Rhein-Pfalz Kreis Das bellende Hündchen

Mit einem motorisierten Fahrrad beginnt die Geschichte von Ducati. Ein PS stark, „Cucciolo“ genannt, „Hündchen“. Die neueste Mas
Mit einem motorisierten Fahrrad beginnt die Geschichte von Ducati. Ein PS stark, »Cucciolo« genannt, »Hündchen«. Die neueste Maschine hat 151 PS mehr – aus dem Welpen ist ein Hund geworden.

«Schifferstadt.» Das kleinste und älteste Ducati-Modell ist ein Mofa von 1948 mit einem PS, die aktuelle Multistrada hat 152 PS. Die kleine Ducati-Zeitreise ist eine der Attraktionen bei der Motorradausstellung des Schifferstadter Motorrad Clubs in der Waldfesthalle gewesen. Bei bestem Wetter war das auch eine schöne Saisoneröffnung für Motorradfahrer von nah und fern.

„Cucciolo“ heißt auf Deutsch „Hündchen“ – und so nannten die Italiener das motorisierte Fahrrad von Ducati, weil das kleine Motörchen mit seinen 50 Kubikzentimetern Hubraum sich so putzig wie ein bellendes Hündchen anhörte. „Das ist ein kleiner Viertakter“, sagt Stefan Berkel, der zweite Vorsitzende des MRC Schifferstadt und als Maschinenbau-Ingenieur Fachmann in Sachen Motor. Etwa 30 Jahre jünger als das Hündchen ist die Ducati 860 GTS, die aus 864 Kubikzentimetern schon 65 PS holt. Und weil das sportlich geduckt wirkende Motorrad nur 185 Kilo wiegt, kommt der Fahrer damit schon sehr flott voran. Als der Eigentümer die Maschine ankickt, ist das typische kernige Grollen einer Ducati zu hören. Baujahr 1998 ist daneben die Ducati 916 SPS, ein Superbike mit 1000 Kubikzentimetern Hubraum und 124 PS bei einem Gewicht von nur 190 Kilogramm. Bei der Ausstellung des Schifferstadter Motorradclubs in der Waldfesthalle dreht sich so einiges um Ducati. Während die Italiener früher Spezialisten für solche Sport-Motorräder waren, gibt es jetzt Maschinen für andere Fahrertypen. So baut Ducati auch Scrambler. Das sind Motorräder, die in den 50er- und 60er-Jahren entstanden und mit höherem Lenker und längeren Federwegen auch mal Ausflüge ins Gelände zuließen. Das zeigen auch die grobstolligen Reifen. Heute wird das Konzept von vielen Herstellern wiederbelebt. Auch BMW und Triumph bieten Scrambler an, ebenso die alte Marke Moto Morini, die gerade ein Comeback versucht. Auch diese Modelle sind in der Halle und davor zu sehen. Unter den präsentierten Marken sind auch Harley Davidson, Yamaha, Triumph und Suzuki. Am Sonntag besuchen Oldtimerfreunde die Ausstellung, die ihre Veteranen auf einem eigenen Parkplatz vor der Halle präsentieren. „Die Hersteller versuchen inzwischen, alle Nischen abzudecken und jedem Fahrer etwas zu bieten“, sagt Berkel. So gebe es unter dem Dach einer Marke PS-starke Straßenrenner, aber auch Geländemaschinen. „Jedem Narr sei Kapp`“, meint Berkel schmunzelnd. Der Ducati Scrambler ist ihm sympathisch, er sei angenehm zu fahren und gut zu handhaben. Die Bauweise eigne sich für entspanntes Cruisen, aber man könne damit auch mal eine Route forrestier, einen Waldwirtschaftsweg im Elsass, fahren. Die Maschine gefällt auch Monika Hengeler, die Probe sitzt. Sie kommt aus Kempten im Allgäu, um zusammen mit Peter Stubenbord aus Neuhofen eine Motorradtour durch die Pfalz zu machen – der Start in die Saison. „Das hier ist nicht bloß die Präsentation der Händler, das ist auch ein großes Treffen von Motorradfreunden in der Region“, sagt Berkel. Als Ingenieur hat er auch ein Augenmerk auf technische Neuheiten, wie bei der KTM 300 EXC, ein brandneues Modell. „Das ist ein Zweitakter mit Einspritzung, so etwas gibt es bislang selten“, sagt er. Entwickelt habe man die Technik, um in den Städten Asiens bessere Luft zu bekommen, wo Zweitakt-Motorrädern den größten Teil des Verkehrs ausmachten. Die bekannte blaue Fahne hinter Zweitaktern entstehe durch unvollständige Verbrennung des Kraftstoff-Öl-Gemischs. Die Einspritzung soll hier nur die benötigte Menge bereitstellen. Der neueste Streich aus dem Hause BMW ist die K1600B, ein Dickschiff mit einem Sechszylinder-Reihenmotor. Breiter Sitz, Trittbretter und Tempomat legen nahe, dass die Bayern hier auf den amerikanischen Markt zielen, meint Berkel. Leistungskönig der Ausstellung ist die Kawasaki Ninja H2 SXSE. Der mit einem Kompressor beatmete Motor erzeugt 200 PS. Laut Hersteller schafft man damit 300 Stundenkilometer – mit montierten Koffern. Ob das sinnvoll ist und ob das futuristisch windschnittig verkleidete Motorrad „schön“ ist, darüber kann man streiten.

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