Rhein-Pfalz Kreis Bücherei als Kindertreff

Knapp zwei Jahre lang haben sich in Heßheim Teilnehmer der offenen Jugendarbeit im Souterrain des Bürgerhauses quasi selbst betreut (wir berichteten 2013). Doch das ist vorbei, weil die damalige Clique älter geworden ist und sich verabschiedet hat. Ortsbürgermeister Karl Neunreither (SPD) will es damit bewenden lassen und setzt jetzt auf ganzjährige Angebote in der Gemeindebücherei.

„Wir bieten Kindern viel“, ist Neunreither überzeugt und nennt als Beispiele für Aktivitäten in der Bücherei unter der Leitung von Nicola Polizzano und Jutta John Bastelworkshops und Filmvorführungen. Der Bürgermeister lässt durchblicken, dass er die klassische offene Jugendarbeit, wie sie im Rest der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim von Jugendpflegern gemacht wird, für nicht mehr zeitgemäß hält, zumindest in Heßheim. Er verweist auf die Nachmittagsbetreuung in Ganztagsschulen und Hort. Seit die Jugendgruppe, deren Mitglieder 2013 im Alter zwischen 16 und 18 Jahren waren, den Heßheimer Jugendraum mit Billardtisch, Kicker und Bar aufgegeben haben, ist der Treff ungenutzt. Laut Bürgermeister Karl Neunreither hat ihm ein Wasserschaden zugesetzt, und der Putz sei von der Decke heruntergekommen. Nach der Renovierung soll dort der Karnevalverein Hessemer Kiesbolle sein Domizil haben. Jugendliche könnten als Ersatz ein ehemaliges Sitzungszimmer im Rathaus der Ortsgemeinde haben, sagt Neunreither, der sich, wie berichtet, Ende März vom Amt des Ortsbürgermeisters zurückziehen wird. Dass Heßheim die Aufgabe der Jugendarbeit der Verbandsgemeinde und ihren Sozialpädagogen überträgt, steht derzeit nicht zur Debatte. Denn nach wie vor soll die für offene Jugendarbeit relevante Altersgruppe lieber in der Heßheimer Gemeindebücherei in der Hauptstraße 38 Freizeitangebote und Ansprechpartner finden. „Die Kinder kommen bis zum Alter von etwa zwölf Jahren zu uns“, berichtet Büchereileiter Polizzano. „Ab Beginn der Pubertät werden die Besuche hier seltener.“ Überhaupt seien Jugendliche die am schwächsten vertretene Zielgruppe. Dennoch habe man eine Ecke für diese Altersgruppe eingerichtet – mit Sachbüchern, die gerade beim Besuch weiterführender Schulen gerne mal genutzt würden, aber auch mit aktuellen Hit-CDs, die ebenfalls regelmäßig ausgeliehen würden. „Wir versuchen wirklich viel, um die Jugendlichen nicht zu verlieren, aber es ist nicht einfach“, bedauert Polizzano und spricht vom „schwierigen Alter“ zwischen 13 und 16 Jahren. Hinzu komme, dass durch den Wechsel auf Schulen in Frankenthal sich dort neue Freundschaften bildeten, und die Stadt zum Anziehungspunkt bei der Freizeitgestaltung werde. Zudem sei die Distanz zwischen Heßheim und Frankenthal auch locker zu Fuß zu überwinden, anders als in den weiter entfernten Ortsgemeinden. Das Blatt wende sich meist ab dem 17. oder 18. Lebensjahr. Dann entdeckten die Jugendlichen die Bücherei wieder, „sie fangen an, sich Romane auszuleihen“, weiß Nicola Polizzano. |cei/ww

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