ziemlich lange, da macht es Spaß, sich die Neuigkeiten zu erzählen, die seit dem letzten Besuch passiert sind. Ich mache den Job jetzt seit fast zwei Jahren. Anfangs war das schon ganz schön anstrengend, diese Kistenschlepperei. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt und die Kisten kommen einem gar nicht mehr so schwer vor. Außerdem gibt es ja auch Hilfsmittel wie Sackkarren. Im Durchschnitt liefere ich täglich mindestens 150 Kisten aus, meistens sind es sogar mehr. Wenn der Lkw leer ist, kehre ich zurück zur Filiale. Sind dann noch Bestellungen abzuarbeiten, werden diese noch erledigt, bevor ich zu meiner Frau und meinen beiden Kindern nach Hause gehen kann. Zweimal in der Woche gehe ich zum Handballtraining in Mutterstadt. Ein Sport, der für den Job hilfreich ist, da er die Armmuskulatur stärkt. Geschenke gibt es in meiner Branche übrigens nicht nur an Weihnachten. Viele Kunden bedanken sich das ganze Jahr über mit kleinen Aufmerksamkeiten dafür, dass ich ihnen die Getränke bringe und sie sie nicht schleppen müssen. (lai) Daniela Eberhardt (31) Ich fahre für die Ökumenische Sozialstation Schifferstadt in Dudenhofen seit fünf Jahren zu alten, kranken Menschen, die Hilfe brauchen. Mein Tag geht um halb sieben los, dann besuche ich die ersten Patienten, helfe ihnen aus dem Bett, wasche sie, wechsle ihre Verbände. Ohne unsere Hilfe könnten viele der Menschen nicht mehr Zu Hause leben, sondern müssten in ein Seniorenheim. Am Anfang habe ich mit jedem Patienten ein Erstgespräch, da klären wir genau, welche Bedürfnisse er hat, was er genau braucht. Das Tolle an meinem Job ist, dass ich mir dann die Zeit relativ frei einteilen kann. Bei besonders einsamen Patienten kann ich mir schon mal ein paar Minuten mehr Zeit nehmen, um etwas zu erzählen oder ihnen zuzuhören. Der Job ist sehr abwechslungsreich, hinter jeder Tür wartet eine kleine Geschichte, die ich miterleben kann. Schwierig ist, dass uns viel Personal fehlt. Ich würde gerne vor allem junge Leute dazu ermutigen, zu uns zu kommen und diesen tollen und sinnvollen Job auszuprobieren. Richtig schwer ist es, wenn Patienten versterben, die ich schon lange, manchmal jahrelang, betreut und gepflegt habe. Das gehört bei meinem Beruf zwar wohl oder übel dazu, aber dadurch, dass ich zu den Menschen nach Hause komme, entwickle ich oft eine sehr enge Beziehung zu ihnen. Und wenn diese Personen dann versterben, nimmt mich das oft auch sehr mit. (seed) Andreas Schneider (60) Abends um 8 Uhr liege ich in der Koje. Spätestens. Denn irgendwann zwischen halb zwei und zwei klingelt der Wecker, das kommt immer ein bisschen darauf an, wo ich eingesetzt bin. Ich bin ja der Springer unter den RHEINPFALZ-Austrägern. 2000 habe ich damit angefangen, als ich arbeitslos geworden war. Erst habe ich den Job aushilfsweise gemacht, dann immer öfter. Inzwischen bin ich über zwölf Jahre fest dabei. Da lernt man die einzelnen Bezirke gut kennen. Die Abkürzungen und Schleichwege. Im ganzen Rhein-Pfalz-Kreis bin ich unterwegs – von Hochdorf-Assenheim bis Altrip. Ob es mir schwer fällt, morgens aufzustehen? Och, es geht. Man gewöhnt sich daran. Ich trinke einen Schluck lauwarmen Kaffee, den Rest vom Vortag, das reicht. Dann geht es los. Mit meinem Roller. Bei Wind und Wetter. Ich sage ja immer: Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur die falsche Kleidung. Aber etwas kann ich dann doch nicht ausstehen: Wenn meine Schuhe durchweichen, da werde ich grummelig. Nasse Füße kann ich nicht leiden. Aber bei so ganz fiesem Wetter bekommt man auch irgendwann so eine Leck-mich-am-Arsch-Haltung und zieht das Ding stoisch durch. Allerdings, das ist mir wichtig, ich suche immer nach einem trockenen Plätzchen für die RHEINPFALZ. Am bequemsten lässt sich eine Zeitung ja in ein Zeitungsrohr schieben. Ist da aber hinten nicht geschlossen, können sich bei Regen Pfützen drin bilden. Dann stecke ich die Zeitung in den Briefkasten. Manche Leute haben allerdings noch diese alten, die so klein sind, dass man kaum einen Din-A5-Umschlag rein bekommt – geschweige denn die Samstagsausgabe. Manchmal warten die Leute ja schon ungeduldig auf ihre Zeitung. Ein paar Minuten Verspätung ist schon eine kleine Katastrophe. Aber die meisten schätzen einfach den Service, die Zeitung nach Hause zu bekommen. So oder so: Die Reaktionen sprechen doch dafür, dass das, was ich bringe, wichtig ist. Ich möchte morgens beim Frühstück ja auch nicht auf meine Zeitung verzichten. Ja, klar frühstücke ich. Ich komme mit frischen Brötchen heim und wecke meine Frau. Gemeinsam Kaffeetrinken ist unser Ritual. Und wie gesagt Zeitung lesen. Ja, obwohl ich schon gut 300 Exemplare morgens angefasst habe, halte ich auch noch eines am Frühstückstisch in der Hand. Später geht meine Frau arbeiten und ich lege mich noch mal aufs Ohr. (btw) Singh Aman Deep (42) Ich habe mit zwei Freunden vor zwei Jahren die Pizzeria Murano in Harthausen aufgemacht, seitdem steige ich oft auch selbst ins Auto und fahre Pizza aus. Geboren und aufgewachsen bin ich in Indien, als ich das Land vor 18 Jahren verlassen habe, gab es dort weder Pizzerien noch McDonalds-Filialen. Heute ist das anders. Aber ich habe meine erste Pizza in Deutschland gegessen. Ich fahre gerne durch den Kreis und bringe den Leuten die Pizza nach Hause, viele Leute freuen sich, wenn ich vor der Tür stehe und ihnen ihr Abendessen bringe. Natürlich gibt es immer wieder auch unzufriedene Kunden, denen es nicht schnell genug gehen kann. Wenn die Bestellung etwas länger dauert, erkläre ich immer, dass wir eben gerade viel Betrieb haben. Manche verstehen das und bleiben freundlich, andere meckern ein bisschen. Aber das gehört dazu. Manchmal muss man schon kämpfen und Gas geben, damit alles klappt, aber es macht auch Spaß, wenn sich die Leute dann freuen. Besonders schwierig wird es, wenn Schnee liegt oder die Straßen glatt sind, aber da haben wir in diesem Winter ja bisher Glück gehabt. (seed)Barbara Jung-Kasper (39) Ich bin Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Christophorus, zu der die Gemeinden Waldsee, Otterstadt, Altrip, Limburgerhof und Neuhofen gehören. Ich bringe kranken Menschen, die nicht mehr in die Kirche kommen können, die Heilige Kommunion nach Hause. Das ist für mich eine der schönsten seelsorgerischen Tätigkeiten, ein tiefer berührender Moment. Während des Jahres bringe ich die Heilige Kommunion immer am ersten Freitag im Monat. Auch jetzt in den Tagen vor Weihnachten war ich wieder unterwegs und habe besonders viel Zeit für ein persönliches Gespräch eingeplant. Bevor ich mich auf den Weg mache, gehe ich in die Kirche an den Tabernakel und lege die Hostien in ein goldenes Gefäß, das Patene genannt wird und das ich in ein schwarzes Ledertäschchen, das Bursa heißt, stecke. Meist nehme ich eine Hostie mehr mit, denn manchmal möchten auch die Angehörigen die Kommunion empfangen. Zu Hause bei den Kranken erkundige ich mich erst einmal, wie es geht und unterhalte mich eine Weile. Dann beginnt die Feier, die wie ein Wortgottesdienst gestaltet ist. Zunächst besinnen wir uns im Kyrie auf Jesus und beten, dann lese ich aus der Heiligen Schrift. Meist suche ich den Text spontan vor Ort aus, so dass er zur Situation passt. Danach beten wir die Fürbitten und das Vaterunser. Es ist ganz erstaunlich: Auch Menschen, die an Demenz erkrankt sind, beten oft mit oder ich spüre zumindest, dass die Gebete in den Menschen hier verankert sind. Dann empfangen die Kranken die Heilige Kommunion und den Segen. Menschen, die nicht mehr schlucken können, bekommen nur ein kleines Stück der Hostie. Nach der Feier unterhalten wir uns oft noch ein bisschen, denn ich bringe ja nicht einfach was und gehe wieder. (krx) Beate Wasner (55) Das Schönste ist, dass die Leute sich auf mich freuen. Seit 2008 fahre ich nun Essen aus. Das Deutsche Rote Kreuz Rhein-Pfalz bietet den Service „Essen auf Rädern“ hier im Kreis an. Nach Ludwigshafen geht es auch. Das ist die 5er-Tour in den Hemshof. Die übernehme ich nicht so gern. In die Stadt fahren, ist einfach stressiger. Es ist eng. Man findet kaum Parkplätze. Auf den Dörfern ist es viel entspannter. Ich kenne mich inzwischen überall aus. Ein Navi benutze ich sowieso nicht. Außerdem bin supergut im Einparken geworden. Das hätte ich am Anfang nicht gedacht, dass ich mal so gut Auto fahren werde. Los geht mein Tag morgens um 8 Uhr – wenn ich Küchendienst habe und all die Essen, die wir ausfahren, vorbereite. Für unsere Touren starten wir um 9.30 Uhr. Ja, das klingt früh. Aber die Mahlzeiten sind gut verpackt und kommen sehr heiß bei den Kunden an. Wir starten rechtzeitig, damit wir bis zur Mittagszeit fertig sind. Außerdem knallen wir das Essen ja nicht einfach auf den Tisch. Ein kurzer Schwatz mit den Menschen muss sein. Wir bedienen ja hauptsächlich alte Leute. Leute, die einsam sind und für die wir oftmals die einzigen Ansprechpartner am Tag bleiben. Vielleicht kommt noch die Sozialstation. Also geht es darum, das Essen liebevoll zu servieren. Ich frage auch immer, ob ich noch etwas helfen kann. Jetzt um Weihnachten herum ist es besonders schlimm, viele sind da besonders traurig. Manche weinen. Trotzdem oder gerade deshalb ist mir mein Job so wichtig. Inzwischen bin ich auch ganz gut darin, die richtigen Worte zu finden, die Leute aufzubauen. Und ich komme gut zurecht. Das Einzige, was mich immer noch mitnimmt, ist, wenn morgens ein Essen abbestellt ist, weil jemand gestorben ist. Ein Mensch, dem ich gestern noch das Essen gebracht habe. (btw)

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